Kurz erklärt: Was ist die Ivy League?

steel gate of brown brick building

Viele meiner Klienten interessieren sich für ein Studium an der Ivy League. Das sind acht der ältesten, besten und renommiertesten Universitäten in den USA: Harvard, Princeton, Yale, Columbia, Brown, Cornell, Dartmouth und die University of Pennsylvania. Studienplätze an diesen Unis sind extrem begehrt; mittlerweile werden dort für das Bachelorstudium nur noch weniger als 10 Prozent aller Bewerber genommen, teilweise weniger als 5 Prozent. Die Zulassungschancen sind also äußerst gering – selbst bei Bestnoten und außergewöhnlichen Leistungen außerhalb der Schule.

Dennoch ist die Faszination für diese Elite-Unis ungebrochen. Das Label „Ivy League“ steht für höchste Qualität, Prestige, Karriere-Netzwerke und beruflichen Erfolg, denn vermeintlich handelt es sich hier um die „besten“ amerikanischen Universitäten. Der Begriff ist so wirkungsmächtig, dass er als Synonym für Qualität auch auf andere US-Hochschulen angewendet wird, die eigentlich nicht dazu gehören: Die führenden staatlichen US-Universitäten werden gern als „Public Ivies“ bezeichnet, die besten Liberal Arts College gelten als „Little Ivies“, und Spitzenunis wie Stanford, MIT oder Duke werden als „ivy-like“ beschrieben.

Die Ivy League ist eine Sportliga

Doch woher kommt der Begriff eigentlich? Anders als die „Russell Group“ oder die „G5“ in Großbritannien oder die „G8“ in Australien bezieht sich die Bezeichnung Ivy League nicht auf wissenschaftliche Spitzenleistungen, sondern auf die Mitgliedschaft in einer Liga des US-Hochschulsports: der „Efeu-Liga“ eben. Denn diese acht Universitäten – alle im Nordosten der USA gelegen und in vielen Punkten einander ähnlich – begannen in den 1930er Jahren, gegeneinander im American Football anzutreten. Es hätten auch noch andere Hochschulen mitmachen können, aber die Colgate University zum Beispiel lag zu weit entfernt und die Rutgers University wollte nicht ihren Status als führende staatliche Universität in New Jersey aufgeben.

Warum wird also so viel Aufhebens um eine Sportliga gemacht? Nun, die Universitäten, die in der Ivy League gegeneinander antreten (und längst nicht mehr nur im Football) sind allesamt Weltklasse-Universitäten, daran besteht kein Zweifel. In den aktuellen Rankings von US News & World Report belegt Princeton Platz 1, gefolgt von Columbia und Harvard auf Platz 2, Yale belegt Platz 5, Penn Platz 8, Dartmouth Platz 13, Brown Platz 14 und Cornell Platz 17. Aber genau diese Zahlen – was immer man von ihnen halten mag – zeigen auch, dass die Ivy League Unis eben nicht die „besten“ US-Unis sind, denn etliche andere Hochschulen schneiden genauso gut oder teilweise besser ab. Ich empfehle daher in der Studienberatung, sich nicht nur auf diese acht zu versteifen, sondern auch neugierig auf attraktive Alternativen zu sein.

Große Unterschiede zwischen den Ivy League Unis

Hinzu kommt, dass es zum Teil große Unterschiede zwischen den Ivy League Universitäten gibt. Daraus folgt, dass es wenig Sinn hat, sich an allen acht gleichzeitig zu bewerben. Meistens führt dies selbst bei besten Voraussetzungen zu mindestens sechs Absagen, denn jede Uni sucht nach einem bestimmten Bewerbertypus. Wer beispielsweise ein erfolgversprechender Kandidat für Dartmouth ist, könnte sich auch gut an kleineren Hochschulen wie Middlebury, Williams oder Bowdoin bewerben, aber nicht an Columbia oder Penn. Eine passende Bewerberin für Penn hingegen wäre auch an Unis wie Stanford, Michigan oder Duke gut aufgehoben, nicht jedoch an Princeton oder Brown. Sich nur aufgrund der Rankings an allzu vielen Ivy League Unis zu bewerben, ohne die fundamentalen Unterschiede zwischen den einzelnen Hochschulen im Hinblick auf die gewünschten Eigenschaften von Bewerbern zu verstehen, führt höchstwahrscheinlich zu Enttäuschungen.

Die Statistiken sprechen die gleiche Sprache: Bei allen acht Ivies liegt die Zulassungsquote inzwischen deutlich unter 10 Prozent, teilweise unter 5 Prozent. Das heißt, diese Hochschulen sind ultraselektiv und haben freie Auswahl zwischen Bewerberinnen und Bewerben mit den allerbesten Noten, Testergebnissen und außerschulischen Leistungen in den USA und weltweit. Wie verrückt die Konkurrenz ist, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die Ivy-League-Unis zusammengenommen jedes Jahr knapp 20.000 neue Studienanfänger aufnehmen. Gleichzeitig machen in den USA jedes Jahr rund dreieinhalb Millionen Schülerinnen und Schüler ihren High Abschluss; das heißt die Ivies haben nicht einmal genügend Platz für das oberste 1 Prozent der US-Absolventen. Nimmt man die Bewerbungen aus dem Ausland dazu, wird es noch schwieriger, sich hier durchzusetzen. Zumal die Zulassungsentscheidungen alles andere als objektiv sind.

Tipps für die Bewerbung an der Ivy League

Was bedeutet all dies für internationale Studieninteressenten, die auf ein Studium an der Ivy League fixiert sind? Als erstes gilt es zu verstehen, dass die Ivies bei weitem nicht die einzigen Top-Universitäten in den USA sind. Bei insgesamt rund 2.000 US-Hochschulen mit Bachelorabschluss besteht allein das Top 1% aus 20 Hochschulen. Man geht sicher nicht zu weit zu behaupten, dass mindestens die Top 5% der US-Unis den führenden Universitäten in Deutschland und Europa mindestens ebenbürtig sind. Ich empfehle daher, ein breiteres Verständnis davon zu entwickeln, was eine erstklassige US-Universität ausmacht. Dass höchste Qualität auch an hierzulande weniger bekannten Einrichtungen zu finden ist, zeigt sich allein daran, wo all die Bewerber studiert haben, die anschließend für ein Master- oder Doktorandenstudium an der Ivy League genommen werden. Oder an welchen Hochschulen die Chefs zahlreicher führender US-Unternehmen ihren Bachelor gemacht haben.

Zweitens ist für den Erfolg einer Bewerbung entscheidend, dass Bewerberin und Universität zueinander passen. In den USA spricht man in diesem Zusammenhang von „fit“. Das betrifft nicht nur die akademischen Interessen („academic fit“), sondern auch das außerschulische Engagement („extracurricular fit“) und Persönlichkeitsmerkmale („personal fit“). Nach welchen Werten und Eigenschaften die Unis genau suchen, ist unter anderem an den Fragen ersichtlich, zu denen Bewerbungsessays verfasst werden müssen. Manchmal steht es auch direkt auf der Webseite.

Drittens kommt es darauf an, ehrlich zu sich selbst zu sein. Was ist so herausragend an den eigenen Leistungen, dass man in einem Bewerberfeld von lauter Klassenbesten, Preisträgern, Nachwuchswissenschaftlern, Aktivisten, Jungunternehmern oder sportlichen Ausnahmetalenten bestehen kann? Um hier hervorzustechen, braucht man, was wir in der Studienberatung einen „hook“ nennen – ein Alleinstellungsmerkmal, an dem die Leser der Bewerbung hängen bleiben. Zwei Beispiele aus meiner Beratung: Eine Schülerin, die kürzlich an Harvard und Stanford genommen wurde, hat sich unter anderem sehr stark dafür engagiert, Mädchen für das Programmieren zu begeistern, mehrere Preise bei Google-Wettbewerben gewonnen und war eine von nur zwei jungen Frauen, die für das Schülerkolleg eines renommierten IT-Instituts genommen wurden. Eine andere konnte acht Sprachen, hatte erste Plätze bei den Bundeswettbewerben Fremdsprachen und Lyrix belegt und bereits eigene Gedichte veröffentlicht. Welchen „hook“, welche spannende Geschichte hat man selbst zu bieten?

Alternativen zur Ivy League

All dies muss nicht entmutigend sein, denn die USA haben Dutzende, wenn nicht Hunderte hervorragende Colleges und Universitäten zu bieten, bei denen es bei weitem nicht so schwierig ist, angenommen zu werden. Klar: Wer hat schon von Bowdoin, Vanderbilt, Rice oder Williams gehört? In den deutschen Medien tauchen solche Namen sehr selten auf, und ein Studium dort scheint riskant zu sein, weil Arbeitgeber in Europa die Jobbewerbung vermeintlich gleich zur Seite legen, wenn sie den Namen der US-Uni nicht kennen. Doch dies ist ein Mythos! Wer sich die Mühe macht und ein bisschen in US-Medien und Diskussionsforen recherchiert, findet schnell heraus, dass all dies Top-Unis sind, die hohes Ansehen genießen und großartige Sprungbretter für eine erfolgreiche Karriere sind. Unter meinen ehemaligen Klienten sind Schüler, die an vermeintlich wenig bekannten, aber großartigen kleinen Colleges studiert haben und heute an der Uni Cambridge in Physik promovieren oder bei Goldman Sachs in New York als Investmentbanker arbeiten.

Wer nicht in der Efeu-Liga spielt, spielt also noch lange nicht 2. Liga.

Wegen Corona: Kein SAT für Berkeley und UCLA nötig

Es war nur eine Frage der Zeit: Jetzt hat die erste große US-Universität Konsequenzen aus der weltweiten Absage der Zulassungstests SAT und ACT gezogen. Wie die LA Times heute berichtet, wird die University of California – ein staatlicher Hochschulverbund mit knapp 300.000 Studierenden und zehn Standorten, darunter die berühmten Unis Berkeley, Los Angeles und San Diego – in diesem Jahr keine SAT- oder ACT-Ergebnisse für die Zulassung verlangen. Mit dieser Entscheidung wolle die Universität angesichts einer historischen Katastrophe allen Studieninteressierten eine faire Chance bieten, sagte UC-Präsidentin Janet Napolitano.

Han Mi Yoon-Mu, die an der University of California die Zulassung zum Bachelorstudium leitet, spricht explizit auch die Schwierigkeiten ausländischer Bewerber an: Die Unsicherheit sei global, und vielen internationalen Studieninteressenten sei es derzeit nicht möglich, die regulären Zulassungsvoraussetzungen der Universität zu erfüllen, unter anderem weil SAT und ACT in Ländern wie Großbritannien, Pakistan, Frankreich, Deutschland und Italien abgesagt wurden. Auch würden aufgrund der Schulschließungen die zuhause erbrachten Leistungen vielerorts nicht benotet, was normalerweise für die Zulassung notwendig wäre. Die Universität wolle auch in diesem Punkt flexibel sein.

Bessere Zulassungschancen durch Corona

Aus der Krise ergibt sich somit auch eine Chance. Denn aus meiner Studienberatung weiß ich, dass sich auch sehr gute deutsche Schülerinnen und Schüler mit dem SAT- oder ACT-Test häufig schwertun und oft wegen des ungewohnten Formats nicht die Punktzahlen erzielen, die für eine aussichtsreiche Bewerbung nötig wären. Es könnte somit in diesem Jahr etwas leichter sein, einen Studienplatz an Elite-Unis wie Berkeley oder UCLA zu ergattern. Hinzu kommt, dass sich eventuell viele internationale Mitbewerber aufgrund der aktuellen Entwicklungen ganz gegen eine Bewerbung in den USA entscheiden und die Konkurrenz allgemein weniger stark ausfällt, als es gewöhnlich der Fall ist (zuletzt lag die Zulassungsquote für Ausländer an Berkeley und UCLA bei nur rund 8 Prozent).

Es ist zu erwarten, dass viele weitere Colleges und Universitäten dem Beispiel der University of California folgen werden. Die California State University – neben der University of California das zweite staatliche Universitätssystem in Kalifornien mit 23 Standorten – wird wahrscheinlich in Kürze ähnliche Maßnahmen ankündigen.

Hier die offizielle Mitteilung der University of California.

Foto UCLA: Wikipedia

Riesiger Betrugsskandal um Zulassung an US-Eliteunis

Die US-Hochschullandschaft wird aktuell von einem Betrugsskandal erschüttert, wie ihn das Land noch nicht erlebt hat. Offenbar zahlten einige sehr vermögende Eltern – darunter Hollywood-Schauspieler, Unternehmenschefs, Börsen- und Immobilieninvestoren – zwischen 200.000 und 6,5 Millionen Dollar an eine dubiose Stiftung, um ihren Kindern auf kriminellem Wege eine Zulassung an Eliteuniversitäten wie Yale, Stanford, Georgetown, UCLA oder der University of Southern California zu ermöglichen. Mit den als Spenden getarnten Geldern wurden dann Sporttrainer und andere Mitarbeiter der betroffenen Hochschulen bestochen.

Im Zentrum des Betrugs steht der 58-jährige Unternehmer Rick Singer, Gründer der Studienberatungsfirma „Edge College & Career Network“. Er versprach den prestigesüchtigen Eltern, ihren Sprösslingen über eine „Seitentür“ Zugang zur Welt der Elite-Colleges zu verschaffen. Konkret sah das so aus:

  • Damit die Kinder im Zulassungstest SAT bzw. ACT Top-Ergebnisse erzielen, wurden „Lernschwächen“ vorgetäuscht. Dadurch erhielten die Kinder mehr Zeit für die Prüfung und konnten sie überdies in speziellen Testzentren allein mit einer erwachsenen Aufsichtsperson ablegen, die geschmiert war und für die Kinder die Kreuze an den richtigen Stellen machte.
  • Da Spitzensportler beim Auswahlprozess im Vorteil sind, wurden mithilfe von Photoshop oder gestellten Aufnahmen Fake-Sportprofile erstellt, die die Kinder bei Sportarten zeigten, die sie zum Teil gar nicht ausübten. Vor allem aber erhielten insgesamt neun Trainer bei mehreren Eliteunis Bestechungsgelder im sechsstelligen Bereich, damit sie gegenüber den Zulassungsstellen auf die unbedingte Notwendigkeit dieser vermeintlichen Top-Rekruten pochten. Dass nach der Zulassung viele davon gar nicht zum Training erschienen sind, scheint niemandem aufgefallen zu sein.

Aufgeflogen ist die ganze Sache, weil der Frauenfußball-Trainer der Yale University bei der Geldübergabe von einem getarnten FBI-Agenten überführt wurde und anschließend gestanden hat. Auch Singer, der Mastermind hinter dem Betrugssystem und selbst ein ein ehemaliger Trainer, hat alles zugegeben. Am Dienstag morgen sind rund 300 Beamte des FBI ausgeschwärmt und haben die verdächtigen Eltern teils noch in ihren Wohnungen verhaftet und Anklage erhoben. Näheres dazu in der Berichterstattung der New York Times.

Diese Vorkommnisse sind ungeheuerlich und bestätigen leider das Vorurteil, dass man in den USA mit Geld und Einfluss alles kaufen kann, sogar die Zulassung zu den Elitehochschulen des Landes, wo vorgeblich allein die Leistung zählt. Für die Unis dürfte es in Zukunft sehr schwer werden, diese Behauptung vor Schülern, Eltern und Öffentlichkeit mit aufrechter Haltung zu wiederholen.

Zum anderen nährt der Betrug aber auch den Verdacht, dass private Studienberatungsdienste mit unlauteren Methoden arbeiten. Die Dimensionen dieses spezifischen Falles sind natürlich jenseits des bisher Vorstellbaren, aber da auch consultUS eine unabhängige USA-Studienberatung anbietet, ist es mir ein Anliegen zu betonen, dass meine Arbeit den strengen ethischen Grundsätzen der National Association of College Admissions Counselling verpflichtet ist. Außerdem lege ich in meiner Beratung großen Wert darauf, sich von der Fixierung auf einige wenige Ivy League-Unis zu lösen und die trotz allem unvergleichliche Vielfalt der amerikanischen Hochschullandschaft in den Blick zu nehmen. Nur so ist es möglich, passende Colleges und Universitäten zu finden, an denen junge Menschen ihr Potenzial zur vollen Entfaltung bringen können.

Kurz erklärt: Was sind Community Colleges?

Community Colleges sind eine in den USA weit verbreitete Hochschulform, für die es in Europa keine direkte Entsprechung gibt.  Zum einen sind sie Einrichtungen der (höheren) Berufsbildung, die zweijährige Ausbildungsgänge in einer Vielzahl von Berufen anbieten und auf den Eintritt in den Arbeitsmarkt vorbereiten. Zum anderen bieten sie die Möglichkeit, die ersten beiden Jahre eines (vierjährigen) Bachelorstudiums ohne große Zulassungshürden und zu weitaus geringeren Kosten zu absolvieren, um anschließend an einer Universität den Abschluss zu machen. Mit dieser Option erfüllen die Community Colleges eine wichtige gesellschaftliche Funktion, denn sie öffnen denjenigen, die sonst wenig Chancen hätten, ein reguläres Studium erfolgreich zu absolvieren, einen Weg zum College-Abschluss. Angesichts der explodierenden Studiengebühren gehen jedoch heute auch immer mehr Mittelschichts-Amerikaner, die eigentlich auch für eine direkte Uni-Zulassung qualifiziert wären, den Weg über ein Community College, um Kosten zu sparen.

Berufsbildung und Allgemeinbildung

Aktuell gibt es in den USA rund 1.200 Community Colleges, die meisten in staatlicher Trägerschaft. Nach zwei Jahren wird ein Associate-Abschluss verliehen: Entweder ein „Associate of Applied Science“ (AAS), wenn man ein berufsbildendes Programm wählt, oder ein „Associate of Arts“ (AA) bzw. „Associate of Science“ (AS), wenn man im allgemeinbildenden akademischen Zweig eingeschrieben ist und das Weiterstudium an einer Universität plant. In diesem Fall belegt man Kurse aus einem breiten Fächerspektrum sowie mitunter auch erste Kurse zum angestrebten Hauptfach an der Uni. Diese Kurse werden in der Regel voll anerkannt, so dass bis zum Bachelorabschluss nur noch zwei weitere Jahre nötig sind. Dieses „2+2-System“ ist bei amerikanischen und zunehmend auch bei ausländischen Studenten sehr beliebt, zumal häufig der spätere Wechsel an eine bestimmte Uni garantiert wird. Oft bieten die Community Colleges sogar bessere Lernbedingungen als die Unis, weil die Klassengrößen kleiner und die Betreuung intensiver ist.

Geringe Kosten und einfache Zulassung

Das Studium an einem staatlichen Community College kostet durchschnittlich rund 5.000 US-Dollar Gebühren pro Jahr für die Einwohner des jeweiligen US-Staates; Studierende von außerhalb (inkl. Ausland) zahlen durchschnittlich rund 8.500 Dollar. Die durchschnittlichen Studiengebühren an einem privaten Community College – das dann oft „Junior College“ genannt wird – betragen rund 15.500 US-Dollar pro Jahr. Zwischen den US-Staaten und den einzelnen Colleges gibt es zum Teil erhebliche Schwankungen. Was aus deutscher Sicht immer noch teuer erscheint, ist angesichts von Studiengebühren von bis zu 56.000 Dollar an manchen privaten Unis auf jeden Fall „affordable“, also bezahlbar.

Neben den geringeren Kosten sind es vor allem die niedrigen Zulassungshürden, die Community Colleges für viele attraktiv machen. Nach dem Grundsatz des „open access“ wird aufgenommen, wer immer da kommt. Und das sind immer häufiger Menschen, die nicht direkt von der Schule kommen, sondern bereits berufstätig sind und sich weiterbilden wollen. Gerade für Menschen aus bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten oder für Einwanderer und ethnische Minderheiten bieten die Community Colleges eine Möglichkeit zum gesellschaftlichen Aufstieg, weshalb sie nicht selten als „people’s or democracy’s colleges“ gefeiert werden. Aus diesem Grund betonte auch US-Präsident Barack Obama die hohe Bedeutung der Community Colleges und warb (vergeblich) dafür, sie flächendeckend gebührenfrei zu machen, was ihm den Titel „Community College President“ einbrachte.

Community College: Anerkennung in Deutschland

Wer sich für ein Studium am Community College interessiert, muss wissen: Der dort verliehene Associate-Abschluss ist in Deutschland nicht anerkannt, und die belegten Kurse können in aller Regel nicht auf ein Bachelorstudium an einer deutschen Hochschule angerechnet werden. Auch als Berufsausbildung ist der Abschluss nicht gleichwertig. Das Community College eignet sich aus deutscher und europäischer Sicht somit nur als „Zwischenstufe“ auf dem Weg zu einem regulären Bachelorabschluss von einer anerkannten US-Universität. In dieser Hinsicht jedoch sind die Community Colleges eine attraktive Option, mit der ein Bachelorstudium in den USA kein Vermögen kosten muss. Manche Community Colleges bieten sogar qualifizierten Zehntklässlern die Möglichkeit, gleichzeitig ein amerikanisches High-School-Diplom und einen Associate-Abschluss zu machen, wodurch sich die Studiendauer bis zum Bachelor auf zwei Jahre verkürzt. Bei der Auswahl einer geeigneten Einrichtung sollte darauf geachtet werden, dass das Community College Erfahrung mit internationalen Studenten hat, eine gute Betreuung bietet und über ein starkes „College Transfer“-Programm (2+2) verfügt.

Beratung durch consultUS

Die Experten von consultUS beraten Sie gerne bei der Auswahl eines geeigneten Community College und unterstützen Sie bei der Anmeldung und den einzureichenden Unterlagen (z.B. Übersetzung von Zeugnissen und anderer Dokumente).
Einfach E-Mail an info [at] consultUS [punkt] org.

Bewerbung und Zulassung an Harvard: Worauf es ankommt

Kürzlich war ich auf einer Campusreise in Boston und habe bei der Gelegenheit auch mal wieder an der Harvard University vorbeigeschaut. Und der kleine Abstecher hat sich gelohnt! Im historischen Sanders Theater lief eine Informationsveranstaltung für Studieninteressierte. Es war Samstag vormittag, und das Auditorium war voll besetzt mit Schülern, Eltern und anderen Besuchern. Auf der Bühne: keine langweilige, zig-mal gehörte Powerpoint-Präsentation, sondern ein lebendiges Gespräch zwischen einem Repräsentanten der Universität und zwei aktuellen Studentinnen zu verschiedenen Aspekten des Studiums an Harvard. Sehr persönlich, sehr dem Publikum zugewandt. Da habe ich an anderen US-Eliteunis schon ganz anderes erlebt.

„Objektive Qualifikationen spielen für die Zulassung letztlich keine Rolle“

Das Beste kam jedoch zum Schluss. Nachdem die beiden Studentinnen die Bühne verlassen hatten, hielt der Harvard-Repräsentant eine knapp 15-minütige Rede, in der er erläuterte, nach welchen Kriterien und Verfahren die Zulassungsentscheidungen zum Bachelorstudium an Harvard getroffen werden. Nichts grundlegend Neues, aber selten habe ich das Verfahren der „highly selective college admissions“ so anschaulich und eindringlich beschrieben gehört. Ein exzellenter Vortrag, der mir und den anwesenden Kollegen aus dem Herzen sprach, denn genau diese Punkte sind es, die wir den Schülern in der Studienberatung zu vermitteln versuchen. Und wenn es „straight from the horse’s mouth“ kommt, ist es natürlich noch einmal überzeugender.

Für alle, die an Harvard und ähnlich renommierten Universitäten studieren möchten und nicht dabei sein konnten, habe ich den Vortrag mit meiner Kamera festgehalten. In den ersten Minuten ist das Bild noch etwas wackelig, weil der junge Mann vor mir sich nicht entscheiden konnte, ob er seine Basecap auf- oder absetzen wollte. Auch der Ton ist trotz Mikrofon nicht immer klar verständlich; deshalb habe ich den Vortrag sicherheitshalber untertitelt. Was hier über die Zulassung an Harvard gesagt wird, gilt so oder so ähnlich  auch für andere US-Hochschulen, an denen nur ein Bruchteil der Bewerber zugelassen wird.

Ob das Ganze „fair“ ist – wie im Vortrag behauptet – sei mal dahingestellt. Nicht erwähnt wird nämlich, dass die Kinder von Ehemaligen (sogenannte „legacy students“) deutlich höhere Chancen auf Zulassung haben und die Eliteunis hier auch gerne ein Auge zudrücken bei den Kriterien. An Harvard bestehen rund 12-13 Prozent eines Jahrgangs aus „legacies“. Ihre Zulassungsquote liegt bei rund 30 Prozent und ist damit rund sechsmal so hoch wie für normale Bewerber. Auch für leistungsstarke Sportler werden die Kriterien häufig etwas aufgeweicht, denn die Eliteunis wollen natürlich auch ihre Sportmannschaften siegen sehen. (Nachzulesen in The Price of Admission: How America’s Ruling Class Buys Its Way into Elite Colleges–and Who Gets Left Outside the Gates vom Wall Street Journal-Reporter und Harvard-Absolventen Daniel Golden.)