Kurz vorgestellt: Stanford University

Die private Stanford University in Kalifornien zählt zu den renommiertesten Universitäten der Welt. Mit insgesamt rund 15.000 Studierenden, davon knapp die Hälfte im Bachelorstudium, hat die Hochschule für viele genau die richtige Größe: nicht zu groß, nicht zu klein. Gelegen ist Stanford in der San Francisco Bay Area, unweit der Stadt Palo Alto, einer High-Tech Hochburg im nordwestlichen Silicon Valley. Ein Studienplatz an Stanford ist heiß begehrt: Im letzten Jahr (2015) wurden von 38.828 Bewerbern für das Bachelorstudium nur 2.209 zugelassen; das entspricht einer Quote von 5,7 Prozent. Fast alle zugelassenen Bewerber zählten zu den besten 10 Prozent ihres Jahrgangs, und rund 75 Prozent hatten beim Eignungstest SAT mehr als 700 Punkte (von 800) in den einzelnen Abschnitten erreicht. Damit liegt Stanford in punkto Reputation und Zulassungschancen inzwischen gleichauf mit den Ivy League-Elitehochschulen an der amerikanischen Ostküste.

Stanford und die Ivy League

Abgesehen von den Zulassungsstatistiken gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen Stanford und der Ivy League. Das liegt nicht nur daran, dass in Kalifornien häufiger und länger die Sonne scheint als in Massachusetts oder Connecticut. Die ganze intellektuelle Kultur und die Atmosphäre auf dem Campus sind anders. Während die ersten großen Universitäten an der Ostküste ursprünglich nach europäischem Vorbild gegründet wurden, um über Fragen der menschlichen Existenz und den Sinn des Lebens nachzudenken, gründet sich Stanfords Ruhm auf seiner Stärke in den Naturwissenschaften und dem Ingenieurwesen, wo es um praktische Anwendungen und Erfindergeist geht und weniger darum, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. In diesem Sinne ist Stanford die erste große wirklich „amerikanische“ Universität. Erst später kamen dann auch exzellente Programme in den Geistes- und Sozialwissenschaften hinzu. Diese unterschiedliche Ausrichtung merkt man bis heute; sie wird noch verstärkt durch die typisch kalifornische „Laid back“-Mentalität.

Stanford University-2Auch äußerlich sieht man die Unterschiede: Stanfords großer grüner Campus mit seinen im spanischen Kolonialstil gehaltenen, von roten Ziegeln bedeckten Gebäuden ist offen und der Welt zugewandt, während die efeuumrankten, neogotischen Innenhöfe der Ostküsten-Unis eher den Blick nach innen symbolisieren – auch wenn Architekturkritiker gelegentlich spötteln, der Stanford-Campus sehe aus wie das größte mexikanische Restaurant der Welt. Aber Stanford unterscheidet sich auch vom großen lokalen Rivalen UC Berkeley, der vielleicht besten staatlichen Universität der USA, die nur wenige Meilen entfernt liegt. Während auf dem Berkeley-Campus mit seinen 35.000 Studierenden ein ständiges Gewusel herrscht und der legendäre Polit-Aktivismus noch immer zu finden ist, geht es an Stanford ruhiger, gediegener und wohlhabender zu – schließlich ist das Studium hier mit Gebühren von aktuell rund 42.000 US-Dollar pro Jahr auch bedeutend kostspieliger.

Überall Spitze: Studienfächer an Stanford

Stanfords große akademische Stärken liegen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, in Informatik, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Doch auch die anderen Fachbereiche sind durch die Bank hervorragend. Aber wie an den meisten anderen US-Hochschulen gibt es auch hier umfangreiche allgemeinbildende „general education requirements“, die alle Bachelorstudenten unabhängig vom ihrem späteren Hauptfach belegen müssen. Im ersten Studienjahr zum Beispiel ist in jedem Quartal ein Einführungskurs in die Geisteswissenschaften vorgeschrieben, in dem die Studierenden sich in der Textanalyse üben sollen. Auch Schreibkurse und Fremdsprachen stehen auf dem Programm. Ihr Hauptfach („major“) wählen die Bachelorstudenten erst im Verlauf des Studiums, basierend auf ihren intellektuellen Interessen und in Absprache mit Ihrem Academic Director und „Pre-Major Advisor“.

Das Studium an Stanford ist höchst anspruchsvoll, bietet aber auch viel Flexibilität, ungewöhnliche, interdisziplinäre Programme sowie die Möglichkeit, sich bereits früh an der wissenschaftlichen Forschung zu beteiligen. Die allermeisten Lehrveranstaltungen werden von den Professoren selbst unterrichtet, nicht von ihren Assistenten, wie oft an großen Hochschulen üblich. In rund drei Vierteln der Kurse sitzen nach Angaben der Hochschule nicht mehr als 20 Studierende – da ist Raum für intensive Diskussionen.

Studentisches Leben

Stanford-4Der Großteil des Soziallebens an Stanford spielt sich auf dem Campus ab. Alle Studienanfänger werden in Wohnheimen untergebracht. Die meisten bleiben auch dort, da das Silicon Valley extrem teuer ist. Die nahegelegenen Hügel eignen sich perfekt zum Joggen und Radfahren; außerdem sind die Pazifikküste und San Francisco in weniger als einer Stunde erreichbar. Etwas längere Ausflüge führen in die Sierra Nevada oder nach Los Angeles. Wenn man von Freizeitaktivitäten an Stanford spricht, darf natürlich auch der Sport nicht unerwähnt bleiben, denn die Begeisterung dafür ist riesig, und die Teams der Hochschule haben seit 1980 fast 80 nationale Meistertitel geholt, insbesondere im Baseball und im Football. Das jährliche Football-Duell gegen den Erzrivalen Berkeley ist als „Big Game“ bekannt. Auch für Freizeitsportler gibt es zahlreiche Möglichkeiten; allein der Sportkomplex der Hochschule umfasst 26 Tennisplätze, 2 Turnhallen, ein Stadion, einen Golfplatz und 4 Schwimmbecken. Kurz gesagt, Stanford bietet das komplette Paket: erstklassiges Studium, erstklassigen Sport, sonniges Wetter, faszinierende Leute und kalifornische Entspanntheit.

Bewerbung an Stanford

Wer sich erfolgreich an Stanford bewerben will, braucht vor allem eines: herausragende Schulnoten und Top-Ergebnisse in den Eignungstests SAT oder ACT sowie den Nachweis sehr guter Englischkenntnisse in den Sprachtests TOEFL oder IELTS. Doch das allein genügt nicht: Die Universität schaut auch danach, was jemand außerhalb des Unterrichts so alles auf die Beine stellt. Gefragt sind Begeisterung, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft, Führungskraft und generell ein attraktives Persönlichkeitsprofil. Dies ist nicht Stanford-spezifisch, sondern gilt für alle hochrangigen US-Universitäten. Dennoch ist die Konkurrenz hier natürlich besonders groß. Um die Bewerber besser kennenzulernen, verlangt Stanford neben dem Haupt-Bewerbungsessay noch drei weitere Kurzessays, die schon so manchem Bewerber Kopfzerbrechen bereitet haben. In jeweils nicht mehr als 250 Wörtern gilt es, folgende Fragen originell zu beantworten:

  • The Stanford community is deeply curious and driven to learn in and out of the classroom. Reflect on an idea or experience that makes you genuinely excited about learning.
  • Virtually all of Stanford’s undergraduates live on campus. Write a note to your future roommate that reveals something about you or that will help your roommate – and us – get to know you better.
  • Tell us about something that is meaningful to you and why.

Kosten eines Studiums an Stanford

Stanford-3Summa summarum (also inkl. Unterkunft im Wohnheim und Verpflegung) belaufen sich die Studienkosten an Stanford zurzeit auf circa 60.000 US-Dollar pro Jahr. Gleichzeitig vergibt die Universität aber auch zum Teil sehr hohe Stipendien bis hin zur Übernahme der kompletten Kosten – und zwar auch für internationale Bewerber! Bei diesen Finanzhilfen handelt es sich um „need-based aid“, d.h. die Förderung beruht allein auf finanzieller Bedürftigkeit. Wer sich dafür bewerben will, muss zusammen mit der Bewerbung die finanzielle Situation der Familie offen legen, ähnlich wie beim Bafög in Deutschland. Im Falle einer Zulassung übernimmt die Universität dann die Differenz zwischen dem, was die Familie selbst zahlen kann und dem, was es insgesamt kostet. Anders ausgedrückt: Wer das Studium bezahlen kann, muss auch zahlen und bekommt kein Stipendium. Wer nicht (alles) zahlen kann, wird unterstützt. Der Haken für ausländische Bewerber ist natürlich, dass die Zahlungsfähigkeit eine gewisse Rolle bei der Zulassungsentscheidung spielt, d.h. je mehr Geld man von der Universität benötigen würde, desto unwiderstehlicher muss die Bewerbung sein. Also noch unwiderstehlicher als sie bei der großen Konkurrenz ohnehin schon sein muss.

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Fotos (c) Wikipedia

1,2 Milliarden Dollar: Mehr Stipendien für Ausländer an US-Universitäten

Internationalisierung ist heute mehr denn je ein wichtiges Qualitätsmerkmal für Hochschulen weltweit. Ausländische Studierende stellen eine Bereicherung des Universitätslebens dar, von der alle Seiten nur profitieren können.  Das wissen die Spitzenuniversitäten in den USA schon lange, aber in den letzten Jahren sind es auch immer mehr kleine und wenig bekannte Einrichtungen, die sich aktiv um internationale Studierende bemühen. Und so ist die Anzahl der Ausländer, die an amerikanischen Colleges und Universitäten eingeschrieben sind, im letzten Jahr auf ein Rekordhoch von rund 975.000 gestiegen, wie das Institute of International Education (IIE) kürzlich in seinem Open Doors Report für 2015 bekanntgab. Fast ein Drittel stammt aus China, gefolgt von Indien, Südkorea und Saudi-Arabien. Deutschland liegt mit rund 10.000 Studierenden auf Platz 14 der Herkunftsländer.

Erfreulich an dieser Entwicklung ist auch, dass die US-Unis neben Stipendien für Masterstudenten und Doktoranden auch immer mehr Gelder für die finanzielle Unterstützung ausländischer Bachelorstudenten bereitstellen, wie die folgende Grafik zeigt (zum Vergrößern klicken):

USA-Stipendien-fur-Auslander

Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 811 US Hochschulen (Colleges und Universitäten), die irgendeine Form von Stipendium für internationale Bachelorstudenten anboten – ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Jahr 2007/08, als es „nur“ 646 Hochschulen waren. Auch die Gesamtsumme der Stipendien hat sich in nur acht Jahren drastisch erhöht, von jährlich 573 Mio Dollar auf zuletzt knapp 1,2 Mrd. Dollar. Dieser Betrag umfasst sowohl Finanzbeihilfen, die aufgrund von nachgewiesener finanzieller Bedürftigkeit vergeben werden („need-based aid“), als auch Stipendien für besondere Leistungen unabhängig vom eigenen Budget („merit-based aid“).

Es ist also nicht so, dass es keine Fördermöglichkeiten für ein komplettes Bachelorstudium in den USA gibt, wie es manchmal heißt. Die US-Unis sind bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen, um die klugsten Köpfe und interessantesten Persönlichkeiten aus aller Welt an ihren Campus zu holen. Auch ich hatte in meiner Beratung schon leistungsstarke Schüler, die ein Stipendium von mehr als 50.000 Dollar pro Jahr bekommen haben. Andererseits sind natürlich über den hier betrachteten Zeitraum auch die Studiengebühren deutlich gestiegen, was den Anstieg der Stipendiensumme etwas relativiert. Bedenkt man dann noch, dass die Anzahl der Bewerbungen aus dem Ausland in den letzten Jahren massiv in die Höhe geschossen ist, wird schnell klar, dass die Konkurrenz trotz steigender Stipendiensummen eher größer als kleiner geworden ist.

USA-Stipendien vom DAAD: Worauf es bei der Bewerbung ankommt

Studieren in den USA oder Kanada ist teuer. Zum Glück gibt es zahlreiche Stipendien, mit denen man zumindest einen Aufenthalt von ein oder zwei Semestern finanzieren kann. Zu den renommiertesten Förderprogrammen dieser Art zählen die Jahresstipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Diese Stipendien stehen Studierenden aller Fachrichtungen offen und werden für alle Weltregionen angeboten, also auch für Nordamerika. Wer ein solches Jahresstipendium ergattert, bekommt derzeit zwei Semester lang jeden Monat 925 Euro (USA) bzw. 775 Euro (Kanada) für die Lebenshaltungskosten sowie einen Zuschuss zu den Studiengebühren (max. 18.000 Euro/Jahr). Außerdem sind die Stipendiaten während ihres Aufenthalts versichert und können einen Reisekostenzuschuss beantragen. Und der Name DAAD macht sich natürlich sehr gut im Lebenslauf.

Wer sich für ein solches Stipendium bewerben möchte, muss zum Zeitpunkt der Bewerbung mindestens im zweiten Fachsemester sein. Es geht also nicht direkt nach dem Abitur, und auch nicht für ein komplettes Studium im Ausland! Die Stipendien werden in einer Leistungskonkurrenz vergeben, das heißt es kommt vor allem auf gute bis sehr gute Noten, gute Englischkenntnisse, eine überzeugende Begründung für den Auslandsaufenthalt sowie ein gutes Empfehlungsschreiben von einem Hochschullehrer bzw. einer Hochschullehrerin an. (Näheres zu den Bewerbungsmodalitäten hier.) Außerdem muss man sich den Studienplatz in den USA oder Kanada selbst besorgen – der DAAD vermittelt also keine Studienplätze im Ausland, sondern sorgt „nur“ für das Finanzielle. Dennoch gibt es eine lange Vorlaufzeit: Wer zum September (Fall Term) nach Nordamerika will, muss bereits am 15. Juli des Vorjahres (also 15 Monate im voraus) die Bewerbung beim DAAD einreichen.

Zunächst wird anhand der schriftlichen Unterlagen eine Vorauswahl getroffen; die verbliebenen Bewerber werden dann noch zu einem mündlichen Vorstellungsgespräch zum DAAD nach Bonn eingeladen. Worauf es bei der Nordamerika-Bewerbung im Allgemeinen und bei diesen persönlichen Auswahlgesprächen im Besonderen ankommt, ist im folgenden Video zu sehen, dass eine ehemalige DAAD-Stipendiatin produziert hat. Mut macht aus meiner Sicht vor allem folgende Feststellung: „Die Chancen auf ein DAAD-Stipendium sind gar nicht so schlecht. In der Regel können wir jedem dritten oder vierten Bewerber ein Stipendium verleihen.“