Kompaktkurs zur ACT-Vorbereitung

Seitdem der College-Zugangstest SAT vor kurzem völlig verändert wurde, herrscht Unsicherheit in den Zulassungsbüros der amerikanischen Universitäten und bei Studienbewerbern. Wie gut ist die neue Version zu bewältigen? Und wie sind die Ergebnisse zu interpretieren? Daher gehen im Moment viele auf Nummer Sicher und belegen stattdessen den Konkurrenztest ACT – der hat sich nämlich in den letzten Jahren kaum verändert und wird von fast allen US-Hochschulen als gleichwertige Alternative zum SAT akzeptiert.

Tatsächlich belegen inzwischen mehr Amerikaner den ACT als den SAT. Nur im Ausland erscheint vielen der SAT als die bessere Wahl, dabei kann man beide Tests an zahlreichen Standorten auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz ablegen. Aus diesem Grund rate ich im Moment eher dazu, sich auf den ACT zu konzentrieren. Auch weil ein ACT-Ergebnis an renommierten US-Unis häufig die geforderten zwei SAT Subject Tests ersetzen kann, sofern man die optionale Writing-Komponente belegt.

In jedem Fall empfiehlt sich eine gründliche Vorbereitung. Als Einstieg in die ACT-Vorbereitung haben die Testprep-Profis bei unserem Partner ArborBridge nun ein neues, kleines Paket aufgelegt, bestehend aus:

  • Diagnostic Test (Feststellung des aktuellen Leistungsstands)
  • 6 Stunden Einzelunterricht mit einem persönlichen Tutor
  • 2 vollständigen ACT-Probetests mit ausführlicher Auswertung

Das Ganze findet mittels Videotelefonie und Desktop-Sharing komplett über das Internet anstatt, d.h. bequem von zuhause aus, wenn es zeitlich passt. Näheres zur innovativen Testvorbereitungs-Methodik von ArborBridge siehe hier. Der Preis für das neue 6-Hour ACT Program beträgt 1.100 US-Dollar. Bei Interesse einfach eine Nachricht über das Kontakformular senden. Ein Diagnostic Test für SAT oder ACT ist übrigens jederzeit kostenlos möglich!

Warum ich? Überzeugende Personal Statements für eine Master-Bewerbung in den USA schreiben

Entweder mache ich mir Sorgen oder was zu essen. … Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht. … Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.

Raffinierte Romananfänge wie diese machen neugierig auf mehr und sorgen dafür, dass ein Text im Gedächtnis bleibt. Ein schlechter Einstieg dagegen ist nicht so leicht wieder auszubügeln. Was für gute Literatur gilt, lässt sich auch auf ein Dokument übertragen, das an vielen Hochschulen in Nordamerika und andernorts fester Bestandteil der Bewerbung um ein Master- oder Doktorandenstudium ist: das sogenannte Personal Statement.

In diesem Motivationsschreiben sollen Bewerber auf ein oder zwei Seiten begründen, warum sie sich für einen bestimmten Studiengang bewerben und weshalb sie glauben, geeignete Kandidaten dafür zu sein. Die Bedeutung des Personal Statement für die Zulassungschancen ist nicht zu unterschätzen. Besonders wenn große Konkurrenz um die Studienplätze herrscht, kann ein gelungenes Schreiben den entscheidenden Ausschlag geben. Umgekehrt landen Bewerbungen mit einem wenig aussagekräftigen oder gar fehlerhaften Essay schnell auf dem Stapel mit den Ablehnungen.

Argumente in eigener Sache liefern

„Das Personal Statement kann manchmal Schwächen in anderen Teilen der Bewerbung ausgleichen, aber auch die eigenen Zulassungschancen komplett zunichte zu machen“, bestätigt Ruth Miller, die viele Jahre die Zulassung zum Master- und Doktorandenstudium an der renommierten Woodrow Wilson School of Public and International Affairs (Princeton University) geleitet hat. „Am meisten kommt es darauf an, starke Argumente in eigener Sache zu liefern. Ich möchte davon überzeugt werden, dass ich diese Person zulassen sollte und nicht eine andere mit ähnlich guten Qualifikationen. Es geht darum, sich irgendwie abzuheben.“

Aber wie macht man das am besten? Patentrezepte gibt es nicht, im Gegenteil: Wer sein Schreiben nach Schema F verfasst, wird kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber einige Grundprinzipien lassen sich durchaus auf fast alle Personal Statements übertragen, auch wenn die Fragestellungen im Einzelnen variieren.

Inhaltlich geht es fast immer darum, überzeugende Antworten auf drei Fragen zu geben: Welche Faktoren in der eigenen akademischen und persönlichen Entwicklung bewegen mich dazu, mich für diesen Studiengang zu bewerben? Warum bewerbe ich mich gerade für diesen Studiengang an dieser Universität und nicht irgendwo anders? Und was möchte ich hinterher mit dem Abschluss anfangen, d.h. wie kann er mir dabei behilflich sein, meine beruflichen Ziele zu erreichen? An diesen Fragen sollte sich auch der Aufbau des Textes orientieren.

Konkrete Beispiele und Details statt allgemeiner Phrasen

Diese Argumentation muss schlüssig sein und in allen Teilen mit konkreten Beispielen und Details unterfüttert werden, um glaubhaft zu wirken. Allgemeine Phrasen, die genauso gut auf zig andere Bewerber zutreffen könnten, helfen hier nicht weiter. Ebenso wenig lohnt es sich, die Hochschule mit Lob für ihre Ranking-Platzierungen, ihr fantastisches Lehrpersonal oder ihren hervorragenden Ruf zu überschütten und zu betonen, welche Ehre es wäre, dort zu studieren.  Das wissen die schon selbst.

Stattdessen erwarten die Zulassungsgremien, dass Bewerber klare Vorstellungen bezüglich ihres angestrebten Studiums und ihrer beruflichen Zukunft haben. Noch einmal Ruth Miller: „Oft schreiben die Leute über etwas, von dem sie keine Ahnung haben. Manche sagen: ‚Ich möchte irgendetwas mit internationalen Beziehungen machen‘ oder ‚Ich möchte später für die Vereinten Nationen arbeiten‘. Solche vagen Aussagen zeigen mir nur, dass diese Person sich noch überhaupt nicht mit den Realitäten dieser Berufsfelder befasst hat. Dieser Fehler kommt sehr häufig vor, und zwar insbesondere bei jüngeren Bewerbern ohne viel Berufserfahrung.“

Eine gründliche Recherche ist also das A und O eines guten Personal Statements. Es genügt nicht, einfach nur die Selbstdarstellungen der Hochschulen zu übernehmen um zu begründen, warum ein Studium dort eine tolle Sache wäre. Stattdessen gilt es z.B. herauszuarbeiten, wie sich die Ausrichtung des Fachbereichs mit den bisherigen Schwerpunkten aus dem eigenen Studium deckt oder diese ergänzt, mit welchen spezifischen Professoren man gerne zusammenarbeiten würde, oder warum der Aufbau des Studiengangs den eigenen Interessen besonders entgegenkommt. Das heißt auch, dass der Text für jede Hochschule individuell angepasst werden muss, um überzeugend zu sein. Schlimmster Fehler: Denselben Standard-Text für alle Bewerbungen zu benutzen und dann beim Copy/Paste vergessen, die Namen der Unis auszutauschen.

Weniger ist mehr

Für die Darstellung des eigenen akademischen und persönlichen Werdegangs gilt der Grundsatz: weniger ist mehr. Lieber ein oder zwei besonders bemerkenswerte Leistungen oder Erfahrungen aus dem Bachelorstudium auswählen und ausführlicher beschreiben als der Vollständigkeit halber möglichst viele Punkte oberflächlich auflisten. Durch ausgewählte Beispiele werden nämlich auch indirekt die eigenen Qualitäten viel einprägsamer  und glaubhafter deutlich als wenn man einfach nur Adjektive aneinanderreiht wie in „I am a hard-working, highly motivated team worker with outstanding analytical and communicative skills.“ Das kann jeder behaupten. Wichtiger ist zu beweisen, dass es stimmt.

Neben den Inhalten kommt es entscheidend auf Organisation und Stil des Schreibens an. Das Personal Statement soll schließlich keine bloße Auflistung von Fakten oder eine trockene Prosafassung des Lebenslaufs sein, sondern ein gut strukturierter, sprachlich geschliffener Essay.

Originalität ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Man darf nicht vergessen, dass die Gutachter an amerikanischen Graduate Schools oft Hunderte von Personal Statements lesen, die sich häufig erschreckend ähnlich sind. Wer ein wenig gegen den Strich schreibt und so seine Leser aus ihrem Routine-Modus reißt, ist anderen Bewerbern gegenüber im Vorteil.

Ein origineller Einstieg ist die halbe Miete

Womit wir wieder beim Einstieg in den Text wären. Mit einem originellen ersten Satz oder Absatz kann man die Neugier der Leser wecken. Statt also chronologisch vorzugehen oder gar die Fragestellung zu wiederholen, kann man mit einem Zitat, einer überraschenden Behauptung oder der Schilderung eines Aha-Erlebnisses die Gutachter von Beginn an für sich einnehmen. „Learning outside in a 9000-hectar forest was more engaging and exciting than sitting in a lab waiting for some bacteria to grow“ könnte z.B. ein spannender Auftakt für ein Personal Statement in Biologie sein.

Auch der Rest des Essays sollte eingängig geschrieben und gut lesbar sein. Deutsche Bewerber müssen hier besonders darauf achten, dass sie auf Englisch nicht den deutschen Stil weiterschreiben, der ihnen schon in der Schule als „gut“ beigebracht wurde. Bekanntlich gelten hierzulande gerade unter Akademikern komplexe Schachtelsätze, Passivkonstruktionen und Nominalisierungen noch immer als Ausdruck von Anspruch und Tiefgang. Im Englischen gilt umgekehrt das Ideal einer möglichst klaren, eleganten Sprache mit prägnanten, straffen Sätzen. Und dass der Essay absolut frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern sein sollte, versteht sich von selbst.

Damit das Personal Statement eine runde Sache wird, sollte im letzten Absatz noch einmal das Wichtigste zusammengefasst und, wenn möglich, auf den Anfang Bezug genommen werden. So entsteht der Eindruck innerer Stimmigkeit, und die Gutachter können den Essay ähnlich befriedigt aus der Hand legen wie einen Roman, bei dem sich am Ende alles zusammenfügt. Die eingangs zitierten Romananfänge stammen übrigens aus Blaue Wunder (Ildiko Kürthy), Der Fremde (Albert Camus) und Der Prozess (Franz Kafka).


Buchtipp: Beispiele für Personal Statements und Empfehlungsschreiben

Asher Graduate Admission EssaysZum Schluss noch ein Buchtipp: Der mit Abstand beste Ratgeber zum Thema ist „Graduate Admissions Essays“ vom US-Karriere-Guru Donald Asher, inzwischen in der vierten Auflage erhältlich. Das Buch enthält viele Tipps zur Ideensammlung, Konzeption und Überarbeitung solcher Texte. Das eigentliche Herzstück sind allerdings die insgesamt fünfzig Beispiele aus einer enormen Bandbreite von Disziplinen: Von Anglistik und Anthropologie über Biochemie, Geschichte, Jura, Mathematik, Neuropsychologie, Politikwissenschaft bis hin zu Tiermedizin und Women’s Studies ist so ziemlich jedes Fach mit einem von Asher kommentierten Personal Statement vertreten. Auch stilistisch variieren die Beispiele von stark autobiografisch geprägten Skizzen (z.B. bei Künstlern) bis zu komplett unpersönlichen Zusammenfassungen bisheriger Forschungstätigkeit (z.B. bei Post-doc Bewerbungen von Naturwissenschaftlern). Abgerundet wird das Buch mit einem Kapitel über Empfehlungsschreiben (letter of recommendation), die ebenfalls immer zu einer Bewerbung für Hochschule und Stipendium gehören. Auch dieser Abschnitt enthält einige Beispielempfehlungen für unterschiedliche Zwecke. Asher erläutert außerdem, welche Dozenten man am besten anspricht, mit welchen Informationen man sie vorab versorgen sollte und wie man auch ansonsten Einfluss darauf nehmen kann, dass am Ende wirklich aussagekräftige Referenzen stehen, die einer Bewerbung den entscheidenden Kick geben können. Erhältlich bei Amazon.

(Dieser Artikel erschien zuerst im August 2012 auf der Go out!-Webseite des DAAD.)

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Kurz vorgestellt: Stanford University

Die private Stanford University in Kalifornien zählt zu den renommiertesten Universitäten der Welt. Mit insgesamt rund 15.000 Studierenden, davon knapp die Hälfte im Bachelorstudium, hat die Hochschule für viele genau die richtige Größe: nicht zu groß, nicht zu klein. Gelegen ist Stanford in der San Francisco Bay Area, unweit der Stadt Palo Alto, einer High-Tech Hochburg im nordwestlichen Silicon Valley. Ein Studienplatz an Stanford ist heiß begehrt: Im letzten Jahr (2015) wurden von 38.828 Bewerbern für das Bachelorstudium nur 2.209 zugelassen; das entspricht einer Quote von 5,7 Prozent. Fast alle zugelassenen Bewerber zählten zu den besten 10 Prozent ihres Jahrgangs, und rund 75 Prozent hatten beim Eignungstest SAT mehr als 700 Punkte (von 800) in den einzelnen Abschnitten erreicht. Damit liegt Stanford in punkto Reputation und Zulassungschancen inzwischen gleichauf mit den Ivy League-Elitehochschulen an der amerikanischen Ostküste.

Stanford und die Ivy League

Abgesehen von den Zulassungsstatistiken gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen Stanford und der Ivy League. Das liegt nicht nur daran, dass in Kalifornien häufiger und länger die Sonne scheint als in Massachusetts oder Connecticut. Die ganze intellektuelle Kultur und die Atmosphäre auf dem Campus sind anders. Während die ersten großen Universitäten an der Ostküste ursprünglich nach europäischem Vorbild gegründet wurden, um über Fragen der menschlichen Existenz und den Sinn des Lebens nachzudenken, gründet sich Stanfords Ruhm auf seiner Stärke in den Naturwissenschaften und dem Ingenieurwesen, wo es um praktische Anwendungen und Erfindergeist geht und weniger darum, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. In diesem Sinne ist Stanford die erste große wirklich „amerikanische“ Universität. Erst später kamen dann auch exzellente Programme in den Geistes- und Sozialwissenschaften hinzu. Diese unterschiedliche Ausrichtung merkt man bis heute; sie wird noch verstärkt durch die typisch kalifornische „Laid back“-Mentalität.

Stanford University-2Auch äußerlich sieht man die Unterschiede: Stanfords großer grüner Campus mit seinen im spanischen Kolonialstil gehaltenen, von roten Ziegeln bedeckten Gebäuden ist offen und der Welt zugewandt, während die efeuumrankten, neogotischen Innenhöfe der Ostküsten-Unis eher den Blick nach innen symbolisieren – auch wenn Architekturkritiker gelegentlich spötteln, der Stanford-Campus sehe aus wie das größte mexikanische Restaurant der Welt. Aber Stanford unterscheidet sich auch vom großen lokalen Rivalen UC Berkeley, der vielleicht besten staatlichen Universität der USA, die nur wenige Meilen entfernt liegt. Während auf dem Berkeley-Campus mit seinen 35.000 Studierenden ein ständiges Gewusel herrscht und der legendäre Polit-Aktivismus noch immer zu finden ist, geht es an Stanford ruhiger, gediegener und wohlhabender zu – schließlich ist das Studium hier mit Gebühren von aktuell rund 42.000 US-Dollar pro Jahr auch bedeutend kostspieliger.

Überall Spitze: Studienfächer an Stanford

Stanfords große akademische Stärken liegen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, in Informatik, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Doch auch die anderen Fachbereiche sind durch die Bank hervorragend. Aber wie an den meisten anderen US-Hochschulen gibt es auch hier umfangreiche allgemeinbildende „general education requirements“, die alle Bachelorstudenten unabhängig vom ihrem späteren Hauptfach belegen müssen. Im ersten Studienjahr zum Beispiel ist in jedem Quartal ein Einführungskurs in die Geisteswissenschaften vorgeschrieben, in dem die Studierenden sich in der Textanalyse üben sollen. Auch Schreibkurse und Fremdsprachen stehen auf dem Programm. Ihr Hauptfach („major“) wählen die Bachelorstudenten erst im Verlauf des Studiums, basierend auf ihren intellektuellen Interessen und in Absprache mit Ihrem Academic Director und „Pre-Major Advisor“.

Das Studium an Stanford ist höchst anspruchsvoll, bietet aber auch viel Flexibilität, ungewöhnliche, interdisziplinäre Programme sowie die Möglichkeit, sich bereits früh an der wissenschaftlichen Forschung zu beteiligen. Die allermeisten Lehrveranstaltungen werden von den Professoren selbst unterrichtet, nicht von ihren Assistenten, wie oft an großen Hochschulen üblich. In rund drei Vierteln der Kurse sitzen nach Angaben der Hochschule nicht mehr als 20 Studierende – da ist Raum für intensive Diskussionen.

Studentisches Leben

Stanford-4Der Großteil des Soziallebens an Stanford spielt sich auf dem Campus ab. Alle Studienanfänger werden in Wohnheimen untergebracht. Die meisten bleiben auch dort, da das Silicon Valley extrem teuer ist. Die nahegelegenen Hügel eignen sich perfekt zum Joggen und Radfahren; außerdem sind die Pazifikküste und San Francisco in weniger als einer Stunde erreichbar. Etwas längere Ausflüge führen in die Sierra Nevada oder nach Los Angeles. Wenn man von Freizeitaktivitäten an Stanford spricht, darf natürlich auch der Sport nicht unerwähnt bleiben, denn die Begeisterung dafür ist riesig, und die Teams der Hochschule haben seit 1980 fast 80 nationale Meistertitel geholt, insbesondere im Baseball und im Football. Das jährliche Football-Duell gegen den Erzrivalen Berkeley ist als „Big Game“ bekannt. Auch für Freizeitsportler gibt es zahlreiche Möglichkeiten; allein der Sportkomplex der Hochschule umfasst 26 Tennisplätze, 2 Turnhallen, ein Stadion, einen Golfplatz und 4 Schwimmbecken. Kurz gesagt, Stanford bietet das komplette Paket: erstklassiges Studium, erstklassigen Sport, sonniges Wetter, faszinierende Leute und kalifornische Entspanntheit.

Bewerbung an Stanford

Wer sich erfolgreich an Stanford bewerben will, braucht vor allem eines: herausragende Schulnoten und Top-Ergebnisse in den Eignungstests SAT oder ACT sowie den Nachweis sehr guter Englischkenntnisse in den Sprachtests TOEFL oder IELTS. Doch das allein genügt nicht: Die Universität schaut auch danach, was jemand außerhalb des Unterrichts so alles auf die Beine stellt. Gefragt sind Begeisterung, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft, Führungskraft und generell ein attraktives Persönlichkeitsprofil. Dies ist nicht Stanford-spezifisch, sondern gilt für alle hochrangigen US-Universitäten. Dennoch ist die Konkurrenz hier natürlich besonders groß. Um die Bewerber besser kennenzulernen, verlangt Stanford neben dem Haupt-Bewerbungsessay noch drei weitere Kurzessays, die schon so manchem Bewerber Kopfzerbrechen bereitet haben. In jeweils nicht mehr als 250 Wörtern gilt es, folgende Fragen originell zu beantworten:

  • The Stanford community is deeply curious and driven to learn in and out of the classroom. Reflect on an idea or experience that makes you genuinely excited about learning.
  • Virtually all of Stanford’s undergraduates live on campus. Write a note to your future roommate that reveals something about you or that will help your roommate – and us – get to know you better.
  • Tell us about something that is meaningful to you and why.

Kosten eines Studiums an Stanford

Stanford-3Summa summarum (also inkl. Unterkunft im Wohnheim und Verpflegung) belaufen sich die Studienkosten an Stanford zurzeit auf circa 60.000 US-Dollar pro Jahr. Gleichzeitig vergibt die Universität aber auch zum Teil sehr hohe Stipendien bis hin zur Übernahme der kompletten Kosten – und zwar auch für internationale Bewerber! Bei diesen Finanzhilfen handelt es sich um „need-based aid“, d.h. die Förderung beruht allein auf finanzieller Bedürftigkeit. Wer sich dafür bewerben will, muss zusammen mit der Bewerbung die finanzielle Situation der Familie offen legen, ähnlich wie beim Bafög in Deutschland. Im Falle einer Zulassung übernimmt die Universität dann die Differenz zwischen dem, was die Familie selbst zahlen kann und dem, was es insgesamt kostet. Anders ausgedrückt: Wer das Studium bezahlen kann, muss auch zahlen und bekommt kein Stipendium. Wer nicht (alles) zahlen kann, wird unterstützt. Der Haken für ausländische Bewerber ist natürlich, dass die Zahlungsfähigkeit eine gewisse Rolle bei der Zulassungsentscheidung spielt, d.h. je mehr Geld man von der Universität benötigen würde, desto unwiderstehlicher muss die Bewerbung sein. Also noch unwiderstehlicher als sie bei der großen Konkurrenz ohnehin schon sein muss.

Auch interessant:
Exklusiv: Sommerkurse für Schüler an der Stanford University
Tipps zum Ausfüllen der Common Application

Weitere Beiträge in der Reihe „Kurz vorgestellt“:
Video-Tour: Diese 9 Unis in Boston muss man kennen!
American University, Columbia University, Princeton University

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Der Redesigned SAT ist da: Was ist neu am neuen Test?

Gestern war ein historischer Tag für die US-Hochschulwelt, denn der Eignungstest SAT wurde zum letzten Mal in seiner bisherigen Form durchgeführt. Ab März 2016 wird der Test, der an rund 80 Prozent der US-Hochschulen für die Zulassung zum Bachelorstudium verlangt wird, in einer völlig überarbeiteten Fassung angeboten – als sogenannter „Redesigned SAT“ (oder rSAT). Wer also noch alte Vorbereitungsbücher zuhause hat, kann sie getrost entsorgen, denn der neue Test ist so stark verändert worden, dass die alten Materialien nicht mehr zu gebrauchen sind. Zum Glück stellt das College Board ab sofort zum ersten Mal umfangreiche kostenlose Vorbereitungsmaterialien zur Verfügung. Dazu weiter unten mehr. Was also ist neu am neuen SAT, und warum wurde der Test überhaupt so grundlegend verändert?

Kritik am alten SAT

Die Änderungen sind eine Reaktion auf die anhaltende Kritik, die der SAT in seiner bisherigen Fassung von fast allen Seiten – Schüler, Eltern, Lehrer, Hochschulen – auf sich gezogen hat. Der Test nimmt für sich in Anspruch, anhand sprachlicher und mathematischer Aufgaben die allgemeine intellektuelle Befähigung für ein Studium zu erfassen. Es wird also kein spezifisches Wissen getestet, sondern kognitive Fähigkeiten. Doch vielleicht gerade weil die Fragen bislang wenig mit den konkreten schulischen Unterrichtsinhalten zu tun hatten, galt der SAT vielen als unberechenbar und sogar tückisch, weil manche Fragen absichtlich zweideutig formuliert waren. Für falsche Antworten gab es zudem einen Viertel Punkt Abzug, so dass auch noch Risikobereitschaft und taktisches Verhalten eine Rolle spielten.

Berüchtigt war der Test auch für die vielen obskuren Vokabeln, die im normalen Leben kein Schüler benutzt, die man aber kennen musste, um damit relativ zusammenhangslos kurze Lückentexte zu füllen („mellifluous“, „lugubrious“, „avuncular“ usw.). Wer eine gute Punktzahl erreichen wollte, musste sich also neben der Schule ausgiebig vorbereiten, was zulasten des schulischen Lernens ging. Dabei sollte es doch eigentlich so sein, dass Schüler, die mit dem Unterrichtsstoff gut klarkommen, einen Studierfähigkeitstest nicht zu fürchten brauchen. Und dann ist da noch die Frage der Chancengleichheit, denn Schüler aus Familien, die viel Geld für professionelle Testvorbereitung ausgeben können, sind gegenüber weniger zahlungskräftigen Schichten (oft insbesondere ethnische Minderheiten) deutlich im Vorteil.

Es gab daher massive Zweifel, ob der SAT wirklich etwas über die akademische Eignung aussagt oder eher über Bildung und Einkommen der Eltern. Immer mehr US-Hochschulen sind daher in den letzten Jahren vom SAT und anderen Ankreuztests abgerückt, mit der (einleuchtenden) Begründung, dass die Schulnoten in dieser Hinsicht viel aussagekräftiger sind – was auch durch zahlreiche Studien belegt ist. Die Macher des SAT (das College Board) haben sich nun mit Kritikern, Experten und Interessengruppen zusammengesetzt, um den Test gemeinsam zu verbessern. Und das ist auch gelungen, wie ich finde. Der entscheidende Richtungswechsel besteht darin, dass die Aufgaben und Fragen im neuen SAT nun viel stärker an das gekoppelt sind, was amerikanische Schüler im Unterricht täglich behandeln und lernen.

Auf die Inhalte kommt es an

Der Redesigned SAT, der in Deutschland, Österreich und der Schweiz erstmals am 7. Mai 2016 durchgeführt wird, dauert 3 Stunden und besteht aus drei langen Teilen (in dieser Reihenfolge): Leseverständnis (Reading, 65 min.), sprachlicher Ausdruck (Writing and Language, 35 min.) und Mathematik (80 min.). Ein vierter Teil (Essay) ist  optional, wird aber wahrscheinlich von etlichen US-Unis erwartet. Für den Essay sind noch einmal 50 Minuten vorgesehen, wodurch sich die Gesamtdauer auf knapp vier Stunden erhöht. Bei den Punkten ist man zur alten Skala von max. 1.600 Punkten zurückgekehrt; der Essay wird getrennt bewertet. Im Wesentlichen wurde der Test gegenüber dem bisherigen SAT in acht Punkten verändert:

  1. Relevant Words in Context: Anstatt ohne viel Zusammenhang exotische Vokabeln abzufragen, die man entweder kennt oder nicht, stehen jetzt Wörter im Vordergrund, die in Studium und Beruf wichtig sein werden und deren genaue Bedeutung größtenteils vom Kontext abhängt, in dem sie vorkommen.
  2. Command of Evidence: Im neuen SAT geht es immer wieder darum zu begründen, warum eine Antwort richtig oder falsch ist, also nach Belegen (evidence) im Text zu suchen, die eine Behauptung oder Aussage stützen. Genau wie man es bei einer Erörterung oder Textanalyse machen würde.
  3. Essay Analyzing a Source: Der Essay wurde ebenfalls grundlegend verändert. Anstatt zu einer vorgegebenen Frage Stellung zu nehmen („Sind Schuluniformen sinnvoll? Begründe deine Meinung.“) geht es nun darum, eine Quelle zu analysieren, z.B. eine Rede von Martin Luther King. Wie argumentiert er, um seine Zuhörer zu überzeugen, welche Belege führt er an, und welche rhetorischen Mittel verwendet er?
  4. Focus on Math that Matters Most: Bisher stammten die Mathematik-Aufgaben aus sehr vielen verschiedenen Bereichen, nun konzentriert sich der Test auf drei Kernbereiche, die für Studium und Beruf am wichtigsten sind. Beim SAT heißen sie „Heart of Algebra“, „Problem Solving and Data Analysis“ und „Passport to Advanced Math“. Es geht also mehr in die Tiefe als in die Breite; Fragen aus der Geometrie zum Beispiel wurden gegenüber dem alten Test stark reduziert. Dafür sind die Fragen jetzt schwieriger, und das Mathe-Ergebnis macht 50% der Gesamtpunktzahl aus. Wer also mit Mathe fremdelt, ist eventuell mit dem ACT-Test besser beraten.
  5. Problems Grounded in Real-World Contexts: Anders als früher haben die Aufgaben nun mehr mit dem „wirklichen Leben“ zu tun, d.h. mit der Art von Problemen, mit denen man sich in Studium und Beruf beschäftigt. Anstatt also z.B. in einzelnen, isolierten Sätzen jeweils den Grammatik-Fehler finden zu müssen, geht es nun wie im realen Leben darum, längere, zusammenhängende Textpassagen sprachlich-stilistisch zu überarbeiten.
  6. Analysis in History/Social Studies and in Science: Inhaltlich beschäftigen sich viele Texte und Mathematikaufgaben nun hauptsächlich mit Themen aus den Bereichen Geschichte, Sozialwissenschaften und Naturwissenschaft. Es geht nicht um Faktenwissen, sondern um die Anwendung von Analyse- und Problemlösungstechniken, die man in diesen Fächern lernt.
  7. U.S. Founding Documents and the Great Global Conversation: Der Leseverständnisteil enthält ab sofort immer einen Ausschnitt aus einem der Gründungsdokumente der USA (z.B. Unabhängigkeitserklärung, Verfassung) oder einem anderen philosophischen oder literarischen Klassiker der politischen Ideengeschichte. Das klingt wie eine Benachteiligung ausländischer Bewerber, muss aber nicht so sein, denn Wissen über US-Geschichte wird nicht erwartet – letztlich handelt es sich einfach um einen weiteren Leseverständnistext.
  8. No penalty for Wrong Answers: Im neuen SAT gibt es keinen Punktabzug mehr für falsche Antworten. Man kann und sollte also auf jeden Fall raten, wenn man eine Antwort nicht weiß. Dadurch dass außerdem beim Multiple Choice jetzt nicht mehr fünf, sondern nur noch vier Antworten zur Wahl stehen, ist sogar die Wahrscheinlichkeit gestiegen, mit der geratenenen Antwort richtig zu liegen!

Kostenlose Testvorbereitung für alle

Bleibt noch die Sache mit der Chancengleichheit. Auch hier hat das College Board die Kritik ernst genommen und zusammen mit dem gemeinnützigen Bildungsanbieter Khan Academy umfangreiche Vorbereitungsmaterialien entwickelt, die ab sofort kostenlos unter www.khanacademy.org/sat zur Verfügung stehen. Neben unzähligen Übungsbeispielen und Tipps gibt es dort auch vier komplette Probetests mit persönlicher Auswertung. Darüber hinaus gibt es natürlich weiterhin für relativ wenig Geld gedruckte Vorbereitungsmaterialien im Buchhandel.

Zur Vorbereitung empfehle ich auch das folgende, rund einstündige Webinar: The International Student Guide to the rSAT. Meine wunderbare Kollegin Dr. Megan Stubbendeck von den Testprep-Experten bei ArborBridge erläutert ausführlich, worum es beim Redesigned SAT geht: Wie ist der Test aufgebaut, welche Inhalte sind in den einzelnen Testabschnitten zu erwarten, und womit könnten insbesondere Nicht-Amerikaner besondere Schwierigkeiten haben? Gegen Ende vergleicht sie auch den rSAT mit dem ACT und gibt Tipps, welcher der beiden Tests die bessere Wahl sein könnte. Zum Anschauen muss eine E-Mail-Adresse eingegeben werden, aber keine Sorge: Es kommt kein Spam von ArborBridge, und falls doch: Beschwerde gerne an mich. Ich kann übrigens auch einen kostenlosen Diagnostic Test inkl. persönlichem Beratungsgespräch mit den Kollegen in Kalifornien arrangieren – einfach kurze Mail an: info [at] consultus [punkt] org.

Die Downloads zum Webinar gibt es hier.

Wie die amerikanischen Hochschulen die Ergebnisse aus dem neuen Test interpretieren werden, bleibt abzuwarten. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis die Zulassungsstellen ein Gespür dafür bekommen, was die Punktzahlen wirklich aussagen. Möglich ist auch, dass das College Board nach den ersten Durchgängen noch Änderungen am Format vornimmt. Wer daher auf Nummer Sicher gehen will, kann anstelle des SAT auch den ACT ablegen. Der hat sich seit Jahren nicht verändert, wird überall anerkannt und war in vielen Punkten Vorbild für die Neuerungen im SAT. Tatsächlich machen inzwischen mehr Amerikaner den ACT als den SAT. Mal sehen, ob der neue SAT wieder Boden gut machen kann.

Foto (c) The College Board

TOEFL und IELTS Erfahrungsberichte

Im Nachrichten-Portal Spiegel Online sind jetzt kurz hintereinander zwei  Erfahrungsberichte zu den beiden Englisch-Sprachtests TOEFL und IELTS erschienen. Die beiden Berichte geben einen guten Einblick in Ablauf und Inhalte der Tests und decken sich weitestgehend mit dem, was ich von den Schülern höre, die ich im Rahmen meiner USA-Studienberatung betreue. Hier die Links:

Ein wenig störend finde ich allerdings in beiden Artikeln den lamentierenden Tonfall – als ob es eine unzumutbare Schikane darstellt, wenn Universitäten von ausländischen Bewerbern einen Nachweis ihrer Englisch-Kenntnisse verlangen. Und die entsprechenden Tests auch noch Geld kosten. Das hat sicher damit zu tun, dass der TOEFL-Kandidat den Test für ein Studium in Deutschland (!) brauchte und die IELTS-Kandidatin der Meinung war, ihre Sprachkenntnisse allein durch ihre bisherige Ausbildung hinreichend nachgewiesen zu haben. Das sind aber eher untypische Fälle. Für alle, die im englischsprachigen Ausland studieren wollen, sind diese Tests völlig zu Recht Pflicht und nach meiner Erfahrung auch ein aussagekräftiges Messinstrument. Und für die meisten Bewerber aus Deutschland auch ohne teure Kurse machbar.

Völlig unvorbereitet – wie teilweise in den Kommentaren zu den beiden Artikeln empfohlen – würde ich dennoch nicht in die Prüfungen gehen. Meistens genügt es, sich mithilfe eines Buches und einiger Beispieltests mit dem Format der Tests vertraut zu machen, um dann beim Termin zu wissen, worauf es ankommt. Zur Vorbereitung haben sich die folgenden Bücher bewährt: Für den TOEFL der Official Guide to the TOEFL Test with CD-ROM und für den IELTS die beiden Bände Official IELTS Practice Materials 1 with Audio CD sowie Official IELTS Practice Materials 2 with DVD.

Colleges und Universitäten in Nordamerika akzeptieren in der Regel sowohl den TOEFL als auch den IELTS. Näheres zu den Unterschieden siehe hier.

„First Generation“: Dokumentarfilm über Arbeiterkinder an US-Unis

„First Generation Students“ – dieser aus den USA stammende Begriff hat sich inzwischen auch bei uns eingebürgert für Studierende, die aus nicht-akademischen Elternhäusern stammen und somit die ersten in ihrer Familie sind, die ein Studium aufnehmen. Die erste Zeit an der Uni ist oft nicht leicht, denn anders als viele Kommilitonen aus Akademikerhaushalten können First Generation Students kaum auf Unterstützung, Erfahrungen und Kontakte der Eltern oder der Geschwister zurückgreifen. Die Erwartungen, Abläufe und Codes auf dem Campus sind fremd, und oft traut man sich nicht zu fragen, um sich keine Blöße zu geben. Hinzu kommt, dass viele dieser Arbeiterkinder nebenbei jobben müssen, um sich ihr Studium finanzieren zu können, was eine zusätzliche Belastung bedeutet. Angesichts der hohen Studiengebühren ist dies insbesondere in den USA eine Hürde, die viele Schüler aus einkommensschwachen Familien von einem Studium abschreckt.

Der Dokumentarfilm „First Generation“ (2012) der beiden US-Filmemacher Jaye und Adam Fenderson begleitet über zwei Jahre den Weg von vier Jugendlichen aus Kalifornien, die als erste in ihren Familien aufs College gehen. Er zeigt exemplarisch die Schwierigkeiten, aber auch die Chancen, die sich mit diesem Schritt verbinden. Außerdem bietet der Film interessante Einblicke in das amerikanische Schul- und Studiensystem, und zwar jenseits der bekannten Eliteuniversitäten. Sehenswert! Ich hatte im Juni 2012 das Vergnügen, bei der Europapremiere von First Generation in Berlin dabei zu sein und die Regisseure kennenzulernen. Der Verein Arbeiterkind hatte die beiden nach Deutschland geholt. Die Fendersons möchten einerseits Jugendlichen aus Nicht-Akademikerfamilien Mut machen, den Schritt an die Uni zu wagen, um ihre Berufschancen zu verbessern, und andererseits die Hochschulen für die besonderen Bedürfnisse dieser Gruppe zu sensibilisieren.  Auch in Deutschland geschieht dies ja erfreulicherweise inzwischen.

Seit kurzem gibt es den Film in voller Länge auf YouTube zu sehen:

Eine deutsche Untertitelung gibt es nicht, aber durch Klicken auf die Untertitel-Schaltfläche können englische Untertitel aktiviert werden.

An award-winning documentary narrated by Golden Globe nominee Blair Underwood, First Generation tells the story of four high school students – an inner city athlete, a small town waitress, a Samoan warrior dancer, and the daughter of migrant field workers – who set out to break the cycle of poverty and bring hope to their families and communities by pursuing a college education.

Frisch übersetzt: Universitäten in Deutschland, Deutsch/Englisch

UniversitatenNach langen Vorbereitungen ist es nun endlich erschienen, das neue Buch Universitäten in Deutschland – Universities in Germany. Komplett überarbeitet und zweisprachig auf Deutsch und Englisch. Ich hatte die Ehre, für diesen prachtvollen Bildband die englischen Übersetzungen zu verfassen. Viele Hundert Seiten Uniporträts, Essays und Grafiken habe ich übersetzt und dabei auch viel über unsere großartigen Universitäten in Deutschland gelernt. Umso schöner, den fertig gestalteten Band nun in Händen zu halten – auch wenn er ein paar Kilo wiegt! Als Ratgeber für Studieninteressierte eventuell nur bedingt geeignet, aber dafür eine Zierde für jede Bibliothek.

Der Verlag schreibt dazu:

Nachschlagewerk, Lesebuch und Bildband in einem – dieses umfassende Kompendium bietet einen vollständigen Überblick über das deutsche Universitätswesen. Nach Städten alphabetisch geordnet, werden die Hochschulen in Wort und Bild vorgestellt und durch die wichtigsten formalen Angaben sowie ein ausführliches Hochschulprofil ergänzt. Insgesamt sind es 110 Einrichtungen, an denen außer einem Studium auch die Promotion möglich ist: 83 staatliche Universitäten von Aachen bis Würzburg, zwölf private und neun kirchliche Hochschuleinrichtungen sowie die sechs Pädagogischen Hochschulen Baden-Württembergs. Reich bebilderte Beiträge beleuchten verschiedenste Aspekte des universitären Lebens und der Forschungseinrichtungen und bieten über die reine Information hinaus ein fotografisches Stimmungsbild. Ein essenzielles Orientierungs- und Dokumentationswerk für Abiturienten, Studierende und Hochschulangehörige.

Christian Bode, Claudius Habbich, Andreas Schlüter (Hrsg.) Universitäten in Deutschland / Universities in Germany. Neuausgabe 2015. Sprachen: Deutsch und Englisch. Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 368 Seiten.  Prestel  (2015). Preis: €49,95

Was bedeutet Liberal Arts Education?

Fängt man  an, sich über das Bachelorstudium an nordamerikanischen Hochschulen zu informieren, stößt man immer wieder auf den Begriff liberal arts education. In Bezug auf das Ingenieurstudium betont z.B. die Princeton University:

Engineering at Princeton is taught within the context of a liberal arts approach to education.

Auch die weit weniger elitäre Florida State University weist darauf hin, dass es in den ersten beiden Studienjahren vor allem um „work in a broad-based liberal arts curriculum“ gehe. An der Rodman School of Commerce der kanadischen University of Toronto wird Wert darauf gelegt, dass sich die dort angebotenen BWL-Studiengänge seit jeher nicht nur mit Wirtschaftsfragen beschäftigt haben:

Despite their focus on commerce, these programs all maintained a strong emphasis on the liberal arts, which the the current BCom program continues to retain.

Mit den sogenannten „Liberal Arts Colleges“ gibt es in den USA sogar einige Hundert teilweise äußerst renommierte Hochschulen, bei denen dieses Konzept Programm ist. Wer das Wesen des Bachelorstudiums (College) in Nordamerika verstehen will, muss folglich den Liberal-Arts-Ansatz verstehen.

Unpraktische und praktische Fächer

Welche Bedeutung steckt dahinter? Das Wort „arts“ lässt vermuten, dass es etwas mit Kunst zu tun haben könnte, aber ein Blick auf die Beispielsätze macht schnell klar, dass das nicht stimmen kann. Oder müssen angehende Ingenieure an Princeton sich auch künstlerisch betätigen? Nein, müssen sie nicht. Die Sache wird klarer, wenn man weiß, dass es vollständig  „liberal arts and sciences“ heißt. Und damit sind die klassischen Grundlagenfächer in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften gemeint, also z.B. Literatur, Sprachen, Anthropologie, Geschichte, Volkswirtschaftslehre, Soziologie, Mathematik, Physik, Biologie oder Chemie. Das sind alles Studienfächer, bei denen es nicht um eine unmittelbare Anwendbarkeit oder einen direkten Nutzen des Wissens geht.

Wer ein solches Fach studiert, ist nicht in erster Linie an Nützlichkeit interessiert, sondern daran, sich komplexes Wissen zu erarbeiten, Neues zu entdecken, Theorien zu entwickeln, systematisch zu denken, kritische Fragen zu stellen – kurz gesagt: sich intellektuell weiterzuentwickeln. Daher auch die Bezeichnung „liberal“: Es sind Fächer, die das Denken und damit auch die Persönlichkeit „befreien“. Nicht zu den liberal arts gehören folglich die eher technisch-anwendungsorientierten, nützlichen Studienfächer wie z.B. Medizin, Jura, Pharmazie, Ingenieurswesen, Betriebswirtschaft, Pädagogik, Journalistik, Bildende Künste oder Design. Hier geht es vor allem um Kenntnisse und Kompetenzen, die für eine bestimmte berufliche Praxis relevant sind.

Breite Bildung statt Berufsqualifizierung

Das Besondere am Bachelorstudium in Nordamerika ist nun, dass alle Studierenden unabhängig von ihrem angestrebten Hauptfach einige Lehrveranstaltungen in den liberal arts belegen müssen. Das ist gemeint, wenn es wie oben zitiert bei Princeton heißt, das Ingenieurstudium finde im Kontext eines „liberal arts approach to education“ statt. Im Klartext heißt das, dass auch die Studierenden in den technischen Fächern mindestens sieben Lehrveranstaltungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften besuchen müssen. Auch die anderen Zitate sind nun verständlich: An der kanadischen Rodman School z.B. beschäftigen sich die BWLer nicht nur mit Rechnungswesen, Marketing oder Unternehmensführung, sondern auch mit Literatur, Geschichte und Politik. Dahinter steht die Idee, dass auch Ingenieure, Manager, Ärzte und Immobilienmakler sich im Studium mal mit grundsätzlichen kulturellen, gesellschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Fragen beschäftigt haben sollten.

Auf Deutsch könnte man liberal arts education also am besten mit „Studium Generale“, „akademischer Allgemeinbildung“ oder „humanistischer Bildung“ übersetzen. Umfang und Inhalt variieren von Hochschule zu Hochschule, aber das Grundprinzip findet sich überall wieder: Zu einem guten Studium gehört nach nordamerikanischer Auffassung nicht nur die Vermittlung von praxisrelevantem Fachwissen, sondern auch die Persönlichkeitsbildung durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, Problemen und Methoden – insbesondere während der ersten beiden Studienjahre. Am Ende des Bachelorstudiums stehen dann im Idealfall „well-rounded persons“ – keine Spezialisten. Dieser Gedanke ist tief in der DNA des Hochschulwelt in Nordamerika verankert, in den USA noch einmal stärker als in Kanada. Wer also ein reines Fachstudium anstrebt, sollte lieber in Europa bleiben oder erst für den Master nach Nordamerika gehen.

Wozu braucht man das?

Natürlich ist dieser Ansatz auch in den USA nicht unumstritten. Kritiker führen an, dass Hochschulen heute in der Pflicht stehen, ihren Studierenden praxisnahe, berufsrelevante Kenntnisse zu vermitteln, damit die Absolventen auf dem harten Arbeitsmarkt bestehen können. Kant und Hegel zu lesen, sei da eher nicht zielführend. Befürworter der liberal arts education hingegen argumentieren, dass gerade ein breit angelegtes Bachelorstudium die optimale Vorbereitung für eine sich stetig wandelnde Arbeitswelt sei, denn die dadurch erworbenen Fähigkeiten – z.B. über den Tellerrand eigener Interessen hinaus zu schauen, sich unter hohem zeitlichen Druck neue Wissensgebiete zu erschließen, Fakten zu recherchieren, klar zu argumentieren und Ansichten abzuwägen – seien später für jede Art beruflicher Tätigkeit entscheidend.

Die größten Anhänger der Liberal Arts-Philosophie finden sich an den Hochschulen mit dem höchsten Prestige, also den privaten Forschungsuniversitäten und kleinen, hochselektiven Colleges. Diese bereiten ihre Studierenden nämlich explizit nicht auf bestimmte berufliche Tätigkeiten vor. Darum werden anwendungsorientierte Fächer wie BWL oder Maschinenbau an den Elitehochschulen oft gar nicht als Bachelorfach angeboten, sondern erst im Masterstudium. Nicht zufällig habe ich daher die beste Beschreibung der Liberal Arts-Philosophie auf der Website von Yale gefunden:

Yale is committed to the idea of a liberal arts education through which students think and learn across disciplines, literally liberating or freeing the mind to its fullest potential. The essence of such an education is not what you study but the result – gaining the ability to think critically and independently and to write, reason, and communicate clearly – the foundation for all professions.

Die führenden amerikanischen Universitäten sagen also: Es ist nicht so wichtig, welches Fach du im Bachelorstudium studierst – es kommt auf die Fähigkeiten an, die du dabei entwickelst.

Rückimport nach Europa

Obwohl die Idee der „artes liberales“ ursprünglich aus Europa stammt, ist sie aus den Lehrplänen der Universitäten hierzulande weitgehend verschwunden. Durch die Bologna-Reformen wurden die Studieninhalte sogar noch spezialisierter und  durchstrukturierter. Dass das Ideal eines breiten, nicht unmittelbar zweckgebundenen „Lernens um des Lernens  willen“  ausgerechnet in den USA hochgehalten wird – wo angeblich nur zählt, was sich in Geld und Gewinnen ausdrücken lässt – ist eine feine Ironie. Und ein wichtiger Grund, sich für ein Bachelorstudium in Nordamerika zu entscheiden – insbesondere für diejenigen, die noch unschlüssig sind, wohin die akademische und berufliche Reise nach dem Abitur gehen soll, die neugierig und vielseitig interessiert sind, die experimentieren möchten anstatt sich frühzeitig festzulegen.

Doch auch in Europa gibt es eine Rückbesinnung auf die Liberal Arts. Mit explizitem Bezug auf die nordamerikanischen Vorbilder haben in den letzten Jahren etliche Universitäten in den Niederlanden und Großbritannien sogenannte University Colleges mit Liberal Arts-Studiengängen eingerichtet, in denen es nicht um ein enges Fachstudium, sondern um interdisziplinäre und problemorientierte Fragestellungen geht. Pionier in Deutschland ist die Universität Freiburg mit ihrem University College und dem 2012 eingeführten vierjährigen Bachelor in Liberal Arts and Sciences. Außerdem unterhalten einige amerikanische Colleges einen Zweigcampus in Europa, wo diese Philosophie verfolgt wird. In meiner unmittelbaren Nachbarschaft in Berlin zum Beispiel das ehemalige European College of Liberal Arts, das heute Bard College Berlin – A Liberal Arts University heißt und zum Bard College in Upstate New York gehört.

Kurz vorgestellt: Columbia University

Die private Columbia University in New York City (Manhattan) zählt zu den acht Ivy League-Universitäten und damit auch zu den renommiertesten Hochschulen weltweit. Sie ist bekannt für ein anspruchsvolles Studium und Spitzenleistungen in der Wissenschaft. Anders als der lokale Rivale, die New York University (NYU), verfügt sie über einen sehr schönen, traditionellen Campus in der Upper West Side (Morningside Heights), einer hübschen, recht wohlhabenden und ziemlich sicheren Gegend unweit des Central Park. Fast alle Bachelorstudenten wohnen während der gesamten vier Jahre auf dem Campus, und auch viele Professoren haben ihre Apartments in der näheren Umgebung. Dadurch entsteht ein starkes Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeits-gefühl unter den rund 26.000 Studierenden (davon rund 8.000 im Bachelorstudium).

Zwei Jahre Studium Generale: Das Core Curriculum

Für das Bachelorstudium ist vor allem das Columbia College zuständig, das rund 60 Studienfächer in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften anbietet. Das wichtigste Merkmal des Bachelorstudiums an Columbia ist das sogenannte Core Curriculum, auf das die Universität sehr stolz ist. „Core Curriculum“ bedeutet, dass alle Studierenden in den ersten zwei Studienjahren in kleinen, diskussionsorientierten Seminaren mit max. 25 Teilnehmern die gleichen Texte aus verschiedenen Fachbereichen (z.B. Literatur, Naturwissenschaft, Fremdsprachen etc.) lesen und besprechen – unabhängig von ihrem späteren Hauptfach. Dieses Studium Generale soll der Allgemeinbildung dienen und die kritische Reflexion über Fächergrenzen hinweg (interdisziplinär) fördern, so dass die Absolventen der Universität „well-rounded persons“ sind. Erst am Ende das zweiten Studienjahres wählen die Columbia-Studenten ihr Hauptfach, in dem sie dann rund 10 Kurse belegen. Das Studium gliedert sich also wie folgt: ein Drittel Core Curriculum, ein Drittel Hauptfach, ein Drittel Kurse nach Wahl, „concentrations“ oder ein zweites Hauptfach („double major“).

DSC03602Die Qualität des Studiums ist durch die Bank hervorragend. Die besten Angebote finden sich in Anglistik, Geschichte, Politikwissenschaft und Psychologie. Bei den Naturwissenschaften stechen insbesondere Chemie und Biologie hervor. Darüber hinaus stehen Kurse in 40 verschienden Fremdsprachen zur Auswahl, darunter Serbokroatisch, Usbekisch oder Hausa. Besonders der Fachbereich für Ostasiatische Sprachen und Kulturen sucht weltweit seinesgleichen. Zudem bietet Columbia zahlreiche anspruchsvolle Fächerkombinationen wie z.B. Philosophie/VWL oder Biologie/Psychologie. Für die bildenden Künste gehört die Universität zwar nicht zu den ersten Adressen, aber dafür ist das Angebot im Bereich Musik fast unschlagbar, nicht zuletzt aufgrund der Möglichkeit, parallel zum Studium Instrumentalunterricht an der berühmten Juilliard School of Music zu nehmen oder sogar einen Doppelabschluss (Bachelor of Arts/Master of Music) von beiden Institutionen zu erwerben. Wer sich allerdings für BWL (Business Management) interessiert, ist an Columbia falsch, denn wie an vielen anderen Elitehochschulen der USA wird dieses Fach als Bachelorstudiengang gar nicht angeboten, sondern erst im Masterstudium. An Columbia gibt es Business lediglich als „concentration“, also nicht als vollwertiges Hauptfach. Dabei handelt es sich um einige BWL-Kurse, die von der Columbia Business School speziell für das Bachelorstudium konzipiert werden. (Die Nummer Eins in Sachen Undergraduate Business in New York ist die Stern School of Business an der NYU.)

Neben der Qualität der akademischen Ausbildung an Columbia bietet natürlich auch der Standort New York City zahlreiche Vorteile, insbesondere in Bezug auf Jobs und Praktika. Die Universität verfügt über hervorragende „Career Services“, die den Studenten bei der Suche nach Praktikumsplätzen in NCY und darüber hinaus behilflich sind. Auch Internationalität ist ein Merkmal des Studiums an Columbia. Nicht nur dass die Hochschule viele Bewerber aus dem Ausland anzieht, auch rund ein Drittel der Columbia-Studenten verbringt während ihres dritten Studienjahres eine Zeit im Ausland. New York City ist bekanntermaßen ein sehr teures Pflaster, aber durch die Unterbringung in den Wohnheimen auf dem Campus sind die Studenten vor den hohen Mieten in Manhattan geschützt; außerdem gibt es etliche Studentenrabatte, z.B. über die „Columbia University Arts Initiative“, über die Columbia-Studenten vergünstigte Tickets für Kulturveranstaltungen bekommen können.

Stipendien für ausländische Studenten

DSC03601Die Studienkosten an Columbia betragen jährlich rund 62.000 US-Dollar (einschließlich Unterbringung auf dem Campus und Verpflegung). Gleichzeitig vergibt die Universität aber auch zum Teil sehr hohe Stipendien bis hin zur Übernahme der kompletten Kosten – und zwar auch für internationale Bewerber! Bei diesen Finanzhilfen handelt es sich um „need-based aid“, d.h. die Förderung beruht allein auf finanzieller Bedürftigkeit. Wer sich dafür bewerben will, muss zusammen mit der Bewerbung die finanzielle Situation der Familie offen legen, ähnlich wie beim Bafög in Deutschland. Im Falle einer Zulassung übernimmt die Universität dann die Differenz zwischen dem, was die Familie selbst zahlen kann und dem, was es insgesamt kostet. Anders ausgedrückt: Wer das Studium bezahlen kann, muss auch zahlen und bekommt kein Stipendium. Wer nicht (alles) zahlen kann, wird unterstützt. Der Haken für ausländische Bewerber ist natürlich, dass die Zahlungsfähigkeit eine gewisse Rolle bei der Zulassungsentscheidung spielt, d.h. je mehr Geld man von der Universität benötigen würde, desto unwiderstehlicher muss die Bewerbung sein. Also noch unwiderstehlicher als sie bei der großen Konkurrenz ohnehin schon sein muss.

Denn die Zulassung zu Columbia ist extrem schwierig. Im letzten Jahr (2014) lag die Zulassungsquote unterhalb 7 Prozent. Neben herausragenden Schulnoten und Top-Scores in den Sprach- und Eignungstests (TOEFL und SAT plus 2 SAT Subject Tests oder alternativ den ACT Plus Writing) ist auch noch ein hohes Maß an „Involvement“ in einem oder mehreren außerschulischen Bereichen gefragt. Dazu am besten noch Preise in Wettbewerben wie Jugend forscht usw. Viel hängt auch von den Bewerbungsessays und den Empfehlungsschreiben der Lehrer ab. Eine interessante und vielseitige Persönlichkeit sowie charakterliche Reife  sind ebenfalls wichtig. Worauf die Universität bei der Zulassung alles achtet, kann man hier nachlesen.

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Fotos: (c) Carsten Bösel

Medizinstudium in den USA: Schlechte Chancen für internationale Studierende

Immer wieder höre ich von Schülern und Abiturienten, dass sie gerne in den USA Medizin studieren möchten. Kein Wunder, denn die amerikanischen Medical Schools haben weltweit einen hervorragenden Ruf – und die Studienplätze in Deutschland sind bekanntlich extrem knapp. Allerdings gibt es dabei gleich mehrere Haken: Denn erstens ist es in den USA nicht möglich, Medizin direkt im Anschluss an die Schule zu studieren. Voraussetzung für die Zulassung zum Medizinstudium in den USA ist nämlich ein abgeschlossenes Bachelorstudium. Das heißt: Angehende Ärzte müssen zunächst vier Jahre lang das College besuchen, um sich eine breite Allgemeinbildung und erstes Fachwissen in einem bestimmten Bereich anzueignen. Das kann eine einzelne Naturwissenschaft oder eine Kombination aus mehreren sein (was dann häufig „pre-medicine“ genannt wird), aber auch mit den Fächern Geschichte oder Literaturwissenschaft verbaut man sich keineswegs den Weg zur Medical School. Mit der ersten Phase des deutschen Medizinstudiums, dem Physikum, hat das Ganze jedenfalls kaum etwas zu tun.

Erst nach dem Bachelorabschluss ist also eine Bewerbung an einer medizinischen Hochschule möglich. Dort dauert das Studium dann noch einmal vier Jahre und schließt mit dem „Doctor of Medicine“ (M.D.) ab. Und hier kommt der zweite Haken: Die Konkurrenz um diese Studienplätze ist in den USA ungefähr genauso riesig wie bei uns. Wählt man also im Bachelorstudium „pre-medicine“, ist alles andere als sicher, dass es hinterher tatsächlich mit dem eigentlichen Medizinstudium weitergeht. Viele Amerikaner warten jahrelang, bis sie endlich einen Platz an einer der 130 Medical Schools des Landes ergattern. Zwar gibt es auch rund drei Dutzend Kombi-Programme, die bei guten Noten nach dem Bachelorstudium einen fließenden Übergang ins Medizinstudium bieten. Doch die Konkurrenz um einen Platz in diesen „accelerated programs“ ist noch viel größer. (Die Brown University zum Beispiel bietet ein solches Program in Liberal Medical Education an – als einzige Ivy League-Universität übrigens. Zulassungsquote zuletzt: 100 von 2886 Bewerbern, also knapp 3,5 Prozent.)

Für Ausländer gibt es darüber hinaus noch einen dritten Haken, denn rund zwei Drittel aller US Medical Schools nehmen überhaupt keine Bewerbungen von Nicht-Amerikanern an. Und selbst wo dies möglich ist, ist der Prozentsatz der angenommenen ausländischen Bewerber mit sehr gering. Zuletzt (2019) wurden von 1.890 Bewerbern ohne US-Staatsbürgerschaft nur 325 an ein einer Medical School angenommen. Meistens muss man mindestens ein Jahr an einem US-College studiert haben oder seinen festen Wohnsitz in den USA haben, um überhaupt in Frage zu kommen. Deutsche Abiturienten, die Medizin in den USA studieren möchten, müssten also zunächst 4 Jahre lang einen Bachelor an einer US-Hochschule machen und sich dann mit minimalen Erfolgschancen an einer medizinischen Hochschule bewerben, um dort noch einmal 4 Jahre zu studieren. Ist das ein guter Plan? Mit Sicherheit nicht. Sinnvoller ist es, das Medizinstudium in Deutschland zu absolvieren und anschließend die Facharztausbildung (residency) an einem US-Universitätsklinikum zu machen. Hier haben auch Ausländer gute Chancen, und es gibt gut organisierte Verfahren für die Bewerbung. Für eine medizinische Ausbildung in den USA muss also das Sprichwort gelten: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.