Shoppen im Großmarkt: Beispiel für einen erfolgreichen Ivy League-Essay

Alle Jahre wieder im April kursieren in den Medien Berichte über US-Schülerinnen und Schüler, denen das Kunststück gelungen ist, an allen acht — oder zumindest mehreren — Ivy League-Universitäten gleichzeitig angenommen zu werden. Weitaus seltener kommt es hingegen vor, dass diese Überflieger Teile ihrer erfolgreichen Bewerbung der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Schülerin Brittany Stinson aus Delaware wurde dieses Jahr an immerhin fünf Ivy League Unis genommen (Yale, Columbia, University of Pennsylvania, Dartmouth und Cornell, außerdem an der Stanford University) und hat dem Wirtschafts- und Finanzportal Business Insider kürzlich erlaubt, ihren Bewerbungsessay zu veröffentlichen (Text weiter unten).

Dieser „Personal Essay“ ist Teil jeder Bachelor-Bewerbung an Hunderten von US-Hochschulen und bereitet fast allen Bewerbern Kopfzerbrechen. Denn in diesem maximal 650 Wörter langen Text soll nicht etwa begründet werden, warum man dieses oder jenes Fach studieren möchte, sondern es soll auf eloquente und originelle Weise die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck kommen. Allein die Themenfindung ist oft ein langwieriger Prozess – das kenne ich aus der Arbeit mit den Schülern, die ich in meiner Studienberatung betreue. Viele neigen zunächst dazu, über die eigenen Erfolge z.B. im Sport zu schreiben oder über ihre Besorgnis um die demokratischen Werte angesichts zunehmender Abschottung und Fremdenfeindlichkeit in Europa. Brittany Stinson zeigt, dass die besten Essays oft nicht so hochtrabende Themen behandeln, sondern eher von Alltäglichem ausgehen: in ihrem Fall die regelmäßigen Einkaufstouren der Familie zu Costco, einer amerikanischen SB-Großhandelskette.

Show not tell: Was einen guten College-Bewerbungsessay ausmacht

Natürlich ist dieses vermeintlich banale Thema nur der Aufhänger für höchst komplexe Überlegungen zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung, die auch noch mitreißend und auf hohem sprachlichen Niveau präsentiert werden. Dass der Essay so gut funktioniert, liegt vor allem daran, dass Brittany eine Geschichte erzählt und mit einer anschaulichen Anekdote gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit der Leser gewinnt. Sie hält sich durchweg an das erzählerische Prinzip des „show not tell“ – das heißt, sie zeigt sich selbst in Aktion anstatt sich nur mit Adjektiven zu beschreiben. Dadurch wird der Essay lebendig. Ein so alltägliches Thema wie Costco und Hot Dogs macht sie zu einer Metapher für das große Ganze, ohne dass es angestrengt wirkt. Der leichte, spielerische und humorvolle Tonfall des Essays passt perfekt zu einem Teenager und wirkt viel authentischer, als wenn ein 17-jähriger zum Beispiel behauptet, täglich Kants kategorischen Imperativ zur Grundlage seines Handelns zu machen. Man kommt beim Lesen nicht umhin, Brittany zu mögen. Und das ist ein extrem wichtiges Element in einem erfolgreichen Bewerbungsessay. Und schließlich konzentriert sich der Text auf einen zentralen Aspekt: Brittanys Neugierde. Oft kranken Bewerbungsessays daran, dass die Schüler versuchen, zu viele Aspekte ihrer Persönlichkeit gleichzeitig unterzubringen, wodurch die Texte oberflächlich oder schlimmstenfalls konfus wirken.

Genug der Vorrede, hier nun der vollständige Text samt Fragestellung (via Business Insider). Wichtig ist noch der Hinweis, dass der Personal Essay nur ein Teil der College-Bewerbung ist. Natürlich hat Brittany auch mit Bestnoten, Top-Ergebnissen in den Eignungstests und beeindruckendem außerunterrichtlichem Engagement gepunktet. An den US-Eliteuniversitäten kann der Essay dann den entscheidenden Ausschlag geben, wenn Top-Bewerber ansonsten ähnliche Qualifikationen aufweisen.

Prompt 1: Some students have a background, identity, interest, or talent that is so meaningful they believe their application would be incomplete without it. If this sounds like you, then please share your story.

Managing to break free from my mother’s grasp, I charged. With arms flailing and chubby legs fluttering beneath me, I was the ferocious two­ year old rampaging through Costco on a Saturday morning. My mother’s eyes widened in horror as I jettisoned my churro; the cinnamon­sugar rocket gracefully sliced its way through the air while I continued my spree. I sprinted through the aisles, looking up in awe at the massive bulk products that towered over me. Overcome with wonder, I wanted to touch and taste, to stick my head into industrial­sized freezers, to explore every crevice. I was a conquistador, but rather than searching the land for El Dorado, I scoured aisles for free samples. Before inevitably being whisked away into a shopping cart, I scaled a mountain of plush toys and surveyed the expanse that lay before me: the kingdom of Costco. 

Notorious for its oversized portions and dollar­fifty hot dog combo, Costco is the apex of consumerism. From the days spent being toted around in a shopping cart to when I was finally tall enough to reach lofty sample trays, Costco has endured a steady presence throughout my life. As a veteran Costco shopper, I navigate the aisles of foodstuffs, thrusting the majority of my weight upon a generously filled shopping cart whose enormity juxtaposes my small frame. Over time, I’ve developed a habit of observing fellow patrons tote their carts piled with frozen burritos, cheese puffs, tubs of ice cream, and weight­loss supplements. Perusing the aisles gave me time to ponder. Who needs three pounds of sour cream? Was cultured yogurt any more well­mannered than its uncultured counterpart? Costco gave birth to my unfettered curiosity. 

While enjoying an obligatory hot dog, I did not find myself thinking about the ‘all beef’ goodness that Costco boasted. I instead considered finitudes and infinitudes, unimagined uses for tubs of sour cream, the projectile motion of said tub when launched from an eighty foot shelf or maybe when pushed from a speedy cart by a scrawny seventeen year old. I contemplated the philosophical: If there exists a thirty­three ounce jar of Nutella, do we really have free will? I experienced a harsh physics lesson while observing a shopper who had no evident familiarity of inertia’s workings. With a cart filled to overflowing, she made her way towards the sloped exit, continuing to push and push while steadily losing control until the cart escaped her and went crashing into a concrete column, 52” plasma screen TV and all. Purchasing the yuletide hickory smoked ham inevitably led to a conversation between my father and me about Andrew Jackson’s controversiality. There was no questioning Old Hickory’s dedication; he was steadfast in his beliefs and pursuits – qualities I am compelled to admire, yet his morals were crooked. We both found the ham to be more likeable – and tender.

I adopted my exploratory skills, fine tuned by Costco, towards my intellectual endeavors. Just as I sampled buffalo­chicken dip or chocolate truffles, I probed the realms of history, dance and biology, all in pursuit of the ideal cart–one overflowing with theoretical situations and notions both silly and serious. I sampled calculus, cross­country running, scientific research, all of which are now household favorites. With cart in hand, I do what scares me; I absorb the warehouse that is the world. Whether it be through attempting aerial yoga, learning how to chart blackbody radiation using astronomical software, or dancing in front of hundreds of people, I am compelled to try any activity that interests me in the slightest. 

My intense desire to know, to explore beyond the bounds of rational thought; this is what defines me. Costco fuels my insatiability and cultivates curiosity within me at a cellular level. Encoded to immerse myself in the unknown, I find it difficult to complacently accept the “what”; I want to hunt for the “whys” and dissect the “hows”. In essence, I subsist on discovery.

In New York studieren: Colleges und Universitäten jenseits von Manhattan

Die Aussicht ist spektakulär. New York in voller Pracht. Kilometerweit geht der Blick; wie von einem Flugzeug aus betrachtet entfaltet sich das atemberaubende Panorama. Doch dies ist kein Wolkenkratzer in Manhattan, und zu sehen ist nicht das hektische Treiben der Stadt, die niemals schläft. Stattdessen sanfte, satt-grüne Hügel, soweit das Auge reicht. Dazwischen der Cayuga Lake, blau und klar wie ein schwedischer Bergsee und umgeben von dichten Wäldern, turmhohen Wasserfällen und zahlreichen Schluchten.

Wir sind in der Finger-Lakes-Region im US-Staat New York, rund 250 Kilometer nördlich von New York City, im 14. Stock des East Tower, einem Wohnheim auf dem Campus des Ithaca College. Hier oben in der TC Lounge gibt es Wraps mit Hummus und Taboulé, fair gehandelten Kaffee und Kakao, gemütliche Sessel zum konzentrierten Arbeiten und jeden Mittwochabend die Open Mike Night für Campus-Künstler. Im Hintergrund leuchten dazu die Lichter von Ithaca, einem Studentenstädtchen par excellence, voller Cafés, Kneipen, Restaurants, Bioläden, Museen und kultureller Aktivitäten. Mit einer Gruppe von Studienberatern bin ich eine Woche lang in New York unterwegs, um mir ein persönliches Bild von den Hochschulen im „Empire State“ zu machen.

Dass hier trotz der ländlichen Umgebung nicht der Hund begraben ist, hat seinen Grund. Denn Ithaca ist nicht nur die Heimat des mit 7.000 Studierenden relativ kleinen Ithaca College, sondern auch Standort der weltberühmten Cornell University. Während die Ivy-League-Hochschule ihren Ruf hauptsächlich ihren exzellenten Forschungsleistungen verdankt, punktet Ithaca College mit einer hervorragenden Bachelorausbildung, zum Beispiel im Bereich Publizistik und Kommunikationswissenschaft. So wird die wohl beste Studentenzeitung der USA nicht an Harvard oder Stanford gemacht, sondern hier: The Ithacan, mehrfach preisgekrönt und Sprungbrett für zahlreiche Karrieren in den US-Medien.

Klein aber fein: Liberal Arts Colleges

„Upstate New York“, wie die Amerikaner das Gebiet nördlich von New York City nennen, ist reich an erstklassigen Hochschulen. Da sind zum einen die vielen „Liberal Arts Colleges“: zumeist kleine, private Hochschulen, die sich ganz auf die Bachelorausbildung konzentrieren und dabei einen breiten interdisziplinären Ansatz verfolgen, der die umfassende Förderung des Wissens in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften zum Ziel hat. Sie bieten ein anspruchsvolles Studium, kleine Kursgrößen, engagierte Professoren, traumhafte Betreuungsverhältnisse und eine intensive Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem Campus. Oft liegen sie allerdings auch ziemlich weit ab vom Schuss.

Colgate UniversityParadebeispiele für diesen Hochschultyp sind das Hamilton College (ca. 1.900 Studierende) in Clinton, New York, und nur eine halbe Stunde entfernt die Colgate University (ca. 2.800 Studierende, Foto links), verwirrenderweise in einem Örtchen namens Hamilton gelegen und trotz der Bezeichnung „Universität“ ein mustergültiges Liberal Arts College (und ja, benannt nach dem Zahnpasta-Mogul William Colgate). Beide Hochschulen beeindrucken mit einem Bilderbuch-Campus aus braun-grauem Sandstein, sind anmutig auf Hügeln gelegen und umgeben von sattem Grün. Fast alle Studierenden und Professoren leben auf dem Hochschulgelände oder in der unmittelbaren Umgebung. Dadurch entsteht eine enge Gemeinschaft, die nach dem Studium ihre Fortsetzung in starken Ehemaligen-Netzwerken findet.

Vom Fächerangebot her praktizieren beide Hochschulen die Liberal Arts-Philosophie in Reinform. Berufsorientierte Fächer wie BWL, Jura oder Ingenieurwesen sucht man vergebens; stattdessen können die Studierenden frei aus der Palette der Geistes, Sozial- und Naturwissenschaften wählen, verschiedene Richtungen ausprobieren und Kurse flexibel kombinieren. An Hamilton wurden vor ein paar Jahren sogar alle Pflichtkurse abgeschafft; mit dem „open curriculum“ können sich die Studierenden nun querbeet, ganz nach ihren individuellen Interessen und interdisziplinär bilden. Studieren in der Provinz bedeutet folglich nicht Provinzialität im Denken: „Wir sind hier an diesem wunderschönen Ort“, sagt Douglas Hicks, der an Colgate die Zulassung zum Bachelorstudium leitet, „aber wir sind uns der Welt um uns herum sehr bewusst.“ Rund zwei Drittel der Colgate-Studierenden verbringen einen Teil ihres Studiums im Ausland. Ein Spitzenwert, nicht nur für US-Verhältnisse.

Studiengänge für Querdenker und Individualisten

UnionDennoch: Das Studium in ländlicher Isolation ist nicht jedermanns Sache. Wer etwas mehr Abwechslung möchte, ohne auf die Liberal Arts-Erfahrung verzichten zu müssen, wird vielleicht am Union College in Schenectady unweit der Landeshauptstadt Albany fündig. Union unterscheidet sich insofern von den meisten anderen Liberal Arts Colleges, als man hier auch Maschinenbau, Elektrotechnik oder Technische Informatik studieren kann. So ergeben sich ungewöhnliche und in Deutschland undenkbare Fächerkombinationen wie Physik und Musik. Blickfang auf dem 1813 vom französischen Landschaftsarchitekten Joseph Jacques Ramée gestalteten Campus ist das denkmalgeschützte, 16-seitige Nott Memorial (Foto), das heute für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt wird.

Eine weitere attraktive Option für kreativ-künstlerisch veranlagte Köpfe mit unkonventionellen Ideen ist das Skidmore College in Saratoga Springs, einem historischen Kurort mit berühmter Pferderennbahn, dessen Einwohnerzahl sich während der Rennsaison verdreifacht – geballtes Nachtleben inklusive. Auch Skidmore bietet Fächer, die sich an Hochschulen dieser Art sonst eher selten finden, darunter BWL, Erziehungswissenschaft oder Soziale Arbeit. Aber auch die Naturwissenschaften und die Künste sind stark vertreten: Mit dem Arthur Zankel Music Center verfügt die Hochschule über einen brandneuen Konzertsaal, dessen fantastische Akustik das Herz jedes Musikliebhabers höher schlagen lässt.

Universitäten und technische Hochschulen

Rensselaer Polytechnic InstituteBrillante Klänge sind auch am Rensselaer Polytechnic Institute (RPI) zu hören, einer der führenden technischen Universitäten der USA. Das Gebäude des neuen „Experimental Media and Performing Arts Center“ passt sich automatisch der musikalischen Darbietung und den verwendeten Instrumenten an – ein Meisterstück der Ingenieurskunst. Die ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengänge sind denn auch das Hauptzugpferd dieser mittelgroßen Hochschule in Troy (nahe Albany). Aber auch die Wirtschaftswissenschaften sind mit der Lally School of Business stark vertreten. Viele RPI-Studierende kombinieren ihre Ingenieursausbildung mit Kursen aus der BWL und machen so faktisch einen Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen – ein Studienfach, das es in der Form in den USA nicht gibt.

Auch Rochester, die drittgrößte Stadt New Yorks, kann mit einer hervorragenden technischen Universität aufwarten: Das Rochester Institute of Technology (RIT) ist mit rund 18.000 Studierenden mehr als doppelt so groß wie das RPI und auch als „the city of brick“ bekannt, denn der gesamte weitläufige Campus ist aus rund 15 Millionen, eigens dafür hergestellten Ziegeln erbaut. Neben seiner modernen technischen Ausstattung besticht das RIT vor allem durch ein praxisnahes Bachelorstudium: Wie kaum eine andere US-Universität vermittelt RIT den Studierenden jährlich Tausende an größtenteils bezahlten Praktika, die auf das Studium angerechnet werden.

EastmanEbenfalls in Rochester zuhause: die University of Rochester, eine große private Forschungs-universität mit rund 10.000 Studierenden. Genau wie am Hamilton College wurden hier vor einigen Jahren alle Pflichtveranstaltungen im Bachelorstudium abgeschafft. Die Uni ist somit besonders attraktiv für eigenständige Studierende, die von intellektueller Neugier getrieben sind und sich für mehrere Fächer gleich stark interessieren. „Bei uns kann man ein Fach für sich selber und eins für die Eltern studieren“,  scherzt Jonathan Burdick, der an der University of Rochester die Zulassung zum Bachelorstudium leitet. Ein weiteres Juwel der Hochschule ist die Eastman School of Music (Foto), eines der besten Konservatorien der USA.

Flexibilität und Wahlmöglichkeiten bestimmen auch das Bachelorstudium an der Syracuse University in der gleichnamigen Stadt mitten im Staat New York. „Die Studierenden wechseln in den ersten Jahren oft mehrfach zwischen den verschiedenen Fakultäten hin und her, bevor sie sich auf ein oder zwei Hauptfächer festlegen“, erzählt Karen Bass, die für die Zulassung ausländischer Bewerber zuständig ist. Ihre besonderen Stärken hat die Universität unter anderem in der BWL (insbesondere im Bereich Entrepreneurship), der Publizistik und der Informationswissenschaft: Wer sich für Informationsmanagement, digitale Kommunikation und das Web 2.0 interessiert, findet mit der iSchool in Syracuse eine der weltweit besten Adressen.

Stipendien für ausländische Studierende

StudienfinanzierungAbiturienten aus Deutschland mit ordentlichen Noten haben gute Zulassungschancen bei allen genannten Hochschulen. Ein größere Schwierigkeit dürfte die Finanzierung darstellen, denn mit Studienkosten von rund 60.000 Dollar pro Jahr ist ein Bachelorstudium in Upstate New York – und in den USA allgemein – für die wenigsten bezahlbar.  Fast alle genannten Hochschulen bieten jedoch Stipendien und finanzielle Unterstützung an. Insbesondere die kleinen Liberal Arts Colleges vergeben im Falle einer erfolgreichen Zulassung Stipendien, die die Differenz zwischen dem, was das Studium kostet und was man aus eigener Tasche bezahlen kann, abdecken. Das kann bis hin zum Vollstipendium reichen. Allerdings ist klar, dass dafür neben sehr guten Schulnoten auch Top-Ergebnisse bei den Zulassungstests, überzeugende Empfehlungsschreiben von Lehrern und ein insgesamt attraktives Bewerbungsprofil nötig sind.

Zurück in der Finger-Lakes-Region sind wir inzwischen in Geneva (zu deutsch: Genf) angekommen, aber vor uns liegt nicht der Genfer See, sondern Seneca Lake, der größte der Finger Lakes. Direkt am Ufer liegt das kleine Hobart & William Smith College – eigentlich zwei Colleges in einem (Hobart für die Männer, William Smith für die Frauen), die sich aber bis auf ein paar Verwaltungsfunktionen alles teilen. Die Geschlechter lernen und leben gemeinsam. Auch hier wird interdisziplinäres Lernen und eine breite Bildung großgeschrieben. Statt ein vorgegebenes Kursprogramm zu absolvieren, wählen die Studierenden individuell ihre Kurse so, dass sie am Ende insgesamt acht allgemeine Lernziele erreichen, darunter die Entwicklung effektiver Kommunikationskompetenzen. Außerdem findet sich auf dem hübschen, aber unspektakulären Campus wider Erwarten auch eine der besten Architekturfakultäten der USA.

New York steckt eben voller Überraschungen, auch nördlich von Manhattan.

Dieser Artikel erschien zuerst im Oktober 2013 auf der Go out!-Webseite des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Alle Fotos: (c) Carsten Bösel

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Kompaktkurs zur ACT-Vorbereitung

Seitdem der College-Zugangstest SAT vor kurzem völlig verändert wurde, herrscht Unsicherheit in den Zulassungsbüros der amerikanischen Universitäten und bei Studienbewerbern. Wie gut ist die neue Version zu bewältigen? Und wie sind die Ergebnisse zu interpretieren? Daher gehen im Moment viele auf Nummer Sicher und belegen stattdessen den Konkurrenztest ACT – der hat sich nämlich in den letzten Jahren kaum verändert und wird von fast allen US-Hochschulen als gleichwertige Alternative zum SAT akzeptiert.

Tatsächlich belegen inzwischen mehr Amerikaner den ACT als den SAT. Nur im Ausland erscheint vielen der SAT als die bessere Wahl, dabei kann man beide Tests an zahlreichen Standorten auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz ablegen. Aus diesem Grund rate ich im Moment eher dazu, sich auf den ACT zu konzentrieren. Auch weil ein ACT-Ergebnis an renommierten US-Unis häufig die geforderten zwei SAT Subject Tests ersetzen kann, sofern man die optionale Writing-Komponente belegt.

In jedem Fall empfiehlt sich eine gründliche Vorbereitung. Als Einstieg in die ACT-Vorbereitung haben die Testprep-Profis bei unserem Partner ArborBridge nun ein neues, kleines Paket aufgelegt, bestehend aus:

  • Diagnostic Test (Feststellung des aktuellen Leistungsstands)
  • 6 Stunden Einzelunterricht mit einem persönlichen Tutor
  • 2 vollständigen ACT-Probetests mit ausführlicher Auswertung

Das Ganze findet mittels Videotelefonie und Desktop-Sharing komplett über das Internet anstatt, d.h. bequem von zuhause aus, wenn es zeitlich passt. Näheres zur innovativen Testvorbereitungs-Methodik von ArborBridge siehe hier. Der Preis für das neue 6-Hour ACT Program beträgt 1.100 US-Dollar. Bei Interesse einfach eine Nachricht über das Kontakformular senden. Ein Diagnostic Test für SAT oder ACT ist übrigens jederzeit kostenlos möglich!

Summer School mit US-Schülern in Deutschland

Sogenannte „Pre-College Programs“ sind in den USA eine beliebte Möglichkeit, bereits als Schüler/in ein bisschen Universitätsluft zu schnuppern und einige Kurse bei Uni-Professoren zu belegen. Diese Angebote dauern meist 3-4 Wochen und finden während der Sommermonate statt, inklusive Campus-Unterbringung und Freizeitprogramm. Auch Schülern aus dem Ausland steht die Teilnahme offen, aber vielen dürfte die Reise zu weit sein.

Im Juli 2016 gibt es nun mit der neuen GGE Summer School erstmals die Möglichkeit, ein solches Pre-College Program gemeinsam mit amerikanischen Schülern hier in Deutschland zu belegen, genauer gesagt in der schönen Universitätsstadt Greifswald. Das vierwöchige Angebot richtet sich zwar hauptsächlich an US-High School Schüler der 9. bis 12. Klasse, die auf diese Weise internationale Erfahrung sammeln können, aber auch deutsche Teilnehmer sind herzlich willkommen. Sie haben so die Möglichkeit, amerikanische College-Kurse zu belegen und Kontakte mit Amerikanern zu knüpfen, ohne dafür extra in die USA reisen zu müssen.

Angeboten werden verschiedene Kurse (u.a. von Professoren der renommierten Georgetown University oder des Wellesley College), ein „College Admissions Bootcamp“, kulturelle Veranstaltungen, Gastredner-Events, verschiedenste Sportaktivitäten und ein 3-Tage-Trip nach Berlin. Geleitet wird die GGE Summer School von Prof. Dr. Michelle Facos, einer US-Professorin für Kunstgeschichte an der Indiana University (Bloomington) und ehemaligen Gastprofessorin der Universität Greifswald. Die Idee dazu hatte übrigens Felix Backhaus, den ich vor einiger Zeit bei seiner erfolgreichen Bewerbung an der Georgetown University unterstützen durfte. Insofern ist es mir ein besonderes Vergnügen, hier auf dieses spannende Angebot hinzuweisen.

Warum ich? Überzeugende Personal Statements für eine Master-Bewerbung in den USA schreiben

Entweder mache ich mir Sorgen oder was zu essen. … Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht. … Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.

Raffinierte Romananfänge wie diese machen neugierig auf mehr und sorgen dafür, dass ein Text im Gedächtnis bleibt. Ein schlechter Einstieg dagegen ist nicht so leicht wieder auszubügeln. Was für gute Literatur gilt, lässt sich auch auf ein Dokument übertragen, das an vielen Hochschulen in Nordamerika und andernorts fester Bestandteil der Bewerbung um ein Master- oder Doktorandenstudium ist: das sogenannte Personal Statement.

In diesem Motivationsschreiben sollen Bewerber auf ein oder zwei Seiten begründen, warum sie sich für einen bestimmten Studiengang bewerben und weshalb sie glauben, geeignete Kandidaten dafür zu sein. Die Bedeutung des Personal Statement für die Zulassungschancen ist nicht zu unterschätzen. Besonders wenn große Konkurrenz um die Studienplätze herrscht, kann ein gelungenes Schreiben den entscheidenden Ausschlag geben. Umgekehrt landen Bewerbungen mit einem wenig aussagekräftigen oder gar fehlerhaften Essay schnell auf dem Stapel mit den Ablehnungen.

Argumente in eigener Sache liefern

„Das Personal Statement kann manchmal Schwächen in anderen Teilen der Bewerbung ausgleichen, aber auch die eigenen Zulassungschancen komplett zunichte zu machen“, bestätigt Ruth Miller, die viele Jahre die Zulassung zum Master- und Doktorandenstudium an der renommierten Woodrow Wilson School of Public and International Affairs (Princeton University) geleitet hat. „Am meisten kommt es darauf an, starke Argumente in eigener Sache zu liefern. Ich möchte davon überzeugt werden, dass ich diese Person zulassen sollte und nicht eine andere mit ähnlich guten Qualifikationen. Es geht darum, sich irgendwie abzuheben.“

Aber wie macht man das am besten? Patentrezepte gibt es nicht, im Gegenteil: Wer sein Schreiben nach Schema F verfasst, wird kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber einige Grundprinzipien lassen sich durchaus auf fast alle Personal Statements übertragen, auch wenn die Fragestellungen im Einzelnen variieren.

Inhaltlich geht es fast immer darum, überzeugende Antworten auf drei Fragen zu geben: Welche Faktoren in der eigenen akademischen und persönlichen Entwicklung bewegen mich dazu, mich für diesen Studiengang zu bewerben? Warum bewerbe ich mich gerade für diesen Studiengang an dieser Universität und nicht irgendwo anders? Und was möchte ich hinterher mit dem Abschluss anfangen, d.h. wie kann er mir dabei behilflich sein, meine beruflichen Ziele zu erreichen? An diesen Fragen sollte sich auch der Aufbau des Textes orientieren.

Konkrete Beispiele und Details statt allgemeiner Phrasen

Diese Argumentation muss schlüssig sein und in allen Teilen mit konkreten Beispielen und Details unterfüttert werden, um glaubhaft zu wirken. Allgemeine Phrasen, die genauso gut auf zig andere Bewerber zutreffen könnten, helfen hier nicht weiter. Ebenso wenig lohnt es sich, die Hochschule mit Lob für ihre Ranking-Platzierungen, ihr fantastisches Lehrpersonal oder ihren hervorragenden Ruf zu überschütten und zu betonen, welche Ehre es wäre, dort zu studieren.  Das wissen die schon selbst.

Stattdessen erwarten die Zulassungsgremien, dass Bewerber klare Vorstellungen bezüglich ihres angestrebten Studiums und ihrer beruflichen Zukunft haben. Noch einmal Ruth Miller: „Oft schreiben die Leute über etwas, von dem sie keine Ahnung haben. Manche sagen: ‚Ich möchte irgendetwas mit internationalen Beziehungen machen‘ oder ‚Ich möchte später für die Vereinten Nationen arbeiten‘. Solche vagen Aussagen zeigen mir nur, dass diese Person sich noch überhaupt nicht mit den Realitäten dieser Berufsfelder befasst hat. Dieser Fehler kommt sehr häufig vor, und zwar insbesondere bei jüngeren Bewerbern ohne viel Berufserfahrung.“

Eine gründliche Recherche ist also das A und O eines guten Personal Statements. Es genügt nicht, einfach nur die Selbstdarstellungen der Hochschulen zu übernehmen um zu begründen, warum ein Studium dort eine tolle Sache wäre. Stattdessen gilt es z.B. herauszuarbeiten, wie sich die Ausrichtung des Fachbereichs mit den bisherigen Schwerpunkten aus dem eigenen Studium deckt oder diese ergänzt, mit welchen spezifischen Professoren man gerne zusammenarbeiten würde, oder warum der Aufbau des Studiengangs den eigenen Interessen besonders entgegenkommt. Das heißt auch, dass der Text für jede Hochschule individuell angepasst werden muss, um überzeugend zu sein. Schlimmster Fehler: Denselben Standard-Text für alle Bewerbungen zu benutzen und dann beim Copy/Paste vergessen, die Namen der Unis auszutauschen.

Weniger ist mehr

Für die Darstellung des eigenen akademischen und persönlichen Werdegangs gilt der Grundsatz: weniger ist mehr. Lieber ein oder zwei besonders bemerkenswerte Leistungen oder Erfahrungen aus dem Bachelorstudium auswählen und ausführlicher beschreiben als der Vollständigkeit halber möglichst viele Punkte oberflächlich auflisten. Durch ausgewählte Beispiele werden nämlich auch indirekt die eigenen Qualitäten viel einprägsamer  und glaubhafter deutlich als wenn man einfach nur Adjektive aneinanderreiht wie in „I am a hard-working, highly motivated team worker with outstanding analytical and communicative skills.“ Das kann jeder behaupten. Wichtiger ist zu beweisen, dass es stimmt.

Neben den Inhalten kommt es entscheidend auf Organisation und Stil des Schreibens an. Das Personal Statement soll schließlich keine bloße Auflistung von Fakten oder eine trockene Prosafassung des Lebenslaufs sein, sondern ein gut strukturierter, sprachlich geschliffener Essay.

Originalität ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Man darf nicht vergessen, dass die Gutachter an amerikanischen Graduate Schools oft Hunderte von Personal Statements lesen, die sich häufig erschreckend ähnlich sind. Wer ein wenig gegen den Strich schreibt und so seine Leser aus ihrem Routine-Modus reißt, ist anderen Bewerbern gegenüber im Vorteil.

Ein origineller Einstieg ist die halbe Miete

Womit wir wieder beim Einstieg in den Text wären. Mit einem originellen ersten Satz oder Absatz kann man die Neugier der Leser wecken. Statt also chronologisch vorzugehen oder gar die Fragestellung zu wiederholen, kann man mit einem Zitat, einer überraschenden Behauptung oder der Schilderung eines Aha-Erlebnisses die Gutachter von Beginn an für sich einnehmen. „Learning outside in a 9000-hectar forest was more engaging and exciting than sitting in a lab waiting for some bacteria to grow“ könnte z.B. ein spannender Auftakt für ein Personal Statement in Biologie sein.

Auch der Rest des Essays sollte eingängig geschrieben und gut lesbar sein. Deutsche Bewerber müssen hier besonders darauf achten, dass sie auf Englisch nicht den deutschen Stil weiterschreiben, der ihnen schon in der Schule als „gut“ beigebracht wurde. Bekanntlich gelten hierzulande gerade unter Akademikern komplexe Schachtelsätze, Passivkonstruktionen und Nominalisierungen noch immer als Ausdruck von Anspruch und Tiefgang. Im Englischen gilt umgekehrt das Ideal einer möglichst klaren, eleganten Sprache mit prägnanten, straffen Sätzen. Und dass der Essay absolut frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern sein sollte, versteht sich von selbst.

Damit das Personal Statement eine runde Sache wird, sollte im letzten Absatz noch einmal das Wichtigste zusammengefasst und, wenn möglich, auf den Anfang Bezug genommen werden. So entsteht der Eindruck innerer Stimmigkeit, und die Gutachter können den Essay ähnlich befriedigt aus der Hand legen wie einen Roman, bei dem sich am Ende alles zusammenfügt. Die eingangs zitierten Romananfänge stammen übrigens aus Blaue Wunder (Ildiko Kürthy), Der Fremde (Albert Camus) und Der Prozess (Franz Kafka).


Buchtipp: Beispiele für Personal Statements und Empfehlungsschreiben

Asher Graduate Admission EssaysZum Schluss noch ein Buchtipp: Der mit Abstand beste Ratgeber zum Thema ist „Graduate Admissions Essays“ vom US-Karriere-Guru Donald Asher, inzwischen in der vierten Auflage erhältlich. Das Buch enthält viele Tipps zur Ideensammlung, Konzeption und Überarbeitung solcher Texte. Das eigentliche Herzstück sind allerdings die insgesamt fünfzig Beispiele aus einer enormen Bandbreite von Disziplinen: Von Anglistik und Anthropologie über Biochemie, Geschichte, Jura, Mathematik, Neuropsychologie, Politikwissenschaft bis hin zu Tiermedizin und Women’s Studies ist so ziemlich jedes Fach mit einem von Asher kommentierten Personal Statement vertreten. Auch stilistisch variieren die Beispiele von stark autobiografisch geprägten Skizzen (z.B. bei Künstlern) bis zu komplett unpersönlichen Zusammenfassungen bisheriger Forschungstätigkeit (z.B. bei Post-doc Bewerbungen von Naturwissenschaftlern). Abgerundet wird das Buch mit einem Kapitel über Empfehlungsschreiben (letter of recommendation), die ebenfalls immer zu einer Bewerbung für Hochschule und Stipendium gehören. Auch dieser Abschnitt enthält einige Beispielempfehlungen für unterschiedliche Zwecke. Asher erläutert außerdem, welche Dozenten man am besten anspricht, mit welchen Informationen man sie vorab versorgen sollte und wie man auch ansonsten Einfluss darauf nehmen kann, dass am Ende wirklich aussagekräftige Referenzen stehen, die einer Bewerbung den entscheidenden Kick geben können. Erhältlich bei Amazon.

(Dieser Artikel erschien zuerst im August 2012 auf der Go out!-Webseite des DAAD.)

Foto (c) Shutterstock

Kurz vorgestellt: Stanford University

Die private Stanford University in Kalifornien zählt zu den renommiertesten Universitäten der Welt. Mit insgesamt rund 15.000 Studierenden, davon knapp die Hälfte im Bachelorstudium, hat die Hochschule für viele genau die richtige Größe: nicht zu groß, nicht zu klein. Gelegen ist Stanford in der San Francisco Bay Area, unweit der Stadt Palo Alto, einer High-Tech Hochburg im nordwestlichen Silicon Valley. Ein Studienplatz an Stanford ist heiß begehrt: Im letzten Jahr (2015) wurden von 38.828 Bewerbern für das Bachelorstudium nur 2.209 zugelassen; das entspricht einer Quote von 5,7 Prozent. Fast alle zugelassenen Bewerber zählten zu den besten 10 Prozent ihres Jahrgangs, und rund 75 Prozent hatten beim Eignungstest SAT mehr als 700 Punkte (von 800) in den einzelnen Abschnitten erreicht. Damit liegt Stanford in punkto Reputation und Zulassungschancen inzwischen gleichauf mit den Ivy League-Elitehochschulen an der amerikanischen Ostküste.

Stanford und die Ivy League

Abgesehen von den Zulassungsstatistiken gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen Stanford und der Ivy League. Das liegt nicht nur daran, dass in Kalifornien häufiger und länger die Sonne scheint als in Massachusetts oder Connecticut. Die ganze intellektuelle Kultur und die Atmosphäre auf dem Campus sind anders. Während die ersten großen Universitäten an der Ostküste ursprünglich nach europäischem Vorbild gegründet wurden, um über Fragen der menschlichen Existenz und den Sinn des Lebens nachzudenken, gründet sich Stanfords Ruhm auf seiner Stärke in den Naturwissenschaften und dem Ingenieurwesen, wo es um praktische Anwendungen und Erfindergeist geht und weniger darum, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. In diesem Sinne ist Stanford die erste große wirklich „amerikanische“ Universität. Erst später kamen dann auch exzellente Programme in den Geistes- und Sozialwissenschaften hinzu. Diese unterschiedliche Ausrichtung merkt man bis heute; sie wird noch verstärkt durch die typisch kalifornische „Laid back“-Mentalität.

Stanford University-2Auch äußerlich sieht man die Unterschiede: Stanfords großer grüner Campus mit seinen im spanischen Kolonialstil gehaltenen, von roten Ziegeln bedeckten Gebäuden ist offen und der Welt zugewandt, während die efeuumrankten, neogotischen Innenhöfe der Ostküsten-Unis eher den Blick nach innen symbolisieren – auch wenn Architekturkritiker gelegentlich spötteln, der Stanford-Campus sehe aus wie das größte mexikanische Restaurant der Welt. Aber Stanford unterscheidet sich auch vom großen lokalen Rivalen UC Berkeley, der vielleicht besten staatlichen Universität der USA, die nur wenige Meilen entfernt liegt. Während auf dem Berkeley-Campus mit seinen 35.000 Studierenden ein ständiges Gewusel herrscht und der legendäre Polit-Aktivismus noch immer zu finden ist, geht es an Stanford ruhiger, gediegener und wohlhabender zu – schließlich ist das Studium hier mit Gebühren von aktuell rund 42.000 US-Dollar pro Jahr auch bedeutend kostspieliger.

Überall Spitze: Studienfächer an Stanford

Stanfords große akademische Stärken liegen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, in Informatik, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Doch auch die anderen Fachbereiche sind durch die Bank hervorragend. Aber wie an den meisten anderen US-Hochschulen gibt es auch hier umfangreiche allgemeinbildende „general education requirements“, die alle Bachelorstudenten unabhängig vom ihrem späteren Hauptfach belegen müssen. Im ersten Studienjahr zum Beispiel ist in jedem Quartal ein Einführungskurs in die Geisteswissenschaften vorgeschrieben, in dem die Studierenden sich in der Textanalyse üben sollen. Auch Schreibkurse und Fremdsprachen stehen auf dem Programm. Ihr Hauptfach („major“) wählen die Bachelorstudenten erst im Verlauf des Studiums, basierend auf ihren intellektuellen Interessen und in Absprache mit Ihrem Academic Director und „Pre-Major Advisor“.

Das Studium an Stanford ist höchst anspruchsvoll, bietet aber auch viel Flexibilität, ungewöhnliche, interdisziplinäre Programme sowie die Möglichkeit, sich bereits früh an der wissenschaftlichen Forschung zu beteiligen. Die allermeisten Lehrveranstaltungen werden von den Professoren selbst unterrichtet, nicht von ihren Assistenten, wie oft an großen Hochschulen üblich. In rund drei Vierteln der Kurse sitzen nach Angaben der Hochschule nicht mehr als 20 Studierende – da ist Raum für intensive Diskussionen.

Studentisches Leben

Stanford-4Der Großteil des Soziallebens an Stanford spielt sich auf dem Campus ab. Alle Studienanfänger werden in Wohnheimen untergebracht. Die meisten bleiben auch dort, da das Silicon Valley extrem teuer ist. Die nahegelegenen Hügel eignen sich perfekt zum Joggen und Radfahren; außerdem sind die Pazifikküste und San Francisco in weniger als einer Stunde erreichbar. Etwas längere Ausflüge führen in die Sierra Nevada oder nach Los Angeles. Wenn man von Freizeitaktivitäten an Stanford spricht, darf natürlich auch der Sport nicht unerwähnt bleiben, denn die Begeisterung dafür ist riesig, und die Teams der Hochschule haben seit 1980 fast 80 nationale Meistertitel geholt, insbesondere im Baseball und im Football. Das jährliche Football-Duell gegen den Erzrivalen Berkeley ist als „Big Game“ bekannt. Auch für Freizeitsportler gibt es zahlreiche Möglichkeiten; allein der Sportkomplex der Hochschule umfasst 26 Tennisplätze, 2 Turnhallen, ein Stadion, einen Golfplatz und 4 Schwimmbecken. Kurz gesagt, Stanford bietet das komplette Paket: erstklassiges Studium, erstklassigen Sport, sonniges Wetter, faszinierende Leute und kalifornische Entspanntheit.

Bewerbung an Stanford

Wer sich erfolgreich an Stanford bewerben will, braucht vor allem eines: herausragende Schulnoten und Top-Ergebnisse in den Eignungstests SAT oder ACT sowie den Nachweis sehr guter Englischkenntnisse in den Sprachtests TOEFL oder IELTS. Doch das allein genügt nicht: Die Universität schaut auch danach, was jemand außerhalb des Unterrichts so alles auf die Beine stellt. Gefragt sind Begeisterung, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft, Führungskraft und generell ein attraktives Persönlichkeitsprofil. Dies ist nicht Stanford-spezifisch, sondern gilt für alle hochrangigen US-Universitäten. Dennoch ist die Konkurrenz hier natürlich besonders groß. Um die Bewerber besser kennenzulernen, verlangt Stanford neben dem Haupt-Bewerbungsessay noch drei weitere Kurzessays, die schon so manchem Bewerber Kopfzerbrechen bereitet haben. In jeweils nicht mehr als 250 Wörtern gilt es, folgende Fragen originell zu beantworten:

  • The Stanford community is deeply curious and driven to learn in and out of the classroom. Reflect on an idea or experience that makes you genuinely excited about learning.
  • Virtually all of Stanford’s undergraduates live on campus. Write a note to your future roommate that reveals something about you or that will help your roommate – and us – get to know you better.
  • Tell us about something that is meaningful to you and why.

Kosten eines Studiums an Stanford

Stanford-3Summa summarum (also inkl. Unterkunft im Wohnheim und Verpflegung) belaufen sich die Studienkosten an Stanford zurzeit auf circa 60.000 US-Dollar pro Jahr. Gleichzeitig vergibt die Universität aber auch zum Teil sehr hohe Stipendien bis hin zur Übernahme der kompletten Kosten – und zwar auch für internationale Bewerber! Bei diesen Finanzhilfen handelt es sich um „need-based aid“, d.h. die Förderung beruht allein auf finanzieller Bedürftigkeit. Wer sich dafür bewerben will, muss zusammen mit der Bewerbung die finanzielle Situation der Familie offen legen, ähnlich wie beim Bafög in Deutschland. Im Falle einer Zulassung übernimmt die Universität dann die Differenz zwischen dem, was die Familie selbst zahlen kann und dem, was es insgesamt kostet. Anders ausgedrückt: Wer das Studium bezahlen kann, muss auch zahlen und bekommt kein Stipendium. Wer nicht (alles) zahlen kann, wird unterstützt. Der Haken für ausländische Bewerber ist natürlich, dass die Zahlungsfähigkeit eine gewisse Rolle bei der Zulassungsentscheidung spielt, d.h. je mehr Geld man von der Universität benötigen würde, desto unwiderstehlicher muss die Bewerbung sein. Also noch unwiderstehlicher als sie bei der großen Konkurrenz ohnehin schon sein muss.

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Fotos (c) Wikipedia

1,2 Milliarden Dollar: Mehr Stipendien für Ausländer an US-Universitäten

Internationalisierung ist heute mehr denn je ein wichtiges Qualitätsmerkmal für Hochschulen weltweit. Ausländische Studierende stellen eine Bereicherung des Universitätslebens dar, von der alle Seiten nur profitieren können.  Das wissen die Spitzenuniversitäten in den USA schon lange, aber in den letzten Jahren sind es auch immer mehr kleine und wenig bekannte Einrichtungen, die sich aktiv um internationale Studierende bemühen. Und so ist die Anzahl der Ausländer, die an amerikanischen Colleges und Universitäten eingeschrieben sind, im letzten Jahr auf ein Rekordhoch von rund 975.000 gestiegen, wie das Institute of International Education (IIE) kürzlich in seinem Open Doors Report für 2015 bekanntgab. Fast ein Drittel stammt aus China, gefolgt von Indien, Südkorea und Saudi-Arabien. Deutschland liegt mit rund 10.000 Studierenden auf Platz 14 der Herkunftsländer.

Erfreulich an dieser Entwicklung ist auch, dass die US-Unis neben Stipendien für Masterstudenten und Doktoranden auch immer mehr Gelder für die finanzielle Unterstützung ausländischer Bachelorstudenten bereitstellen, wie die folgende Grafik zeigt (zum Vergrößern klicken):

USA-Stipendien-fur-Auslander

Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 811 US Hochschulen (Colleges und Universitäten), die irgendeine Form von Stipendium für internationale Bachelorstudenten anboten – ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Jahr 2007/08, als es „nur“ 646 Hochschulen waren. Auch die Gesamtsumme der Stipendien hat sich in nur acht Jahren drastisch erhöht, von jährlich 573 Mio Dollar auf zuletzt knapp 1,2 Mrd. Dollar. Dieser Betrag umfasst sowohl Finanzbeihilfen, die aufgrund von nachgewiesener finanzieller Bedürftigkeit vergeben werden („need-based aid“), als auch Stipendien für besondere Leistungen unabhängig vom eigenen Budget („merit-based aid“).

Es ist also nicht so, dass es keine Fördermöglichkeiten für ein komplettes Bachelorstudium in den USA gibt, wie es manchmal heißt. Die US-Unis sind bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen, um die klugsten Köpfe und interessantesten Persönlichkeiten aus aller Welt an ihren Campus zu holen. Auch ich hatte in meiner Beratung schon leistungsstarke Schüler, die ein Stipendium von mehr als 50.000 Dollar pro Jahr bekommen haben. Andererseits sind natürlich über den hier betrachteten Zeitraum auch die Studiengebühren deutlich gestiegen, was den Anstieg der Stipendiensumme etwas relativiert. Bedenkt man dann noch, dass die Anzahl der Bewerbungen aus dem Ausland in den letzten Jahren massiv in die Höhe geschossen ist, wird schnell klar, dass die Konkurrenz trotz steigender Stipendiensummen eher größer als kleiner geworden ist.

Der Redesigned SAT ist da: Was ist neu am neuen Test?

Gestern war ein historischer Tag für die US-Hochschulwelt, denn der Eignungstest SAT wurde zum letzten Mal in seiner bisherigen Form durchgeführt. Ab März 2016 wird der Test, der an rund 80 Prozent der US-Hochschulen für die Zulassung zum Bachelorstudium verlangt wird, in einer völlig überarbeiteten Fassung angeboten – als sogenannter „Redesigned SAT“ (oder rSAT). Wer also noch alte Vorbereitungsbücher zuhause hat, kann sie getrost entsorgen, denn der neue Test ist so stark verändert worden, dass die alten Materialien nicht mehr zu gebrauchen sind. Zum Glück stellt das College Board ab sofort zum ersten Mal umfangreiche kostenlose Vorbereitungsmaterialien zur Verfügung. Dazu weiter unten mehr. Was also ist neu am neuen SAT, und warum wurde der Test überhaupt so grundlegend verändert?

Kritik am alten SAT

Die Änderungen sind eine Reaktion auf die anhaltende Kritik, die der SAT in seiner bisherigen Fassung von fast allen Seiten – Schüler, Eltern, Lehrer, Hochschulen – auf sich gezogen hat. Der Test nimmt für sich in Anspruch, anhand sprachlicher und mathematischer Aufgaben die allgemeine intellektuelle Befähigung für ein Studium zu erfassen. Es wird also kein spezifisches Wissen getestet, sondern kognitive Fähigkeiten. Doch vielleicht gerade weil die Fragen bislang wenig mit den konkreten schulischen Unterrichtsinhalten zu tun hatten, galt der SAT vielen als unberechenbar und sogar tückisch, weil manche Fragen absichtlich zweideutig formuliert waren. Für falsche Antworten gab es zudem einen Viertel Punkt Abzug, so dass auch noch Risikobereitschaft und taktisches Verhalten eine Rolle spielten.

Berüchtigt war der Test auch für die vielen obskuren Vokabeln, die im normalen Leben kein Schüler benutzt, die man aber kennen musste, um damit relativ zusammenhangslos kurze Lückentexte zu füllen („mellifluous“, „lugubrious“, „avuncular“ usw.). Wer eine gute Punktzahl erreichen wollte, musste sich also neben der Schule ausgiebig vorbereiten, was zulasten des schulischen Lernens ging. Dabei sollte es doch eigentlich so sein, dass Schüler, die mit dem Unterrichtsstoff gut klarkommen, einen Studierfähigkeitstest nicht zu fürchten brauchen. Und dann ist da noch die Frage der Chancengleichheit, denn Schüler aus Familien, die viel Geld für professionelle Testvorbereitung ausgeben können, sind gegenüber weniger zahlungskräftigen Schichten (oft insbesondere ethnische Minderheiten) deutlich im Vorteil.

Es gab daher massive Zweifel, ob der SAT wirklich etwas über die akademische Eignung aussagt oder eher über Bildung und Einkommen der Eltern. Immer mehr US-Hochschulen sind daher in den letzten Jahren vom SAT und anderen Ankreuztests abgerückt, mit der (einleuchtenden) Begründung, dass die Schulnoten in dieser Hinsicht viel aussagekräftiger sind – was auch durch zahlreiche Studien belegt ist. Die Macher des SAT (das College Board) haben sich nun mit Kritikern, Experten und Interessengruppen zusammengesetzt, um den Test gemeinsam zu verbessern. Und das ist auch gelungen, wie ich finde. Der entscheidende Richtungswechsel besteht darin, dass die Aufgaben und Fragen im neuen SAT nun viel stärker an das gekoppelt sind, was amerikanische Schüler im Unterricht täglich behandeln und lernen.

Auf die Inhalte kommt es an

Der Redesigned SAT, der in Deutschland, Österreich und der Schweiz erstmals am 7. Mai 2016 durchgeführt wird, dauert 3 Stunden und besteht aus drei langen Teilen (in dieser Reihenfolge): Leseverständnis (Reading, 65 min.), sprachlicher Ausdruck (Writing and Language, 35 min.) und Mathematik (80 min.). Ein vierter Teil (Essay) ist  optional, wird aber wahrscheinlich von etlichen US-Unis erwartet. Für den Essay sind noch einmal 50 Minuten vorgesehen, wodurch sich die Gesamtdauer auf knapp vier Stunden erhöht. Bei den Punkten ist man zur alten Skala von max. 1.600 Punkten zurückgekehrt; der Essay wird getrennt bewertet. Im Wesentlichen wurde der Test gegenüber dem bisherigen SAT in acht Punkten verändert:

  1. Relevant Words in Context: Anstatt ohne viel Zusammenhang exotische Vokabeln abzufragen, die man entweder kennt oder nicht, stehen jetzt Wörter im Vordergrund, die in Studium und Beruf wichtig sein werden und deren genaue Bedeutung größtenteils vom Kontext abhängt, in dem sie vorkommen.
  2. Command of Evidence: Im neuen SAT geht es immer wieder darum zu begründen, warum eine Antwort richtig oder falsch ist, also nach Belegen (evidence) im Text zu suchen, die eine Behauptung oder Aussage stützen. Genau wie man es bei einer Erörterung oder Textanalyse machen würde.
  3. Essay Analyzing a Source: Der Essay wurde ebenfalls grundlegend verändert. Anstatt zu einer vorgegebenen Frage Stellung zu nehmen („Sind Schuluniformen sinnvoll? Begründe deine Meinung.“) geht es nun darum, eine Quelle zu analysieren, z.B. eine Rede von Martin Luther King. Wie argumentiert er, um seine Zuhörer zu überzeugen, welche Belege führt er an, und welche rhetorischen Mittel verwendet er?
  4. Focus on Math that Matters Most: Bisher stammten die Mathematik-Aufgaben aus sehr vielen verschiedenen Bereichen, nun konzentriert sich der Test auf drei Kernbereiche, die für Studium und Beruf am wichtigsten sind. Beim SAT heißen sie „Heart of Algebra“, „Problem Solving and Data Analysis“ und „Passport to Advanced Math“. Es geht also mehr in die Tiefe als in die Breite; Fragen aus der Geometrie zum Beispiel wurden gegenüber dem alten Test stark reduziert. Dafür sind die Fragen jetzt schwieriger, und das Mathe-Ergebnis macht 50% der Gesamtpunktzahl aus. Wer also mit Mathe fremdelt, ist eventuell mit dem ACT-Test besser beraten.
  5. Problems Grounded in Real-World Contexts: Anders als früher haben die Aufgaben nun mehr mit dem „wirklichen Leben“ zu tun, d.h. mit der Art von Problemen, mit denen man sich in Studium und Beruf beschäftigt. Anstatt also z.B. in einzelnen, isolierten Sätzen jeweils den Grammatik-Fehler finden zu müssen, geht es nun wie im realen Leben darum, längere, zusammenhängende Textpassagen sprachlich-stilistisch zu überarbeiten.
  6. Analysis in History/Social Studies and in Science: Inhaltlich beschäftigen sich viele Texte und Mathematikaufgaben nun hauptsächlich mit Themen aus den Bereichen Geschichte, Sozialwissenschaften und Naturwissenschaft. Es geht nicht um Faktenwissen, sondern um die Anwendung von Analyse- und Problemlösungstechniken, die man in diesen Fächern lernt.
  7. U.S. Founding Documents and the Great Global Conversation: Der Leseverständnisteil enthält ab sofort immer einen Ausschnitt aus einem der Gründungsdokumente der USA (z.B. Unabhängigkeitserklärung, Verfassung) oder einem anderen philosophischen oder literarischen Klassiker der politischen Ideengeschichte. Das klingt wie eine Benachteiligung ausländischer Bewerber, muss aber nicht so sein, denn Wissen über US-Geschichte wird nicht erwartet – letztlich handelt es sich einfach um einen weiteren Leseverständnistext.
  8. No penalty for Wrong Answers: Im neuen SAT gibt es keinen Punktabzug mehr für falsche Antworten. Man kann und sollte also auf jeden Fall raten, wenn man eine Antwort nicht weiß. Dadurch dass außerdem beim Multiple Choice jetzt nicht mehr fünf, sondern nur noch vier Antworten zur Wahl stehen, ist sogar die Wahrscheinlichkeit gestiegen, mit der geratenenen Antwort richtig zu liegen!

Kostenlose Testvorbereitung für alle

Bleibt noch die Sache mit der Chancengleichheit. Auch hier hat das College Board die Kritik ernst genommen und zusammen mit dem gemeinnützigen Bildungsanbieter Khan Academy umfangreiche Vorbereitungsmaterialien entwickelt, die ab sofort kostenlos unter www.khanacademy.org/sat zur Verfügung stehen. Neben unzähligen Übungsbeispielen und Tipps gibt es dort auch vier komplette Probetests mit persönlicher Auswertung. Darüber hinaus gibt es natürlich weiterhin für relativ wenig Geld gedruckte Vorbereitungsmaterialien im Buchhandel.

Zur Vorbereitung empfehle ich auch das folgende, rund einstündige Webinar: The International Student Guide to the rSAT. Meine wunderbare Kollegin Dr. Megan Stubbendeck von den Testprep-Experten bei ArborBridge erläutert ausführlich, worum es beim Redesigned SAT geht: Wie ist der Test aufgebaut, welche Inhalte sind in den einzelnen Testabschnitten zu erwarten, und womit könnten insbesondere Nicht-Amerikaner besondere Schwierigkeiten haben? Gegen Ende vergleicht sie auch den rSAT mit dem ACT und gibt Tipps, welcher der beiden Tests die bessere Wahl sein könnte. Zum Anschauen muss eine E-Mail-Adresse eingegeben werden, aber keine Sorge: Es kommt kein Spam von ArborBridge, und falls doch: Beschwerde gerne an mich. Ich kann übrigens auch einen kostenlosen Diagnostic Test inkl. persönlichem Beratungsgespräch mit den Kollegen in Kalifornien arrangieren – einfach kurze Mail an: info [at] consultus [punkt] org.

Die Downloads zum Webinar gibt es hier.

Wie die amerikanischen Hochschulen die Ergebnisse aus dem neuen Test interpretieren werden, bleibt abzuwarten. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis die Zulassungsstellen ein Gespür dafür bekommen, was die Punktzahlen wirklich aussagen. Möglich ist auch, dass das College Board nach den ersten Durchgängen noch Änderungen am Format vornimmt. Wer daher auf Nummer Sicher gehen will, kann anstelle des SAT auch den ACT ablegen. Der hat sich seit Jahren nicht verändert, wird überall anerkannt und war in vielen Punkten Vorbild für die Neuerungen im SAT. Tatsächlich machen inzwischen mehr Amerikaner den ACT als den SAT. Mal sehen, ob der neue SAT wieder Boden gut machen kann.

Foto (c) The College Board

TOEFL und IELTS Erfahrungsberichte

Im Nachrichten-Portal Spiegel Online sind jetzt kurz hintereinander zwei  Erfahrungsberichte zu den beiden Englisch-Sprachtests TOEFL und IELTS erschienen. Die beiden Berichte geben einen guten Einblick in Ablauf und Inhalte der Tests und decken sich weitestgehend mit dem, was ich von den Schülern höre, die ich im Rahmen meiner USA-Studienberatung betreue. Hier die Links:

Ein wenig störend finde ich allerdings in beiden Artikeln den lamentierenden Tonfall – als ob es eine unzumutbare Schikane darstellt, wenn Universitäten von ausländischen Bewerbern einen Nachweis ihrer Englisch-Kenntnisse verlangen. Und die entsprechenden Tests auch noch Geld kosten. Das hat sicher damit zu tun, dass der TOEFL-Kandidat den Test für ein Studium in Deutschland (!) brauchte und die IELTS-Kandidatin der Meinung war, ihre Sprachkenntnisse allein durch ihre bisherige Ausbildung hinreichend nachgewiesen zu haben. Das sind aber eher untypische Fälle. Für alle, die im englischsprachigen Ausland studieren wollen, sind diese Tests völlig zu Recht Pflicht und nach meiner Erfahrung auch ein aussagekräftiges Messinstrument. Und für die meisten Bewerber aus Deutschland auch ohne teure Kurse machbar.

Völlig unvorbereitet – wie teilweise in den Kommentaren zu den beiden Artikeln empfohlen – würde ich dennoch nicht in die Prüfungen gehen. Meistens genügt es, sich mithilfe eines Buches und einiger Beispieltests mit dem Format der Tests vertraut zu machen, um dann beim Termin zu wissen, worauf es ankommt. Zur Vorbereitung haben sich die folgenden Bücher bewährt: Für den TOEFL der Official Guide to the TOEFL Test with CD-ROM und für den IELTS die beiden Bände Official IELTS Practice Materials 1 with Audio CD sowie Official IELTS Practice Materials 2 with DVD.

Colleges und Universitäten in Nordamerika akzeptieren in der Regel sowohl den TOEFL als auch den IELTS. Näheres zu den Unterschieden siehe hier.

„First Generation“: Dokumentarfilm über Arbeiterkinder an US-Unis

„First Generation Students“ – dieser aus den USA stammende Begriff hat sich inzwischen auch bei uns eingebürgert für Studierende, die aus nicht-akademischen Elternhäusern stammen und somit die ersten in ihrer Familie sind, die ein Studium aufnehmen. Die erste Zeit an der Uni ist oft nicht leicht, denn anders als viele Kommilitonen aus Akademikerhaushalten können First Generation Students kaum auf Unterstützung, Erfahrungen und Kontakte der Eltern oder der Geschwister zurückgreifen. Die Erwartungen, Abläufe und Codes auf dem Campus sind fremd, und oft traut man sich nicht zu fragen, um sich keine Blöße zu geben. Hinzu kommt, dass viele dieser Arbeiterkinder nebenbei jobben müssen, um sich ihr Studium finanzieren zu können, was eine zusätzliche Belastung bedeutet. Angesichts der hohen Studiengebühren ist dies insbesondere in den USA eine Hürde, die viele Schüler aus einkommensschwachen Familien von einem Studium abschreckt.

Der Dokumentarfilm „First Generation“ (2012) der beiden US-Filmemacher Jaye und Adam Fenderson begleitet über zwei Jahre den Weg von vier Jugendlichen aus Kalifornien, die als erste in ihren Familien aufs College gehen. Er zeigt exemplarisch die Schwierigkeiten, aber auch die Chancen, die sich mit diesem Schritt verbinden. Außerdem bietet der Film interessante Einblicke in das amerikanische Schul- und Studiensystem, und zwar jenseits der bekannten Eliteuniversitäten. Sehenswert! Ich hatte im Juni 2012 das Vergnügen, bei der Europapremiere von First Generation in Berlin dabei zu sein und die Regisseure kennenzulernen. Der Verein Arbeiterkind hatte die beiden nach Deutschland geholt. Die Fendersons möchten einerseits Jugendlichen aus Nicht-Akademikerfamilien Mut machen, den Schritt an die Uni zu wagen, um ihre Berufschancen zu verbessern, und andererseits die Hochschulen für die besonderen Bedürfnisse dieser Gruppe zu sensibilisieren.  Auch in Deutschland geschieht dies ja erfreulicherweise inzwischen.

Seit kurzem gibt es den Film in voller Länge auf YouTube zu sehen:

Eine deutsche Untertitelung gibt es nicht, aber durch Klicken auf die Untertitel-Schaltfläche können englische Untertitel aktiviert werden.

An award-winning documentary narrated by Golden Globe nominee Blair Underwood, First Generation tells the story of four high school students – an inner city athlete, a small town waitress, a Samoan warrior dancer, and the daughter of migrant field workers – who set out to break the cycle of poverty and bring hope to their families and communities by pursuing a college education.