Kurz vorgestellt: American University

Frage: Warum studieren an der American University so viele internationale Studenten? Antwort: Weil sie bei der Google-Suche nach US-Hochschulen die Begriffe „American“ und „university“ eingeben und dann die erstbeste Uni nehmen, die angezeigt wird … Dieser Witz ist häufiger zu hören auf dem Campus dieser mittelgroßen privaten Universität (rund 13.000 Studenten) in Washington D.C. Zusammen mit der Georgetown University und der George Washington University zählt sie zu den „Großen Drei“ in der US-Hauptstadt. Anders als diese beiden liegt die American University aber nicht mitten in der Stadt, sondern etwas abseits in Tenleytown, einem ruhigen und sicheren Wohnviertel, das aufgrund der zahlreichen Botschaftsgebäude auch als „Embassy Row“ bekannt ist. Von dort ist man mit der Metro in zehn Minuten Downtown und kann sich den unzähligen Restaurants, Museen, Bars und Veranstaltungen der Hauptstadt widmen.

International und politisch

Der Name „American University“ klingt zunächst recht konservativ und staatstragend. Tatsächlich ist diese 1893 gegründete Hochschule in vieler Hinsicht alles andere als eine typische amerikanische Universität. Das fängt schon damit an, dass es auf dem Campus extrem multinational zugeht: Rund 10 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland; etwa 150 Länder sind vertreten. Diese internationale Atmosphäre ist auch für viele amerikanische Bewerber ein Grund, sich für American zu entscheiden. Und mehr als die Hälfte (!) verbringt einen Teil des Studiums im Ausland. Außerdem sind die Studierenden hier politisch äußerst interessiert und aktiv: Dass auf Partys die ganze Nacht über die Reform des Gesundheitswesens oder das System der Wahlkampfspenden diskutiert wird, ist keine Seltenheit. Auch wer anfangs keine Ahnung von der US-Politik hat, kommt an American kaum an den Fragen vorbei, die die Nation bewegen. Dabei sind die Studierenden überwiegend linksliberal gesinnt und mischen sich aktiv ein. Ein bunter, quirliger Haufen, weniger abgehoben-elitär als bei den berühmteren Nachbarn.

Top-Programme in BWL und International Studies

Auch akademisch ist die American University am stärksten in Politikwissenschaft, Wirtschaft, Jura und Journalismus aufgestellt. Die Kogod School of Business (Foto rechts) zählt zu den besseren Adressen für ein BWL-Studium in den USA. Weltweite Berühmtheit genießt jedoch vor allem die School of International Service (SIS), an der Bachelorstudenten einen B.A. im Fach „International Studies“ machen können. Dabei werden globale Entwicklungen aus Themenfeldern wie Friedens- und Konfliktforschung, Weltwirtschaft, Außen- und Sicherheitspolitik, Menschenrechte, Ungleichheit und Entwicklungspolitik mit jeweils regionalen Schwerpunkten aus politik-, wirtschafts-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive betrachtet. Wer sich für diese Themen begeistert, findet an keiner anderen US-Universität ein derart umfangreiches Angebot. Unnötig zu erwähnen, dass der Studiengang durch den Standort in der US-Hauptstadt unzählige Möglichkeiten bietet, das Gelernte durch Praktika zu bereichern und den Berufseinstieg vorzubereiten. Weitere akademische Stärken finden sich außerdem in den künstlerischen Fächern.

In punkto Reputation und Niveau reicht die American University sicher (noch) nicht ganz an den großen Konkurrenten Georgetown University heran. Aber mit ihrer Betonung auf „real-world experience“ wird auch ein anderer Schwerpunkt gesetzt: Die Praxisorientierung steht bei American im Vordergrund; viele Dozenten haben jahrelange Berufserfahrung in Politik und Wirtschaft gesammelt und geben diese an die Studierenden weiter (Vitamin B inklusive). Wie an jeder anderen US-Universität müssen auch die Bachelorstudenten an American unabhängig von ihrem Hauptfach zunächst ein Studium Generale absolvieren. Hierfür müssen jeweils zwei Kurse aus fünf sogenannten „Foundational Areas“ absolviert werden: „The Creative Arts“, „Traditions that Shape the Western World“, „The Global and Cross-Cultural Experience“, „Social Institutions and Behavior“ und „The Natural and Mathematical Sciences“. Auch an dieser thematischen Gruppierung zeigt sich, dass American einen etwas anderen Weg geht als viele andere US-Universitäten.

Studium in Washington D.C.

Mehr als zwei Drittel der Studierenden leben in Wohnheimen auf dem Campus, vor allem während der ersten beiden Studienjahre. Das Sozialleben spielt sich ebenfalls größtenteils auf dem Campus ab, aber natürlich lockt auch das hauptstädtische Nachtleben in den Ausgehbezirken Georgetown oder DuPont Circle – wenn auch die meisten Clubs erst ab 21 Jahren Einlass gewähren. Hinzu kommen die zahllosen Museen, Denkmäler und Kunstgalerien, die es zu besichtigen gilt; nicht zu vergessen die Live-Musik-Szene der Stadt. Die Universität selbst lockt regelmäßig bekannte Redner auf den Campus und bietet mit hunderten von studentischen Gruppierungen jeder und jedem eine passende Betätigung. Insgesamt sind die Studierenden der American University dafür bekannt, eine gute Balance aus Studium und Freizeit zu finden. Nur die Sportbegeisterung lässt zugunsten der Politik etwas zu wünschen übrig; auch in diesem Punkt ist die Uni eher unAmerican.

Kosten und Stipendien

Die Studiengebühren für ein Bachelorstudium an der American University betragen zurzeit rund 48.000 US-Dollar pro Jahr. Nimmt man Unterkunft und Verpflegung auf dem Campus hinzu, belaufen sich die Kosten auf rund 65.000 US-Dollar pro Jahr. Dies klingt sehr teuer – und ist es auch! – liegt aber noch deutlich unter dem, was die Konkurrenz in Washington D.C. verlangt. Zumal die American University speziell für leistungsstarke internationale Studenten eine Vielzahl an sogenannten „merit-based scholarships“ zwischen 8.000 und 20.000 US-Dollar pro Jahr vergibt – Stipendien also, bei denen es nicht auf die Zahlungskraft der Eltern, sondern allein auf besondere schulische und außerschulische Leistungen ankommt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die American University von ausländischen Bewerbern keine Ergebnisse aus dem Eignungstest SAT oder ACT verlangt. Die Bewerbungsfrist bei einem geplanten Studienbeginn im Herbst ist jeweils der 15. Januar eines Jahres.

Weitere Beiträge in der Reihe „Kurz vorgestellt“:

Fotos (c) American University. Used by permission.

Video-Tour: Diese 9 Unis in Boston muss man kennen!

Boston ist die US-Studentenmetropole schlechthin. Nirgendwo sonst gibt es eine solche Dichte an exzellenten Colleges und Universitäten: Mehr als 50 sind es, wenn man nicht nur Boston selbst, sondern die gesamte Region betrachtet. Und doch hat man im Ausland oft nur von Harvard und MIT gehört – dabei hat die Region so viel mehr zu bieten! Im Juli 2016 habe ich gemeinsam mit anderen Studienberatern aus aller Welt neun herausragende und höchst unterschiedliche Hochschulen in Boston besucht. Meine Kamera war immer dabei, und so freue ich mich, jetzt den Film THE BOSTON COLLEGE TOUR: 9 UNIVERSITIES IN 9 MINUTES zu präsentieren – ein Kurztrip durch die vielfältige Hochschullandschaft der Stadt, der hoffentlich Lust auf mehr macht. Für Fragen und Beratung zum Studium in Boston stehe ich natürlich gern zur Verfügung. Viel Spaß!

Im Video sind zu sehen (in dieser Reihenfolge): Suffolk University ++ Emerson College ++ Boston University ++ Tufts University ++ Wellesley College ++ Babson College ++ Bentley University ++ Brandeis University ++ Northeastern University. Mehr Informationen zu diesen Hochschulen auf https://consultUS.org/study-in-boston.

Kurz vorgestellt: Princeton University

Unter den „Großen Drei“ der amerikanischen Ivy League Universitäten (Harvard-Yale-Princeton) ist die Princeton University in Princeton (New Jersey) mit nur rund 7.500 Studierenden (davon 5.000 im Bachelorstudium) die kleinste. Damit besetzt die Hochschule unter den Super-Eliteuniversitäten der USA eine besondere Nische. Denn einerseits handelt es sich um eine führende Forschungsuniversität mit zahlreichen Spitzenforschern auf allen Gebieten, andererseits haben diese Star-Professoren  aufgrund der relativ geringen Zahl an Masterstudierenden und Doktoranden die Möglichkeit, einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit den Bachelorstudierenden zu widmen. Das bedeutet: eine intensive Betreuung und viele Möglichkeiten für anspruchsvolle eigene Studienvorhaben unter Anleitung eines Hochschullehrers. Auch in punkto Location hebt sich Princeton von der Konkurrenz ab: Während Harvard Teil der Ostküstenmetropole Boston ist und New Haven (Yale) noch immer zu den US-Städten mit der höchsten Kriminalitätsrate zählt, ist das Städtchen Princeton (ca. 25.000 Einwohner) klein, wohlhabend und weitgehend sicher.

Der beeindruckende Campus der Universität erinnert mit seiner überwiegend neugotischen Architektur an Oxford, Cambridge und Harry Potter. (Eine virtuelle Tour mit vielen Fotos gibt es hier.) Besonders ins Auge stechen die riesige, reich verzierte Universitätskirche und der Cleveland Tower, der sich majestätisch über die Baumwipfel erhebt. Andere Gebäude wie die mehr als 250 Jahre alte Nassau Hall sind im Kolonialstil gehalten, während einige moderne Einrichtungen von führenden Architekten wie Robert Venturi und IM Pei entworfen wurden. Insgesamt aber sieht Princeton haargenau so aus, wie man sich eine Ivy League Universität vorstellt. Noch immer hält sich übrigens hartnäckig die (widerlegte) Legende, dass der Begriff „Ivy League“, der sich eigentlich nur auf die Mitgliedschaft in einer Sportliga bezieht, seinen Ursprung in den Efeuranken an den Mauern von Nassau Hall hat. Das Ganze wirkt sehr gediegen und exklusiv, und obwohl Geld bei der Zulassung keine Rolle spielt, hängt Princeton nachhaltig der Ruf an, eine Bastion des privilegierten Neuengländer Geldadels zu sein. Tatsächlich ist die sozioökonomische Mischung der Studentenschaft aber kaum anders als an den anderen Ivy League Hochschulen.

Unterschied zu Harvard und Yale: Fokus auf das Bachelorstudium

West_College_PrincetonWas Princeton von den anderen Ivy League-Institutionen unterscheidet, ist vor allem der starke Fokus auf das vierjährige Bachelorstudium. Für eine Forschungsuniversität bietet Princeton den Bachelorstudenten einen ungewöhnlich engen Kontakt zu den Professoren. Selbst die Einführungsvorlesungen werden nicht, wie oft an größeren Einrichtungen, von wissenschaftlichen Assistenten und Doktoranden gehalten, sondern fast immer von den berühmten Professoren höchstpersönlich. Das Freshman Seminar Program, an dem rund zwei Drittel aller Studienanfänger teilnehmen, bietet weitere Möglichkeiten, gleich zu Beginn des Studiums einen engen Kontakt zum Lehrpersonal aufzubauen. Bei diesem Programm können sich die Studierenden in kleinen Gruppen in eines von mehr als 60 Themen vertiefen und dabei das Handwerk des wissenschaftlichen Arbeitens lernen.

Alle Bachelorstudierenden müssen zudem unabhängig von ihrem Hauptfach eine Art Studium Generale absolvieren, zu dem unter anderem Kurse in Erkenntnistheorie, Ethik, Literatur, Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaft gehören. Das ist an den meisten US-Universitäten so. Wer an Princeton studiert, muss allerdings im dritten Studienjahr zusätzlich zum normalen Kurspensum noch zwei längere eigenständige Arbeiten zu je 30 Seiten verfassen. Außerdem ist Princeton eine der wenigen US-Universitäten, an denen die Bachelorstudierenden im letzten Studienjahr eine lange Abschlussarbeit („senior thesis“) erstellen müssen, die einer Masterarbeit in Deutschland in nichts nachsteht. Viele Absolventen sagen, die Arbeit an ihrer „senior thesis“ sei eine ihrer besten Erfahrungen an Princeton gewesen. Aus all dem dürfte deutlich werden, dass das Niveau hier höchst anspruchsvoll ist, und die Bestnote „A“ ist bedeutend schwieriger zu bekommen als an anderen Elitehochschulen, wo oftmals noch immer die berüchtigte „grade inflation“ vorherrscht.

Natürlich bringt die überschaubare Größe der Universität auch einige Nachteile mit sich, denn die Auswahl an Kursen ist dadurch kleiner als an größeren Einrichtungen. Aber ein Mangel an Masse bedeutet keineswegs einen Mangel an Klasse. Bei den Studiengängen gehören Mathematik, Philosophie, Anglistik, Physik, VWL, Molekularbiologie, Verwaltungswissenschaft und Romanistik zum Besten, was die USA zu bieten haben. Auch die Ingenieurwissenschaften sind stark vertreten. Eine der bekanntesten Einrichtungen ist  die renommierte politikwissenschaftliche Woodrow Wilson School of Public and International Affairs, benannt nach dem ehemaligen US-Präsidenten, Friedensnobelpreisträger und Princeton-Absolventen Woodrow Wilson.

Studentenleben: Gemeinsames Wohnen und exklusive Clubs

Whitman_College_PrincetonDie Mehrheit der Princeton-Studierenden ist eher konservativ-traditionell eingestellt, und wer einen politisch aktiven Campus sucht, sollte sich andernorts umsehen. Um die sozialen Kontakte der Studierenden untereinander zu verbessern, hat die Hochschule kürzlich ihre Wohnheime zu sogenannten Residential Colleges gruppiert (Foto rechts: Whitman College), in denen die Studierenden in den ersten beiden Jahren gemeinsam wohnen, essen und Aktivitäten nachgehen. Die Studierenden im dritten und vierten Studienjahr hingegen sind häufig Mitglied in sogenannten Eating Clubs, die Studentenverbindungen ähneln und einen Großteil des Soziallebens auf sich vereinen. Ähnlich wie bei den fraternities/sororities handelt es sich dabei um Bastionen des Traditionalismus, zu denen der Zugang entweder per Losentscheid oder Auswahlverfahren vergeben wird.  Die beiden ältesten Eating Clubs – der Ivy Club und der Tiger Inn – wurden erst 1991 gerichtlich dazu gezwungen, auch Frauen aufzunehmen. Mit Mitgliedsgebühren von rund $5.000 pro Jahr ist der Ivy Club auch die teuerste Verbindung. Die Spaltung, die diese exklusiven Cliquen in die Princeton-Studierendenschaft bringen, soll durch die anhaltende Anbindung an die „Residential Colleges“ vermindert werden. Vereint sind außerdem alle in der Begeisterung für den Princeton den Sport und die Spiele der „Tigers“ (insbesondere Football und Basketball).

Bewerbung und Zulassung an Princeton

Genau wie an den anderen renommierten US-Universitäten herrscht um die Zulassung an Princeton extreme Konkurrenz. In diesem Jahr (2016) wurden von rund 29.000 Bewerbern nur knapp 1.900 zugelassen; das entspricht einer Quote von 6,5 Prozent – ein neuer (Minus-)Rekord. Zur Bewerbung gehören neben den schulischen Leistungen seit einschließlich Klasse 9 auch Ergebnisse aus den Eignungstests SAT oder ACT sowie zwei SAT Subject Tests. Dass die Schulnoten absolut top sein müssen, versteht sich von selbst – rund die Hälfte der angenommenen Bewerber hatte die Bestnote 1,0 (bzw. 4,0 im US-Notensystem).

Aber Top-Noten und Spitzenwerte in den Tests sind nicht alles, denn das können fast alle Bewerber vorweisen. Für eine erfolgreiche Zulassung kommt es darauf an, der Universität zu zeigen, was einen darüber hinaus auszeichnet. Auf der Webseite heißt es:

We look for students who make a difference in their schools and communities, so tell us about your leadership activities, interests, special skills and other extracurricular involvements. Tell us if you’ve had a job or a responsibility in your home. Most Princeton students were academic standouts in high school. Most of them also invested their energy and talents in significant ways outside the classroom. We want to know what you care about, what commitments you have made and what you’ve done to act on those commitments.

Kurz gesagt: Ein 1,0-Abitur und dreimal die Woche Sport genügen nicht. Princeton sucht Schüler, die für eine oder mehrere Sachen brennen, rausgehen und etwas auf die Beine stellen. Außerdem kommt es natürlich darauf an, die eigene Persönlichkeit durch einprägsame Essays in bestem Licht zu präsentieren. Hier ein aktuelles Beispiel für einen erfolgreichen Ivy-League-Essay.

Geld spielt keine Rolle: Kosten und Stipendien

Firestone_Library_PrincetonDie Kosten eines Studiums an Princeton betragen zurzeit insgesamt rund $64.000 pro Jahr, inklusive Studiengebühren, Unterkunft und Verpflegung. Natürlich zahlen bei weitem nicht alle Studierenden diese hohe Summe, sondern nur diejenigen, die es sich leisten können. Alle anderen (rund zwei Drittel) erhalten zum Teil erhebliche Finanzbeihilfen von der Universität und/oder der US-Regierung. Für die Zulassung spielt die Zahlungsfähigkeit überhaupt keine Rolle, denn Princeton arbeitet nach dem Prinzip der „need-blind admission“: Die Zulassungsentscheidung wird ohne Ansehen der finanziellen Möglichkeiten der Bewerber getroffen. Stellt sich dann heraus, dass ein angenommener Bewerber das Studium nicht aus eigener Tasche bezahlen kann, zahlt die Universität die Differenz zwischen dem, was die selbst aufbringen kann, und den Gesamtkosten – bis hin zum Vollstipendium. Und es kommt noch besser: Princeton ist eine von zurzeit nur fünf US-Universitäten, die diese Praxis auch auf ausländische Bewerber anwenden! Hier gilt also tatsächlich, dass ein USA-Studium am Geld nicht scheitern muss. Die eigentliche Hürde besteht freilich darin, überhaupt zu den auserwählten 6 Prozent zu gehören, die eine Zusage erhalten.

Weitere Beiträge in der Reihe „Kurz vorgestellt“:

Fotos: (c) Pete Spiro / Shutterstock.com, Wikipedia

In New York studieren: Colleges und Universitäten jenseits von Manhattan

Die Aussicht ist spektakulär. New York in voller Pracht. Kilometerweit geht der Blick; wie von einem Flugzeug aus betrachtet entfaltet sich das atemberaubende Panorama. Doch dies ist kein Wolkenkratzer in Manhattan, und zu sehen ist nicht das hektische Treiben der Stadt, die niemals schläft. Stattdessen sanfte, satt-grüne Hügel, soweit das Auge reicht. Dazwischen der Cayuga Lake, blau und klar wie ein schwedischer Bergsee und umgeben von dichten Wäldern, turmhohen Wasserfällen und zahlreichen Schluchten.

Wir sind in der Finger-Lakes-Region im US-Staat New York, rund 250 Kilometer nördlich von New York City, im 14. Stock des East Tower, einem Wohnheim auf dem Campus des Ithaca College. Hier oben in der TC Lounge gibt es Wraps mit Hummus und Taboulé, fair gehandelten Kaffee und Kakao, gemütliche Sessel zum konzentrierten Arbeiten und jeden Mittwochabend die Open Mike Night für Campus-Künstler. Im Hintergrund leuchten dazu die Lichter von Ithaca, einem Studentenstädtchen par excellence, voller Cafés, Kneipen, Restaurants, Bioläden, Museen und kultureller Aktivitäten. Mit einer Gruppe von Studienberatern bin ich eine Woche lang in New York unterwegs, um mir ein persönliches Bild von den Hochschulen im „Empire State“ zu machen.

Dass hier trotz der ländlichen Umgebung nicht der Hund begraben ist, hat seinen Grund. Denn Ithaca ist nicht nur die Heimat des mit 7.000 Studierenden relativ kleinen Ithaca College, sondern auch Standort der weltberühmten Cornell University. Während die Ivy-League-Hochschule ihren Ruf hauptsächlich ihren exzellenten Forschungsleistungen verdankt, punktet Ithaca College mit einer hervorragenden Bachelorausbildung, zum Beispiel im Bereich Publizistik und Kommunikationswissenschaft. So wird die wohl beste Studentenzeitung der USA nicht an Harvard oder Stanford gemacht, sondern hier: The Ithacan, mehrfach preisgekrönt und Sprungbrett für zahlreiche Karrieren in den US-Medien.

Klein aber fein: Liberal Arts Colleges

„Upstate New York“, wie die Amerikaner das Gebiet nördlich von New York City nennen, ist reich an erstklassigen Hochschulen. Da sind zum einen die vielen „Liberal Arts Colleges“: zumeist kleine, private Hochschulen, die sich ganz auf die Bachelorausbildung konzentrieren und dabei einen breiten interdisziplinären Ansatz verfolgen, der die umfassende Förderung des Wissens in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften zum Ziel hat. Sie bieten ein anspruchsvolles Studium, kleine Kursgrößen, engagierte Professoren, traumhafte Betreuungsverhältnisse und eine intensive Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem Campus. Oft liegen sie allerdings auch ziemlich weit ab vom Schuss.

Colgate UniversityParadebeispiele für diesen Hochschultyp sind das Hamilton College (ca. 1.900 Studierende) in Clinton, New York, und nur eine halbe Stunde entfernt die Colgate University (ca. 2.800 Studierende, Foto links), verwirrenderweise in einem Örtchen namens Hamilton gelegen und trotz der Bezeichnung „Universität“ ein mustergültiges Liberal Arts College (und ja, benannt nach dem Zahnpasta-Mogul William Colgate). Beide Hochschulen beeindrucken mit einem Bilderbuch-Campus aus braun-grauem Sandstein, sind anmutig auf Hügeln gelegen und umgeben von sattem Grün. Fast alle Studierenden und Professoren leben auf dem Hochschulgelände oder in der unmittelbaren Umgebung. Dadurch entsteht eine enge Gemeinschaft, die nach dem Studium ihre Fortsetzung in starken Ehemaligen-Netzwerken findet.

Vom Fächerangebot her praktizieren beide Hochschulen die Liberal Arts-Philosophie in Reinform. Berufsorientierte Fächer wie BWL, Jura oder Ingenieurwesen sucht man vergebens; stattdessen können die Studierenden frei aus der Palette der Geistes, Sozial- und Naturwissenschaften wählen, verschiedene Richtungen ausprobieren und Kurse flexibel kombinieren. An Hamilton wurden vor ein paar Jahren sogar alle Pflichtkurse abgeschafft; mit dem „open curriculum“ können sich die Studierenden nun querbeet, ganz nach ihren individuellen Interessen und interdisziplinär bilden. Studieren in der Provinz bedeutet folglich nicht Provinzialität im Denken: „Wir sind hier an diesem wunderschönen Ort“, sagt Douglas Hicks, der an Colgate die Zulassung zum Bachelorstudium leitet, „aber wir sind uns der Welt um uns herum sehr bewusst.“ Rund zwei Drittel der Colgate-Studierenden verbringen einen Teil ihres Studiums im Ausland. Ein Spitzenwert, nicht nur für US-Verhältnisse.

Studiengänge für Querdenker und Individualisten

UnionDennoch: Das Studium in ländlicher Isolation ist nicht jedermanns Sache. Wer etwas mehr Abwechslung möchte, ohne auf die Liberal Arts-Erfahrung verzichten zu müssen, wird vielleicht am Union College in Schenectady unweit der Landeshauptstadt Albany fündig. Union unterscheidet sich insofern von den meisten anderen Liberal Arts Colleges, als man hier auch Maschinenbau, Elektrotechnik oder Technische Informatik studieren kann. So ergeben sich ungewöhnliche und in Deutschland undenkbare Fächerkombinationen wie Physik und Musik. Blickfang auf dem 1813 vom französischen Landschaftsarchitekten Joseph Jacques Ramée gestalteten Campus ist das denkmalgeschützte, 16-seitige Nott Memorial (Foto), das heute für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt wird.

Eine weitere attraktive Option für kreativ-künstlerisch veranlagte Köpfe mit unkonventionellen Ideen ist das Skidmore College in Saratoga Springs, einem historischen Kurort mit berühmter Pferderennbahn, dessen Einwohnerzahl sich während der Rennsaison verdreifacht – geballtes Nachtleben inklusive. Auch Skidmore bietet Fächer, die sich an Hochschulen dieser Art sonst eher selten finden, darunter BWL, Erziehungswissenschaft oder Soziale Arbeit. Aber auch die Naturwissenschaften und die Künste sind stark vertreten: Mit dem Arthur Zankel Music Center verfügt die Hochschule über einen brandneuen Konzertsaal, dessen fantastische Akustik das Herz jedes Musikliebhabers höher schlagen lässt.

Universitäten und technische Hochschulen

Rensselaer Polytechnic InstituteBrillante Klänge sind auch am Rensselaer Polytechnic Institute (RPI) zu hören, einer der führenden technischen Universitäten der USA. Das Gebäude des neuen „Experimental Media and Performing Arts Center“ passt sich automatisch der musikalischen Darbietung und den verwendeten Instrumenten an – ein Meisterstück der Ingenieurskunst. Die ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengänge sind denn auch das Hauptzugpferd dieser mittelgroßen Hochschule in Troy (nahe Albany). Aber auch die Wirtschaftswissenschaften sind mit der Lally School of Business stark vertreten. Viele RPI-Studierende kombinieren ihre Ingenieursausbildung mit Kursen aus der BWL und machen so faktisch einen Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen – ein Studienfach, das es in der Form in den USA nicht gibt.

Auch Rochester, die drittgrößte Stadt New Yorks, kann mit einer hervorragenden technischen Universität aufwarten: Das Rochester Institute of Technology (RIT) ist mit rund 18.000 Studierenden mehr als doppelt so groß wie das RPI und auch als „the city of brick“ bekannt, denn der gesamte weitläufige Campus ist aus rund 15 Millionen, eigens dafür hergestellten Ziegeln erbaut. Neben seiner modernen technischen Ausstattung besticht das RIT vor allem durch ein praxisnahes Bachelorstudium: Wie kaum eine andere US-Universität vermittelt RIT den Studierenden jährlich Tausende an größtenteils bezahlten Praktika, die auf das Studium angerechnet werden.

EastmanEbenfalls in Rochester zuhause: die University of Rochester, eine große private Forschungs-universität mit rund 10.000 Studierenden. Genau wie am Hamilton College wurden hier vor einigen Jahren alle Pflichtveranstaltungen im Bachelorstudium abgeschafft. Die Uni ist somit besonders attraktiv für eigenständige Studierende, die von intellektueller Neugier getrieben sind und sich für mehrere Fächer gleich stark interessieren. „Bei uns kann man ein Fach für sich selber und eins für die Eltern studieren“,  scherzt Jonathan Burdick, der an der University of Rochester die Zulassung zum Bachelorstudium leitet. Ein weiteres Juwel der Hochschule ist die Eastman School of Music (Foto), eines der besten Konservatorien der USA.

Flexibilität und Wahlmöglichkeiten bestimmen auch das Bachelorstudium an der Syracuse University in der gleichnamigen Stadt mitten im Staat New York. „Die Studierenden wechseln in den ersten Jahren oft mehrfach zwischen den verschiedenen Fakultäten hin und her, bevor sie sich auf ein oder zwei Hauptfächer festlegen“, erzählt Karen Bass, die für die Zulassung ausländischer Bewerber zuständig ist. Ihre besonderen Stärken hat die Universität unter anderem in der BWL (insbesondere im Bereich Entrepreneurship), der Publizistik und der Informationswissenschaft: Wer sich für Informationsmanagement, digitale Kommunikation und das Web 2.0 interessiert, findet mit der iSchool in Syracuse eine der weltweit besten Adressen.

Stipendien für ausländische Studierende

StudienfinanzierungAbiturienten aus Deutschland mit ordentlichen Noten haben gute Zulassungschancen bei allen genannten Hochschulen. Ein größere Schwierigkeit dürfte die Finanzierung darstellen, denn mit Studienkosten von rund 60.000 Dollar pro Jahr ist ein Bachelorstudium in Upstate New York – und in den USA allgemein – für die wenigsten bezahlbar.  Fast alle genannten Hochschulen bieten jedoch Stipendien und finanzielle Unterstützung an. Insbesondere die kleinen Liberal Arts Colleges vergeben im Falle einer erfolgreichen Zulassung Stipendien, die die Differenz zwischen dem, was das Studium kostet und was man aus eigener Tasche bezahlen kann, abdecken. Das kann bis hin zum Vollstipendium reichen. Allerdings ist klar, dass dafür neben sehr guten Schulnoten auch Top-Ergebnisse bei den Zulassungstests, überzeugende Empfehlungsschreiben von Lehrern und ein insgesamt attraktives Bewerbungsprofil nötig sind.

Zurück in der Finger-Lakes-Region sind wir inzwischen in Geneva (zu deutsch: Genf) angekommen, aber vor uns liegt nicht der Genfer See, sondern Seneca Lake, der größte der Finger Lakes. Direkt am Ufer liegt das kleine Hobart & William Smith College – eigentlich zwei Colleges in einem (Hobart für die Männer, William Smith für die Frauen), die sich aber bis auf ein paar Verwaltungsfunktionen alles teilen. Die Geschlechter lernen und leben gemeinsam. Auch hier wird interdisziplinäres Lernen und eine breite Bildung großgeschrieben. Statt ein vorgegebenes Kursprogramm zu absolvieren, wählen die Studierenden individuell ihre Kurse so, dass sie am Ende insgesamt acht allgemeine Lernziele erreichen, darunter die Entwicklung effektiver Kommunikationskompetenzen. Außerdem findet sich auf dem hübschen, aber unspektakulären Campus wider Erwarten auch eine der besten Architekturfakultäten der USA.

New York steckt eben voller Überraschungen, auch nördlich von Manhattan.

Dieser Artikel erschien zuerst im Oktober 2013 auf der Go out!-Webseite des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Alle Fotos: (c) Carsten Bösel

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Kurz vorgestellt: Stanford University

Die private Stanford University in Kalifornien zählt zu den renommiertesten Universitäten der Welt. Mit insgesamt rund 15.000 Studierenden, davon knapp die Hälfte im Bachelorstudium, hat die Hochschule für viele genau die richtige Größe: nicht zu groß, nicht zu klein. Gelegen ist Stanford in der San Francisco Bay Area, unweit der Stadt Palo Alto, einer High-Tech Hochburg im nordwestlichen Silicon Valley. Ein Studienplatz an Stanford ist heiß begehrt: Im letzten Jahr (2015) wurden von 38.828 Bewerbern für das Bachelorstudium nur 2.209 zugelassen; das entspricht einer Quote von 5,7 Prozent. Fast alle zugelassenen Bewerber zählten zu den besten 10 Prozent ihres Jahrgangs, und rund 75 Prozent hatten beim Eignungstest SAT mehr als 700 Punkte (von 800) in den einzelnen Abschnitten erreicht. Damit liegt Stanford in punkto Reputation und Zulassungschancen inzwischen gleichauf mit den Ivy League-Elitehochschulen an der amerikanischen Ostküste.

Stanford und die Ivy League

Abgesehen von den Zulassungsstatistiken gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen Stanford und der Ivy League. Das liegt nicht nur daran, dass in Kalifornien häufiger und länger die Sonne scheint als in Massachusetts oder Connecticut. Die ganze intellektuelle Kultur und die Atmosphäre auf dem Campus sind anders. Während die ersten großen Universitäten an der Ostküste ursprünglich nach europäischem Vorbild gegründet wurden, um über Fragen der menschlichen Existenz und den Sinn des Lebens nachzudenken, gründet sich Stanfords Ruhm auf seiner Stärke in den Naturwissenschaften und dem Ingenieurwesen, wo es um praktische Anwendungen und Erfindergeist geht und weniger darum, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. In diesem Sinne ist Stanford die erste große wirklich „amerikanische“ Universität. Erst später kamen dann auch exzellente Programme in den Geistes- und Sozialwissenschaften hinzu. Diese unterschiedliche Ausrichtung merkt man bis heute; sie wird noch verstärkt durch die typisch kalifornische „Laid back“-Mentalität.

Stanford University-2Auch äußerlich sieht man die Unterschiede: Stanfords großer grüner Campus mit seinen im spanischen Kolonialstil gehaltenen, von roten Ziegeln bedeckten Gebäuden ist offen und der Welt zugewandt, während die efeuumrankten, neogotischen Innenhöfe der Ostküsten-Unis eher den Blick nach innen symbolisieren – auch wenn Architekturkritiker gelegentlich spötteln, der Stanford-Campus sehe aus wie das größte mexikanische Restaurant der Welt. Aber Stanford unterscheidet sich auch vom großen lokalen Rivalen UC Berkeley, der vielleicht besten staatlichen Universität der USA, die nur wenige Meilen entfernt liegt. Während auf dem Berkeley-Campus mit seinen 35.000 Studierenden ein ständiges Gewusel herrscht und der legendäre Polit-Aktivismus noch immer zu finden ist, geht es an Stanford ruhiger, gediegener und wohlhabender zu – schließlich ist das Studium hier mit Gebühren von aktuell rund 42.000 US-Dollar pro Jahr auch bedeutend kostspieliger.

Überall Spitze: Studienfächer an Stanford

Stanfords große akademische Stärken liegen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, in Informatik, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Doch auch die anderen Fachbereiche sind durch die Bank hervorragend. Aber wie an den meisten anderen US-Hochschulen gibt es auch hier umfangreiche allgemeinbildende „general education requirements“, die alle Bachelorstudenten unabhängig vom ihrem späteren Hauptfach belegen müssen. Im ersten Studienjahr zum Beispiel ist in jedem Quartal ein Einführungskurs in die Geisteswissenschaften vorgeschrieben, in dem die Studierenden sich in der Textanalyse üben sollen. Auch Schreibkurse und Fremdsprachen stehen auf dem Programm. Ihr Hauptfach („major“) wählen die Bachelorstudenten erst im Verlauf des Studiums, basierend auf ihren intellektuellen Interessen und in Absprache mit Ihrem Academic Director und „Pre-Major Advisor“.

Das Studium an Stanford ist höchst anspruchsvoll, bietet aber auch viel Flexibilität, ungewöhnliche, interdisziplinäre Programme sowie die Möglichkeit, sich bereits früh an der wissenschaftlichen Forschung zu beteiligen. Die allermeisten Lehrveranstaltungen werden von den Professoren selbst unterrichtet, nicht von ihren Assistenten, wie oft an großen Hochschulen üblich. In rund drei Vierteln der Kurse sitzen nach Angaben der Hochschule nicht mehr als 20 Studierende – da ist Raum für intensive Diskussionen.

Studentisches Leben

Stanford-4Der Großteil des Soziallebens an Stanford spielt sich auf dem Campus ab. Alle Studienanfänger werden in Wohnheimen untergebracht. Die meisten bleiben auch dort, da das Silicon Valley extrem teuer ist. Die nahegelegenen Hügel eignen sich perfekt zum Joggen und Radfahren; außerdem sind die Pazifikküste und San Francisco in weniger als einer Stunde erreichbar. Etwas längere Ausflüge führen in die Sierra Nevada oder nach Los Angeles. Wenn man von Freizeitaktivitäten an Stanford spricht, darf natürlich auch der Sport nicht unerwähnt bleiben, denn die Begeisterung dafür ist riesig, und die Teams der Hochschule haben seit 1980 fast 80 nationale Meistertitel geholt, insbesondere im Baseball und im Football. Das jährliche Football-Duell gegen den Erzrivalen Berkeley ist als „Big Game“ bekannt. Auch für Freizeitsportler gibt es zahlreiche Möglichkeiten; allein der Sportkomplex der Hochschule umfasst 26 Tennisplätze, 2 Turnhallen, ein Stadion, einen Golfplatz und 4 Schwimmbecken. Kurz gesagt, Stanford bietet das komplette Paket: erstklassiges Studium, erstklassigen Sport, sonniges Wetter, faszinierende Leute und kalifornische Entspanntheit.

Bewerbung an Stanford

Wer sich erfolgreich an Stanford bewerben will, braucht vor allem eines: herausragende Schulnoten und Top-Ergebnisse in den Eignungstests SAT oder ACT sowie den Nachweis sehr guter Englischkenntnisse in den Sprachtests TOEFL oder IELTS. Doch das allein genügt nicht: Die Universität schaut auch danach, was jemand außerhalb des Unterrichts so alles auf die Beine stellt. Gefragt sind Begeisterung, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft, Führungskraft und generell ein attraktives Persönlichkeitsprofil. Dies ist nicht Stanford-spezifisch, sondern gilt für alle hochrangigen US-Universitäten. Dennoch ist die Konkurrenz hier natürlich besonders groß. Um die Bewerber besser kennenzulernen, verlangt Stanford neben dem Haupt-Bewerbungsessay noch drei weitere Kurzessays, die schon so manchem Bewerber Kopfzerbrechen bereitet haben. In jeweils nicht mehr als 250 Wörtern gilt es, folgende Fragen originell zu beantworten:

  • The Stanford community is deeply curious and driven to learn in and out of the classroom. Reflect on an idea or experience that makes you genuinely excited about learning.
  • Virtually all of Stanford’s undergraduates live on campus. Write a note to your future roommate that reveals something about you or that will help your roommate – and us – get to know you better.
  • Tell us about something that is meaningful to you and why.

Kosten eines Studiums an Stanford

Stanford-3Summa summarum (also inkl. Unterkunft im Wohnheim und Verpflegung) belaufen sich die Studienkosten an Stanford zurzeit auf circa 60.000 US-Dollar pro Jahr. Gleichzeitig vergibt die Universität aber auch zum Teil sehr hohe Stipendien bis hin zur Übernahme der kompletten Kosten – und zwar auch für internationale Bewerber! Bei diesen Finanzhilfen handelt es sich um „need-based aid“, d.h. die Förderung beruht allein auf finanzieller Bedürftigkeit. Wer sich dafür bewerben will, muss zusammen mit der Bewerbung die finanzielle Situation der Familie offen legen, ähnlich wie beim Bafög in Deutschland. Im Falle einer Zulassung übernimmt die Universität dann die Differenz zwischen dem, was die Familie selbst zahlen kann und dem, was es insgesamt kostet. Anders ausgedrückt: Wer das Studium bezahlen kann, muss auch zahlen und bekommt kein Stipendium. Wer nicht (alles) zahlen kann, wird unterstützt. Der Haken für ausländische Bewerber ist natürlich, dass die Zahlungsfähigkeit eine gewisse Rolle bei der Zulassungsentscheidung spielt, d.h. je mehr Geld man von der Universität benötigen würde, desto unwiderstehlicher muss die Bewerbung sein. Also noch unwiderstehlicher als sie bei der großen Konkurrenz ohnehin schon sein muss.

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Weitere Beiträge in der Reihe „Kurz vorgestellt“:
Video-Tour: Diese 9 Unis in Boston muss man kennen!
American University, Columbia University, Princeton University

Fotos (c) Wikipedia

Kurz vorgestellt: Columbia University

Die private Columbia University in New York City (Manhattan) zählt zu den acht Ivy League-Universitäten und damit auch zu den renommiertesten Hochschulen weltweit. Sie ist bekannt für ein anspruchsvolles Studium und Spitzenleistungen in der Wissenschaft. Anders als der lokale Rivale, die New York University (NYU), verfügt sie über einen sehr schönen, traditionellen Campus in der Upper West Side (Morningside Heights), einer hübschen, recht wohlhabenden und ziemlich sicheren Gegend unweit des Central Park. Fast alle Bachelorstudenten wohnen während der gesamten vier Jahre auf dem Campus, und auch viele Professoren haben ihre Apartments in der näheren Umgebung. Dadurch entsteht ein starkes Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeits-gefühl unter den rund 26.000 Studierenden (davon rund 8.000 im Bachelorstudium).

Zwei Jahre Studium Generale: Das Core Curriculum

Für das Bachelorstudium ist vor allem das Columbia College zuständig, das rund 60 Studienfächer in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften anbietet. Das wichtigste Merkmal des Bachelorstudiums an Columbia ist das sogenannte Core Curriculum, auf das die Universität sehr stolz ist. „Core Curriculum“ bedeutet, dass alle Studierenden in den ersten zwei Studienjahren in kleinen, diskussionsorientierten Seminaren mit max. 25 Teilnehmern die gleichen Texte aus verschiedenen Fachbereichen (z.B. Literatur, Naturwissenschaft, Fremdsprachen etc.) lesen und besprechen – unabhängig von ihrem späteren Hauptfach. Dieses Studium Generale soll der Allgemeinbildung dienen und die kritische Reflexion über Fächergrenzen hinweg (interdisziplinär) fördern, so dass die Absolventen der Universität „well-rounded persons“ sind. Erst am Ende das zweiten Studienjahres wählen die Columbia-Studenten ihr Hauptfach, in dem sie dann rund 10 Kurse belegen. Das Studium gliedert sich also wie folgt: ein Drittel Core Curriculum, ein Drittel Hauptfach, ein Drittel Kurse nach Wahl, „concentrations“ oder ein zweites Hauptfach („double major“).

DSC03602Die Qualität des Studiums ist durch die Bank hervorragend. Die besten Angebote finden sich in Anglistik, Geschichte, Politikwissenschaft und Psychologie. Bei den Naturwissenschaften stechen insbesondere Chemie und Biologie hervor. Darüber hinaus stehen Kurse in 40 verschienden Fremdsprachen zur Auswahl, darunter Serbokroatisch, Usbekisch oder Hausa. Besonders der Fachbereich für Ostasiatische Sprachen und Kulturen sucht weltweit seinesgleichen. Zudem bietet Columbia zahlreiche anspruchsvolle Fächerkombinationen wie z.B. Philosophie/VWL oder Biologie/Psychologie. Für die bildenden Künste gehört die Universität zwar nicht zu den ersten Adressen, aber dafür ist das Angebot im Bereich Musik fast unschlagbar, nicht zuletzt aufgrund der Möglichkeit, parallel zum Studium Instrumentalunterricht an der berühmten Juilliard School of Music zu nehmen oder sogar einen Doppelabschluss (Bachelor of Arts/Master of Music) von beiden Institutionen zu erwerben. Wer sich allerdings für BWL (Business Management) interessiert, ist an Columbia falsch, denn wie an vielen anderen Elitehochschulen der USA wird dieses Fach als Bachelorstudiengang gar nicht angeboten, sondern erst im Masterstudium. An Columbia gibt es Business lediglich als „concentration“, also nicht als vollwertiges Hauptfach. Dabei handelt es sich um einige BWL-Kurse, die von der Columbia Business School speziell für das Bachelorstudium konzipiert werden. (Die Nummer Eins in Sachen Undergraduate Business in New York ist die Stern School of Business an der NYU.)

Neben der Qualität der akademischen Ausbildung an Columbia bietet natürlich auch der Standort New York City zahlreiche Vorteile, insbesondere in Bezug auf Jobs und Praktika. Die Universität verfügt über hervorragende „Career Services“, die den Studenten bei der Suche nach Praktikumsplätzen in NCY und darüber hinaus behilflich sind. Auch Internationalität ist ein Merkmal des Studiums an Columbia. Nicht nur dass die Hochschule viele Bewerber aus dem Ausland anzieht, auch rund ein Drittel der Columbia-Studenten verbringt während ihres dritten Studienjahres eine Zeit im Ausland. New York City ist bekanntermaßen ein sehr teures Pflaster, aber durch die Unterbringung in den Wohnheimen auf dem Campus sind die Studenten vor den hohen Mieten in Manhattan geschützt; außerdem gibt es etliche Studentenrabatte, z.B. über die „Columbia University Arts Initiative“, über die Columbia-Studenten vergünstigte Tickets für Kulturveranstaltungen bekommen können.

Stipendien für ausländische Studenten

DSC03601Die Studienkosten an Columbia betragen jährlich rund 62.000 US-Dollar (einschließlich Unterbringung auf dem Campus und Verpflegung). Gleichzeitig vergibt die Universität aber auch zum Teil sehr hohe Stipendien bis hin zur Übernahme der kompletten Kosten – und zwar auch für internationale Bewerber! Bei diesen Finanzhilfen handelt es sich um „need-based aid“, d.h. die Förderung beruht allein auf finanzieller Bedürftigkeit. Wer sich dafür bewerben will, muss zusammen mit der Bewerbung die finanzielle Situation der Familie offen legen, ähnlich wie beim Bafög in Deutschland. Im Falle einer Zulassung übernimmt die Universität dann die Differenz zwischen dem, was die Familie selbst zahlen kann und dem, was es insgesamt kostet. Anders ausgedrückt: Wer das Studium bezahlen kann, muss auch zahlen und bekommt kein Stipendium. Wer nicht (alles) zahlen kann, wird unterstützt. Der Haken für ausländische Bewerber ist natürlich, dass die Zahlungsfähigkeit eine gewisse Rolle bei der Zulassungsentscheidung spielt, d.h. je mehr Geld man von der Universität benötigen würde, desto unwiderstehlicher muss die Bewerbung sein. Also noch unwiderstehlicher als sie bei der großen Konkurrenz ohnehin schon sein muss.

Denn die Zulassung zu Columbia ist extrem schwierig. Im letzten Jahr (2014) lag die Zulassungsquote unterhalb 7 Prozent. Neben herausragenden Schulnoten und Top-Scores in den Sprach- und Eignungstests (TOEFL und SAT plus 2 SAT Subject Tests oder alternativ den ACT Plus Writing) ist auch noch ein hohes Maß an „Involvement“ in einem oder mehreren außerschulischen Bereichen gefragt. Dazu am besten noch Preise in Wettbewerben wie Jugend forscht usw. Viel hängt auch von den Bewerbungsessays und den Empfehlungsschreiben der Lehrer ab. Eine interessante und vielseitige Persönlichkeit sowie charakterliche Reife  sind ebenfalls wichtig. Worauf die Universität bei der Zulassung alles achtet, kann man hier nachlesen.

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Fotos: (c) Carsten Bösel